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+++ taktlos-Nachrichten-Dreierpack: Thielemann paktiert mit Jagger +++

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+++ Fröhlicher Komponisten-Preis-Tausch +++ Zusatz-Cash für Ex-DDR-Komponisten? +++ HR: Klassik-Fans kapern Pop-Musik-Welle +++ Auch Wolfgang Rihm lässt in Taiwan komponieren +++ Konwitschny-Preis an Konwitschny +++ Rammstein-Konzert wegen Klima-Bedrohung abgesagt +++ VIVA produziert den Michael-Jackson-Prozess +++ Orchestervereinigung fordert Hymnen-Sing-Kurse +++ Neue Marketing-Strategie gegen Raubkopierer +++ Beckenbauer fordert die Musikalisierung virtueller Schiedsrichter +++ VIVA verlagert komplette Produktion nach Polen +++ Deutschlands „Kulturhauptstadt“ kommt doch aus Bayern +++ Publikums-Aquise: Thielemann verhandelt mit Heesters und Jagger +++ Frei-Kokain für Opernbesucher +++ Endlich: Ganze Werke als Klingelton +++

Fröhlicher Komponisten-Preis-Tausch
Hamburg: Im Rahmen der Verleihung des mit 10.000 Euro dotierten Georg-Hajdu-Preises an den Düsseldorfer Komponisten Manfred Trojahn für die textkonformste Literaturoper wurde durch eine Indiskretion bekannt, dass die diesjährig mit 10.000 Euro ausgestattete Manfred-Trojahn-Medaille dem Hamburger Nachwuchskomponisten Jörn Arnecke für seine Verdienste um eine sinuswellengenaue Interpretation des Gesamtwerkes von Georg Hajdu zuerkannt wird. Spontan stiftete Arnecke daraufhin die komplette Preissumme dem Georg-Hajdu-Förderverein.

Zusatz-Cash für Ex-DDR-Komponisten?
Berlin: Als „Sensation“ werteten Vertreter des Deutschen Komponistenverbandes den Fund eines geheimen Zusatzprotokolles zum Wiedervereinigungs-Vertrag zwischen BRD und DDR. Darin sichert der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl dem bekanntermaßen musikbegeisterten DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maiziere im Tausch gegen alle Minol-Immobilien zu, einen Sektor der DDR-Kulturfinanzierung konsequent weiterzuführen: Die Exstenz aller anerkannten Komponisten sollte durch ausreichende Auftragsvergabe und eine Art Grund-Rente gesichert werden. Dazu Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse: „Sind doch olle Kamellen. Die Grund-Rente heißt bei uns Hartz IV - und für die Kompositionsaufträge ist nachweislich der französische Musikkonzern Elf-Aquitaine zuständig“.

HR: Klassik-Fans kapern Pop-Musik-Welle
Frankfurt am Main. Die Vereinigung Rationaler Komponisten Deutschlands (VRKD) hat soeben einen spektakulären Coup gelandet. Es ist ihr gelungen das Klassikprogramm des Hessischen Rundfunks auf die Popwelle hr3 umzulenken. Dieser Trick fiel dem diensthabenden Personal des Hessischen Rundfunks erst nach zahlreichen Höreranrufen auf. Die Reaktion war nach den Telefonprotokollen eindeutig: Fast alle wollten mehr von diesem Sound. Deshalb ließ man die Fehlschaltung bestehen. So gelangte schließlich auch ein Werk des Präsidenten der VRKD über den Äther, nämlich Manfred Trojahns Zweite Sinfonie aus der Sendereihe „Noch nie gespielt, noch nie gehört“. Die Begeisterung des Pop-Sender-Publikums war so stürmisch, dass die Telefonanlage des Hessischen Rundfunks zusammenbrach. Die unmittelbaren materiellen Folgen für Manfred Trojahn sind allerdings verheerend. Seither wird seine Musik nämlich auf Beschluss des Werkausschusses der GEMA als U-Musik qualifiziert.“.

