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10. Musikfestival «Przystanek Woodstock»

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Woodstock an der Grenze - Größtes polnisches Rockfestival steigt erstmals in Küstrin - Tausende Fans aus Deutschland erwartet

Küstrin (ddp). «Liebe, Freundschaft, Musik, Rock \'n\' Roll»: In Küstrin (Kostrzyn) weisen Aufsteller und Plakate auf das größte Happening hin, dass die nur 80 Kilometer von Berlin entfernte polnische Grenzstadt je erlebt hat. Am Wochenende steigt hier das 10. Musikfestival «Przystanek Woodstock», auf Deutsch: Haltestelle Woodstock. Auf dem größten polnischen Open-Air-Konzert lassen am Freitag und Samstag 26 Rockgruppen aus Polen, Deutschland, Ungarn und Tschechien die Bässe wummern. Es werden mehrere hunderttausend Besucher erwartet, wegen der Grenznähe auch viele tausend Fans aus Deutschland.

Schon liegt über dem Festgelände auf einem früheren Truppenübungsplatz am Stadtrand ein Hauch des legendären Woodstock: Hunderte von Arbeitern, Helfern und Neugierigen wirbeln über das sandige Wiesenland. Die über 40 Meter breite, von einem halbrunden Dach überspannte Bühne ist weitgehend fertig. Auch das Hare-Krishna-Friedensdorf auf einer kleinen Anhöhe steht bereits. Auf dem weiten Gelände haben erste Konzertbesucher ihre Zelte aufgeschlagen. Die Züge am Bahnhof der Kleinstadt spucken stündlich neue Gruppen meist jugendlicher Fans mit Rucksäcken und wilden Mähnen aus, die den Weg zum Konzertgelände antreten.

Organisator des Riesenfestes ist die Stiftung «Großes Orchester der weihnachtlichen Wohltätigkeit», die seit 1993 jedes Jahr Geld für Kinderkrankenhäuser sammelt. Stiftungs-Chef Jurek Owsiak kam aus Warschau angereist, leitet die Vorbereitungen: Ursprünglich sei das polnische Woodstock-Konzert ein Dankeschön für die Spendenhelfer gewesen, die seit zehn Jahren immerhin über 55 Millionen Dollar für medizinische Geräte gesammelt hätten, erläutert er die Geschichte des Festivals. Mit der Zeit habe sich daraus das größte polnische Rock-Event entwickelt.

Die Gruppen spielen ohne Gage. Top-Bands wie die Rolling Stones oder U2 sind deshalb nicht zu hören. Doch das Interesse junger nichtkommerzieller Bands sei riesig, sagt Owsiak. In diesem Jahr seien Bewerbungen von 680 Gruppen aus der ganzen Welt eingegangen. Er persönlich habe 26 Bands ausgewählt, die jetzt hier spielen dürfen, sagt Owsiak. Der musikalische Reigen reiche von Blues über Heavy Metal bis Reggae. Aus Deutschland werde am Samstag unter anderen die Cottbuser Punkband SPN-X auftreten, die damit in die Fußtapfen der «Toten Hosen» tritt, die 2002 beim 8. Woodstock in Zary dabei waren.

«Woodstock wird ein Europakonzert», ist Owsiak überzeugt. «Hier treffen sich Menschen unabhängig von ihren politischen Ansichten, der Hautfarbe und der Religion», sagt er.

Jörg Schreiber
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