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(nmz - ddp) Da bemüht man sich auf Stiftungsebene rührend zum Beispiel um kulturelle Bildung. Unternehmerische Entscheidungen fallen ganz anders motiviert: Der Bertelsmann-Konzern steigt vollständig aus dem Musikgeschäft aus:
Gepokert, oder soll man sagen: gebrokert wurde schon länger, jetzt ist es amtlich. Das Gütersloher Unternehmen steigt nach knapp vier Jahren aus dem Gemeinschaftsunternehmen Sony BMG Music Entertainment aus. Das Unternehmen gebe seinen 50-Prozent-Anteil an Sony ab, teilten beide Konzerne am Dienstag in New York mit. Spekulationen über diesen Schritt gab es seit Monaten. Zugleich teilte Bertelsmann mit, die Sparte Bertelsmann Music Group (BMG) künftig auf das Management von Musikrechten auszurichten.Sony BMG, das künftig unter dem Namen Sony Music Entertainment firmiert, wird durch die Transaktion zu einer 100-prozentigen Sony-Tochter. Über die Höhe des Verkaufspreises gab es keine Informationen. In einem früheren Bericht der «Financial Times Deutschland» sprach eine mit den Vorgängen vertraute Person davon, dass Bertelsmann für die Plattenfirma «vielleicht 1,2 bis 1,3 Milliarden Dollar erhalten» würde.
Die Musiksparte BMG von Bertelsmann, die in erster Linie das Joint Venture Sony BMG umfasst, erhöhte ihr Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um drei Millionen Euro auf 93 Millionen Euro. Der Umsatz lag bei 1,46 Milliarden Euro und ging im Vergleich zum Vorjahr um mehr als eine Milliarde Euro zurück. Diese Einbußen begründete das Unternehmen unter anderem mit der schwachen Entwicklung des globalen Musikmarktes.
«Diese Akquisition wird es uns ermöglichen, eine noch tiefergehende, stabilere Integration zwischen den weitreichenden globalen Aktivitäten des Musikunternehmens und Sonys Produkten, Konzernfirmen und Beteiligungen zu erreichen», begründete Sony-Chef Howard Stringer die komplette Übernahme des 2004 aus der Fusion von Sony Music Entertainment mit der Bertelsmann-Musiksparte BMG entstandenen Joint Ventures.
Der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Hartmut Ostrowski erklärte, die strategische Entscheidung sei «nach sorgfältiger und gründlicher Abwägung» getroffen worden. Sie stehe im Einklang mit der neuen Wachstumsstrategie. Bertelsmann kündigte zudem an, BMG künftig auf Management von Musikrechten auszurichten. Im Zuge der Transaktion würden ausgesuchte europäische Kataloge von Musikrechten von Sony BMG übernommen. Sie umfassten die Werke von mehr als 200 Künstlerinnen und Künstlern.
Diese Übernahme sei ein wichtiger Schritt hin zum geplanten Aufbau einer Lizensierungs- und Verwaltungsplattform für die Wahrnehmung und Vermarktung von Musikrechten unter der Marke BMG, teilte das Unternehmen mit. Designierter Geschäftsführer von BMG mit Sitz in Berlin sei Hartwig Masuch. Er habe zuletzt Bertelsmann in den Verhandlungen mit Sony beraten.
Bereits vor zwei Jahren begann Bertelsmann seinen Rückzug aus dem anhaltend kriselnden Musikgeschäft. Damals verkaufte das Gütersloher Unternehmen seinen Musikverlag BMG Music Publishing. Creative Industries - was für ein interessanter Markt...