Auch Wolfgang Rihm lässt in Taiwan komponieren
München: Wie taktlos aus gewöhnlich bestens unterrichteten GEMA-Kreisen erfuhr, werden gut 90 Prozent aller aktuellen deutschen Kompositionen in E- und U-Musik nicht mehr hierzulande hergestellt, sondern von Stundenlohn-Komponisten aus Bangladesh und Taiwan verfertigt. „Es rentiert sich einfach nicht mehr, mich selbst hinzusetzen, wenn ich eine Komposition viel billiger in Taiwan ordern kann,“ sagte Wolfgang Rihm hinter vorgehaltener Hand bei der jüngsten Donaueschinger Konzeptbesprechung. „In Taiwan habe ich gute, billige und uneitle Tonsetzer auftun können – die arbeiten meine Kompositionen viel sorgfältiger aus, als ich es selbst könnte – und immer termingerecht.“

Konwitschny-Preis an Konwitschny
Eisenach. Das Landestheater Eisenach schreibt einen «Peter-Konwitschny-Nachwuchsregie-Preis» aus. Zur Bewerbung können junge Regisseure bis 65 Jahre ein ausgearbeitetes Inszenierungskonzept für die Oper «Carmen» von Georges Bizet einreichen. Mit Sonderpreisen versehen werden die längste und die blutigste Mord-Szene, wobei die Wahl der Waffen freigestellt ist. Gute Chancen rechnet sich Regie-Jungstar Peter Konwitschny selbst aus, der den Show-Down mit einer Kettensäge und drei hungrigen Mastinos ausgestalten will.

Rammstein-Konzert wegen Klima-Bedrohung abgesagt
Bratislava. Ein Konzert der deutschen Rockgruppe Rammstein ist wegen des Gipfeltreffens von US-Präsident George W. Bush mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verlegt worden. Der Konzert-Termin habe zu dicht an dem Gipfeltreffen gelegen, teilten die Organisatoren am Mittwoch mit. Es seien Befürchtungen aufgekommen, dass die bekannte emotionale Wucht der Rammstein-Texte die beiden Spitzenpolitiker in den Zustand des kalten Krieges zurückversetzen könnte.

VIVA produziert den Michael-Jackson-Prozess
Köln. Der ehemalige Musiksender Viva will den Prozess gegen Popstar Michael Jackson in nachgestellten Bildern zeigen. Der Sender teilte am Dienstag mit, man habe sich die deutschen Rechte an einer halbstündigen Show gesichert, in der täglich die Aussagen und Gerichtsszenen von Schauspielern und einem bekannten Michael-Jackson-Doppelgänger nachgespielt werden sollen. Der Aufklärungs-Faktor – als zentraler Bestandteil der Sender-Philosophie - sei wegen der detailreichen Darstellung gerade für minderjährige Jugendliche pädagogisch besonders wertvoll.

Orchestervereinigung fordert Hymnen-Sing-Kurse
Berlin. Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) beklagt eine mangelnde musikalische Förderung von Kinder- und Jugendlichen. «Immer mehr Kinder in Deutschland sind musikalische Analphabeten, sie können nicht mehr richtig singen, geschweige denn ein Instrument spielen», sagte der Geschäftsführer der DOV, Gerald Mertens. Dies gefährde nicht nur die Zukunft der deutschen Musikkultur, sondern schädige auch das gesamte Bildungsniveau. In einem ersten Schritt wolle man daher diesem Missstand durch Hymnen-Singkurse für Fussballfans abhelfen. „Wenn sich Deutschland bei der Fussball-WM 2006 mit guter Stimmbandführung und Rhythmus zeige, werde auch bald der Pisa-Schock vergessen gehabt gemacht gewesen geworden sein,“ so Mertens abschließend in seiner Klage über den musikalischen Analphabetismus.

Neue Marketing-Strategie gegen Raubkopierer
Brüssel. Im Zuge der Novellierung des europäischen Urheberrechts haben die Brüssler Kommissare durchsetzen können, dass in Zukunft auch CDs aus dem Bereich der Popmusik mit Warn-Aufdrucken versehen werden müssen wie dies bei Zigaretten schon länger der Fall ist. Einige Textvorschläge: „Die EU-Bildungs- Kultus- und Justizminister: Unerlaubtes Kopieren tötet Künstlerkarrieren – oder: Ganz doll viel Musik macht ziemlich dumm – oder Musikhören ist langweilig, selber Musikmachen aber echt voll geil – oder: „Wer andern eine Scheibe brennt behält nicht mal sein Unterhemd.“

Beckenbauer fordert die Musikalisierung virtueller Schiedsrichter
München. Franz Beckenbauer will die üppigen technischen Möglichkeiten des ZKMax für die kommende Fußball-Weltmeisterschaft nutzen. „Nachdem die Schiedsrichterleistungen beim Fussball in letzter Zeit ein bisserl nachgelassen haben, denken wir ernsthaft darüber nach, virtuelle Schiedsrichter natürlich dreidimensional auf das Spielfeld zu projizieren. Wenn die dann nicht nur pfeifen, sondern auch noch singen und tanzen, können die auch noch manch aggressiver Situation die Spitze nehmen. Die Programmierung sponsort der Deutsche Toto-Block“ – so Beckenbauer beim Kappenabend der Oddset-Wettzentrale München zu einer sichtlich begeisterten Lydia Hartl.

