Der polnische Pianist Krystian Zimerman (60) spielt lieber auf dem Dorf als in der New Yorker Carnegie Hall.
Er trete manchmal unter anderem Namen in elsässischen Dörfern auf, sagte er der Tageszeitung „Die Welt“ (Samstag). Er erzähle dem Publikum dann, er habe ein Stück des russischen Komponisten Skrjabin gefunden, „das sei zum Umhauen, aber ich könne es noch nicht. Dann spiel' ich die Hälfte. Das Publikum ist begeistert und will es noch mal hören. Das ist viel schöner als ein Konzert in der Carnegie Hall, nach dem man sich beim Sponsor bedanken muss.“
Zimerman, der in der Schweiz lebt und sich den Spielregeln der Musikindustrie weitgehend verweigert, hat kürzlich nach 25 Jahren Pause wieder ein Soloalbum veröffentlicht, auf dem er die späten Klaviersonaten Nr. 20 und 21 von Franz Schubert spielt. Musik überhaupt auf einem Audioträger aufzunehmen, halte er für einen Fehler, sagte er. „Musik ist Zeit, die wir mit Emotionen füllen, das kann man nicht festhalten.“