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Reformvorhaben der GEMA: Unübersichtliches Dickicht oder der Ausweg aus demselben? Foto: Martin Hufner
Reform der GEMA verheddert sich in ihren Argumenten.
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GEMA-Reform aufhalten! – Stellungnahme der Freien Akademie der Künste Hamburg

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Die Freie Akademie der Künste in Hamburg schaut besorgt auf die geplante Reform der GEMA und fordert, den Prozess aufzuhalten und alle Beteiligten gemeinsam an einen Tisch zu bringen.

Wir sehen, dass die traditionellen Kategorisierungen von »E« und »U«-Musik aufweichen: der Musikbegriff war schon immer lebendig, er änderte sich stets und wird sich auch in Zukunft weiter ändern. Die von Vorstand und Aufsichtsrat eingebrachte Reform, die weitestgehend ohne Beteiligung der Komponist:innen aus dem »E«-Bereich geplant und nun in erstaunlicher Geschwindigkeit durchgeboxt werden soll, reformiert hingegen nicht behutsam und gemeinschaftlich Begriffe und Verteilungsschlüssel: die Reform geht einseitig zu Lasten der Sparte »E« und entzieht einer ganzen Kunstsparte de facto ihre Existenz. Eine Reform, die, außer den Großkonzernen, nur Verlierer produziert, kann keine gute Reform sein! Das bislang solidarische Umverteilungssystem wird zu Gunsten eines ausschließlich kommerziell wirkenden Inkasso-Systems abgeschafft. Dadurch wird es Komponist:innen aus dem bisherigen Bereich »E« kaum mehr möglich sein, jemals ordentliches Mitglied zu werden und somit die Geschicke der GEMA mitbestimmen zu können.

Die Bemühungen von Vorstand und Aufsichtsrat, die »Kunstmusik« weiterhin als förderungswürdig anzuerkennen, sind Makulatur: ein System, nach dem Gremien in komplizierten Verfahren in Zukunft »Punkte« verteilen, um Werke, Orte etc. mit dem Label »Kunst« zu etikettieren, ist nicht nur bürokratisch, unausgegoren und fragwürdig: es spaltet! Aus »E« und »U« wird nun »Kunst« oder »keine Kunst« – das kann nicht das Ergebnis einer Reform sein!

Die Einführung von sogenannten »Leuchtturmförderungen« u. ä. sind reine Nebelkerzen – in der Wüste braucht es keine Leuchttürme. Deutschland kann glücklich über eine ungeheuer reiche und diverse Kunst- und Kulturlandschaft sein. Sie hält nicht nur den Menschengeist zusammen und lebendig, sie ist existentieller Bestandteil unserer liberalen Demokratie.

Die geplante Reform der GEMA, der einseitige Blick auf den Kommerz, gefährdet ein Weiterbestehen einer diversen Musikkultur. Komponist:innen werden einen Teil ihres Einkommens verlieren – die Musikkultur insgesamt wird verarmen. Wir bitten Sie eindringlich: Stoppen Sie die Reform und beteiligen Sie alle betroffenen Gruppen an einer echten, gemeinsamen und wirklich solidarischen Reform.

Michael Propfe
Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg

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