Künstliche Intelligenz, Streaming und Urheberrechtsdebatten: Die Musikbranche steht vor großen Herausforderungen. Technologische Innovationen und gesellschaftliche Veränderungen stellen die kreative Arbeit von Musikschaffenden zunehmend auf den Prüfstand – im digitalen Zeitalter mehr denn je. Sie verlangen nach neuen Antworten auf alte Fragen: Wie lässt sich künstlerische Leistung heute schützen, bewahren und fair vergüten? Der Druck wächst, tragfähige Lösungen dafür zu finden. Diese und weitere zentrale Fragen standen im Fokus der jährlichen Mitgliederversammlung, die vom 13. bis 15. Mai 2025 im Münchner Werksviertel stattfand.
In München sowie digital kamen rund 1.000 Komponistinnen und Komponisten, Textschaffende sowie Verlegerinnen und Verleger zusammen, um über zentrale Themen der Musikwelt zu diskutieren und richtungsweisende Entscheidungen für die Zukunft der GEMA zu treffen. Damit erreichte die Teilnehmerzahl einen neuen Höchstwert. Sowohl das neuartige Konzept der Veranstaltung mit zahlreichen Fachpanels, Networking-Angeboten und Konzerten, die auch für die Öffentlichkeit zugänglich waren, als auch einer Vielzahl an wegweisenden Entscheidungen, die es zu treffen galt, trugen dazu bei. „In einer Zeit globaler Herausforderungen und tiefgreifender Umbrüche sind Konstanz und Verlässlichkeit wichtiger denn je. Die GEMA steht ihren mittlerweile fast 100.000 Mitgliedern als starke und stabilisierende Partnerin zur Seite – mit dem klaren Auftrag, die kreative Leistung unserer Musikschaffenden zu schützen und für eine faire Vergütung zu sorgen,“ betonte Dr. Tobias Holzmüller, CEO der GEMA.
„Im Jahr 2024 konnten wir so viel wie nie zuvor an unsere Mitglieder ausschütten, in sämtlichen Ertragsbereichen haben wir solide Zuwächse erzielt. Das gibt uns die nötige Stärke und das Vertrauen, die Zukunft der Musik gemeinsam mit unseren Mitgliedern aktiv zu gestalten! Denn neben den herausfordernden Rahmenbedingungen in einem wirtschaftlich und politisch unsicheren Umfeld müssen wir uns mit weitreichenden Veränderungen auseinandersetzen: Allein der zunehmende Einfluss künstlicher Intelligenz wird unsere Gesellschaft und unsere Arbeitswelt, gerade im musikalischen Bereich, deutlich umkrempeln“, so Dr. Tobias Holzmüller. „Veränderungen, die Chancen eröffnen, aber auch bestehende Strukturen in Frage stellen und neue Abhängigkeiten schaffen. Für unsere Mitglieder ist daher eine kompetente und zukunftsgerichtete Interessensvertretung sogar essenziell!“
Reform der GEMA Kulturförderung: Einigkeit über Reformbedürftigkeit
Im Rahmen der Hauptversammlung trafen die Musikschaffenden in diesem Jahr zahlreiche Entscheidungen – eine starke demokratische Leistung angesichts der vielen verschiedenen Genres, die in der GEMA Mitgliedschaft vertreten sind. Im Mittelpunkt stand in diesem Jahr die Diskussion über eine moderne und zielgerichtete Kulturförderung der GEMA, die allen Mitgliedern offensteht und die die kulturelle Vielfalt musikalischen Schaffens in ihrer gesamten Breite berücksichtigt. In der Mitgliedschaft herrschte Einigkeit über die Reformbedürftigkeit des bisherigen Systems – die weitere Ausgestaltung ist nun bis zur nächsten Mitgliederversammlung zu diskutieren.
„Auch nach der heutigen Versammlung bleibt der Reformdruck weiterhin bestehen. Darüber bestand Einigkeit in der Mitgliedschaft, auch wenn der Antrag die notwendige Zweidrittelmehrheit knapp verfehlt hat. Unseren Mitgliedern gegenüberstehen wir in der Pflicht, den Wandel aktiv zu gestalten und langfristig eine ausgewogene Kulturförderung für die gesamte Mitgliedschaft zu ermöglichen“, so Georg Oeller, Mitglied des Vorstands.
