Berlin - Einer der berühmtesten Tenöre der Welt, der Spanier Placido Domingo, steht noch einmal als Debütant auf der Bühne: An der Berliner Staatsoper Unter den Linden wird der 68-Jährige zum ersten Mal eine Bariton-Rolle singen. Unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim ist er erstmals am 24. Oktober in Giuseppe Verdis Oper «Simon Boccanegra» in der Titelrolle zu erleben.
«Das ist ein wichtiger Moment in meiner Karriere», sagte Domingo am Freitag in Berlin. Als Tenor wechsele er nun in das tiefere Bariton-Fach, weil ihn die Rolle des Boccanegra so fasziniere. Neben Domingo steht die gerade von der Fachzeitschrift «Opernwelt» zur «Sängerin des Jahres» gekürte Anja Harteros in der Rolle der Amelia auf der Bühne.
Bei der stimmlichen Erarbeitung der Rolle habe ihm seine Erfahrung mit vielen Richard-Wagner-Opern geholfen, sagte Domingo, der einem breiten Publikum vor allem durch die Auftritte der Drei Tenöre gemeinsam mit Luciano Pavarotti und Jose Carreras bekannt wurde. Seit Jahren schon träume er davon, diese Rolle zu singen, nachdem er fast alle Tenor-Partien bei Verdi gesungen habe, darunter auch die in «Simon Boccanegra». Erste Erfahrungen im Bariton-Fach habe er als ganz junger Künstler gemacht, als er als Zarzuela-Sänger aufgetreten sei. Auf der Opernbühne sei dies aber für ihn nun das allererste Mal.
Für die Inszenierung zeichnet der in Deutschland wenig bekannte italienische Regisseur Federico Tiezzi verantwortlich. Der Kunsthistoriker aus Siena kündigte eine «starke, farbenreiche Produktion voller Bewegung, angesiedelt im 14. Jahrhundert und mit historischen Kostümen» an, aber auch eine psychologisch dichte Deutung der Rolle des Boccanegra. «Auch für die philosophische Dimension der Rolle habe ich in Placido Domingo einen hervorragenden Darsteller gefunden», sagte Tiezzi. Nach mehreren Aufführungen in Berlin wird die Produktion im April und Mai an der Mailänder Scala zu sehen sein.
(nmz) - Am kommenden Sonntag wird Placido Domingo für sein Lebenswerk mit dem Echo Klassik geehrt.