Frankfurt/Main (ddp). Die Zeiten des klassischen Musikfernsehens sind nach Ansicht von Experten vorbei. Die meisten Musikvideos werden im Internet angeschaut oder auf ein tragbares Abspielgerät geladen, wie der Frankfurter Kulturwissenschaftler Thorsten Wübbena sagte.
Zusammen mit seinem Kollegen Henry Keazor organisiert er von Freitag bis Sonntag an der Frankfurter Goethe-Universität ein internationales Symposium zur Geschichte des Musikvideos. «Sender wie MTV oder Viva müssen aufpassen, dass sie in diesem Wandel nicht untergehen», erläuterte der Wissenschaftler.
Qualitativ gute Musikvideos seien «mehr als drei Minuten Trash und schnelle Schnittfolgen», sagte Wübbena. Im Optimalfall verwöben und verbänden sich die drei Ebenen Bild, Text und Musik zu einem Ganzen. So würden einerseits «die Liebhaber einer Band gefesselt, aber auch Menschen, die mit der Musik alleine eher weniger anfangen können», sagte Wübbena. Letztlich unterschieden sich gute Musikclips qualitativ nicht von guten Filmen. Dies könne man auch daran sehen, dass namhafte Filmregisseure oftmals auch Musikvideos inszenierten.
Das Besondere an dem Frankfurter Symposium ist, dass Musikvideos nicht nur aus kunsthistorischer Sicht, sondern auch aus medien- und filmwissenschaftlicher Warte beleuchtet werden sollen. Dazu eigneten sich aber «nur etwa zehn Prozent» aller Musikvideos, «der Rest ist Schrott», sagte Wübbena. Bei der Qualität des Musikvideos spiele die Musikrichtung keine Rolle: «Man findet gute Rock- und Popvideos ebenso wie anspruchsvolle Hip-Hop-Clips.»
Eines von Wübbenas Lieblings-Musikvideos ist «Buddy Holly» der Band Weezer, bei dem die Band in eine Serie aus den 70er Jahren hineinkopiert wurde, die selbst wiederum in den USA der 50er Jahre
spielt: «Das ist gut gemacht, intelligent und witzig.»