VIVA verlagert komplette Produktion nach Polen
Berlin / Warschau. Im Zuge der Umstrukturierung des Ex-Musik-Senders VIVA, wird die gesamte Produktion ab sofort von VIVA Polen übernommen. Alle Mitarbeiter bis auf den Steuerberater werden entlassen. „Es ergibt heutzutage keinen Sinn mehr, teure deutsche Musikjournalisten und Techniker zu beschäftigen, wenn das gleiche Programm bei mindestens gleicher Qualität zu einem wesentlichen niedrigeren Preis im Ausland hergestellt werden kann,“ sagte MTV-Geschäftsführerin Catherine Mühlemann nach einer Sitzung des Aufsichtsrats und ergänzte: „Wir müssen langsam mal richtig europäisch denken und außerdem ist die Musikszene Polens inzwischen viel reichhaltiger als die deutsche. “

Deutschlands „Kulturhauptstadt“ kommt doch aus Bayern
München. Rund eine Woche vor der Empfehlung für die deutschen Bewerberstädte zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010 gibt es Streit um die Arbeit der Jury. Der Deutsche Kulturrat warf dem Gremium heute vor, dieses habe bereits am Montag eine Entscheidung zugunsten Bremens getroffen, halte diese aber zurück. Geschäftsführer Olaf Zimmermann sagte, er befürchte nun eine massive Einflussnahme der Bundesländer auf die Juroren. Um dies zu verhindern, müsse die Jury umgehend ihre Auswahl verkünden. Dazu Bayerns Kulturminister Thomas Goppel: „Was soll der Schmarren. Unsere Überweisung an die Jurymitglieder ist doch schon vor zwei Wochen telegraphisch rausgegangen.“

Publikums-Aquise: Thielemann verhandelt mit Heesters und Jagger
München. Die Münchner Philharmoniker unter ihrem Generalmusikdirektor Christian Thielemann wollen dank eines populären Programmes künftig mehr Abonnenten gewinnen. «Die Leute steigen einfach leichter ein mit beliebten und bekannten Künstlern und Werken», sagte Intendant Wouter Hoekstra heute bei einer Präsentation der Planung für die Saison 2005/2006. Zunächst sind gemeinsame Konzerte mit den „Wildecker Herzbuben, Udo Jürgens, DJ Ötzi und der Pop-Gruppe „Wir sind Helden“ geplant. Um auch ältere Publikumsschichten anzusprechen, verhandelt Thielemann gerade mit Johannes Heesters und Mick Jagger.

Frei-Kokain für Opernbesucher
Bonn: In der Reihe «Bonn Chance! Experimentelles Musiktheater» bringt das Opernhaus der Bundesstadt «Kokain» von Steffen Schleiermacher zur Uraufführung. Das von Barbara Beyer hochrealistisch inszenierte Werk hat morgen im Forum der Kunst- und Ausstellungshalle Premiere. Nachdem gerüchteweise verlautete, dass die Aushändigung von Kokainbriefchen an die Zuschauer zu Aufklärungszwecken Bestandteil der Inszenierung sei, stieg die Freikartenbestellung bei den in Bonn verbliebenen Beamten des Gesundheits- des Bundesfamilien- und des Kultur-Ministeriums um neunhundert Prozent. Das Stück wird jetzt zwei Jahre en suite gespielt.

Endlich: Ganze Werke als Klingelton
Berlin. Der deutsche Internet-Musikmarkt gerät in Bewegung. Nachdem T-Online und Apple sowie Vodafone und O2 bereits erste Downloads für digitalisierte Musik ermöglicht haben, kommen auf der CeBIT zwei weitere Anbieter hinzu. T-Mobile will seinen Kunden endlich vollständige Sinfonien anbieten. Außerdem steigt der Klingelton-Vertreiber Jamba mit dem gesamten Kammermusikschaffen der Romantik ins große Musikgeschäft ein. Unternehmenssprecher Justus Frantz zur neuen Geschäftspolitik: „Seit wir die Interpreten so günstig in Tschetschenien und der Ukraine einkaufen können, lohnt sich sogar die Digitalisierung dieser alten Schmachtfetzen“.

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http://www.nmz.de/taktlos
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