„Die Kulturförderung ist eine wesentliche Säule für unsere Gemeinschaft. Das zeigt sich darin, dass sich so viele Mitglieder an der Abstimmung beteiligt haben. Zum jetzigen Zeitpunkt hat das Reformvorhaben keine Mehrheit gefunden. Wir sehen es weiterhin als unseren Auftrag, die Förderpraxis der GEMA zukunftssicher zu gestalten, mit dem Ziel, die GEMA als starke Stimme in einer sich wandelnden Musikwelt zu erhalten. Wir würden im internationalen Vergleich mit unseren Schwestergesellschaften gerne weiterhin Spitzenreiterin bleiben, wenn es um die Bereitstellung und sinnvolle Verwendung finanzieller Mittel für die Kulturförderung geht. Hierzu benötigen wir jedoch den Konsens unter unseren Mitgliedern,“ sagt Dr. Ralf Weigand, Aufsichtsratsvorsitzender.
Vielfältiges Rahmenprogramm richtet sich zum ersten Mal in Teilen auch an Öffentlichkeit
Mit einem vielfältigen Rahmenprogramm öffnete sich die GEMA Mitgliederversammlung auch der musikinteressierten Öffentlichkeit. An allen drei Veranstaltungstagen sorgten mehr als 25 Live-Auftritte von Bands unterschiedlichster Genres sowie Mitarbeitende der GEMA auf der „Knödel-Stage“ am Knödelplatz im Münchner Werksviertel für musikalische Highlights. Für einen besonderen Moment sorgte der deutsche Liedermacher „Oimara“, der am Mittwochabend als Überraschungsauftritt das Publikum begeisterte.
GEMA Mitglieder konnten darüber hinaus an einer Vielzahl von fachbezogenen Panels und Workshops teilnehmen und sich zu Themen wie Mental Health in der Musikbranche, Nachhaltigkeit auf Festivals oder dem Einsatz künstlicher Intelligenz im kreativen Schaffensprozess informieren und austauschen. An zahlreichen Infoständen standen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der GEMA für Fragen zur Verfügung.
Mitgliederfest und Fred Jay Preis: Wiedersehen und Austausch in der Münchner Tonhalle
Nach dem ersten Versammlungstag fand traditionell das Mitgliederfest mit der Verleihung des Fred Jay Preises statt. Rund 800 Musikschaffende kamen zusammen, um ihr Wiedersehen zu fei- ern und sich auszutauschen. Musikkabarettist Bodo Wartke erhielt in diesem Jahr den mit 15.000 Euro dotierten Fred Jay Preis für seine mehr als 30-jährige musikalische Karriere. Preisstifter Dr. Michael J. Jacobson, Sohn von Fred Jay, überreichte den Preis, den Wartke persönlich entgegennahm. Die Laudatio hielt der Sänger und Komponist Rainer Bielfeldt.
Musik trifft KI: AI Music Summit eröffnet die GEMA Mitgliederversammlung
Den Auftakt für die Woche der Mitgliederversammlung machte am 12. Mai 2025 der AI Music Summit. Unter dem Motto „Shaping the Future of Music with AI“ organisierte die GEMA in Kooperation mit WISE (The Future Festival & Think Tank) ein Event für Musikschaffende, Tech-Interessierte und Startups, um über die Rolle von künstlicher Intelligenz in der Musikbranche zu diskutieren. WISE organisiert, kuratiert und bewirbt Events an der Schnittstelle von Musik und Technologie und berät Unternehmen in diesem Bereich.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Fragen zur kreativen Zusammenarbeit mit KI, zum Schutz geistigen Eigentums und zur Zukunft des Urheberrechts. Besondere Aufmerksamkeit erhielten die sechs Startups, die im Rahmen eines Pitch innovative Lösungen für KI-gestützte Musikproduktion und Rechteverwaltung vorstellten. Freuen durfte sich Gewinner-Startup Djoid über 3.000 Euro Preisgeld. Zudem wurden alle sechs Startups zu dem Förderprogramm für Fraunhofer-Startup Kooperationen eingeladen.
Die GEMA vertritt in Deutschland die Urheberrechte von rund 98.000 Mitgliedern (Komponistinnen und Komponisten, Textdichterinnen und Textdichter, Musikverlage) sowie von über zwei Mil lionen Rechteinhaberinnen und Rechteinhabern aus aller Welt. Sie ist weltweit eine der größten Autorengesellschaften für Werke der Musik.