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«Kind der Pop-Kultur» inszeniert Monteverdis Opernkrimi +++ Start des 2. Stuttgarter Chansonfests +++ Österreichische Erstaufführung von Jandl-Oper
«Kind der Pop-Kultur» inszeniert Monteverdis Opernkrimi
Hamburg (ddp-nrd). Claudio Monteverdis spannender Barock-Opernkrimi «L\'Incoronazione di Poppea» steht am Sonntag auf dem Premieren-Spielplan der Hamburgischen Staatsoper. Das 1642 uraufgeführte Meisterwerk wird von der jungen Regisseurin Karoline Gruber in Szene gesetzt. Gruber, die sich selbst als «Kind der Pop-Kultur» bezeichnet, arbeitet zum ersten Mal für die Hamburger Bühne. Sie werde die «Krönung der Poppea» als «politische Parabel in einer Zeit inszenieren, die von Grausamkeit und schrankenlosen sexuellen Obsessionen geprägt ist», kündigte das Opernhaus an.
Im Rom des 1. Jahrhunderts nach Christus herrschen brutale Sitten: Kaiser Nerone hat sich in Poppea verliebt und verstößt seine Frau Ottavia. Weil Seneca Einwände gegen diese unmoralische Verbindung hat, zwingt der Kaiser den Philosophen, Selbstmord zu begehen. Poppeas Ehemann wird nach einem vereitelten Mordversuch an seiner Frau in die Verbannung geschickt. Als Nerone sie vor Volk und Senat zur Kaiserin krönt, hat die ehrgeizige Poppea schließlich ihr Ziel erreicht.
In seiner Oper verurteilt Monteverdi weder die Selbstsucht seiner Figuren noch ihre Unmoral. Nerone wird facettenreich als Herrscher, Liebhaber und Wüterich dargestellt, Poppea als schlaue Intrigantin. Vernunft und Moral sind machtlos gegen Liebe und Herrschsucht. Nerone und Poppea schreiten als strahlendes Paar zum Thron. Die musikalische Leitung der Hamburger Aufführung hat Barockspezialist Alessandro De Marchi. Countertenor Jacek Laszczkowski hat als Nerone seinen ersten Auftritt in der Hansestadt. In der Titelrolle gibt die aus Polen stammende Sopranistin Elzbieta Szmytka ihr Rollendebüt.
http://www.hamburgische-staatsoper.de
Start des 2. Stuttgarter Chansonfests
Stuttgart (ddp-bwb). Unter dem Motto «Schöner lügen» treffen sich ab heute bekannte Künstler zum 2. Stuttgarter Chansonfest. Auf drei Bühnen präsentiert sich zwei Wochen lang die «Crème de la Crème der deutschen Chansonkultur», wie das Renitenz Theater, das Kulturzentrum Merlin und das Theaterhaus mitteilten. 19 unterschiedliche Programme stehen den Besuchern zur Auswahl.
Die Chansons zeichnen sich nach Worten der Veranstalter durch Witz, Charme, Esprit, Aufmüpfigkeit, ungewöhnliche Melodien und gewagte Texte aus. «Die herrliche Schnulze ist so angesagt wie die ironische Brechung», heißt es in einer Ankündigung der Organisatoren. Das Chansonfest dauert bis zum 23. Februar.
http://www.merlin-kultur.de
Österreichische Erstaufführung von Jandl-Oper
orf - Ernst Jandls Konversationsstück "die humanisten" feiert am Montag (10. Februar, 19.30 Uhr) als Oper im Wiener Porgy & Bess seine österreichische Erstaufführung. In einer Pressekonferenz am Mittwoch äußerten sich Regisseur Petrus von Herberstein sowie der Wiener Germanist Wendelin Schmidt-Dengler zu Jandls schonungsloser, kulturkritischer Tragikomödie.
"Ich bin sehr froh, dass dieser Text jetzt wieder hervorgeholt wird. Ich halte es für ein ganz wichtiges Stück für die österreichische Kultur und Identität", so Schmidt-Dengler.
Die Zentralfiguren in Jandls Konversationsoper sind zwei Männer (kurz als Darsteller "m1" und "m2" bezeichnet), die in einer reduzierten, Worthülsen wiederholenden Sprache über Kunst, Österreich, Wissenschaft und Frauen reden ("heut in kunst viel nicht gut sein", "viel viel kunst-schmutzen").
Sie nennen sich "kunstler" und "universitäten professor" und präsentieren, so Wendelin Schmidt-Dengler, "das selbstgefällige österreichische Kulturverständnis". Zentrales Thema der Oper ist aber auf inhaltlicher wie formaler Ebene die Sprache. Jandl, der konsequent phonologische Studien betrieb, schuf für "die humanisten" eine eigene, grammatikalisch höchst vereinfachte Sprache, die er selbst als "Gastarbeiterdeutsch" bezeichnete.
"Für Jandl war entscheidend, dass ein neues Verhältnis zur Sprache hergestellt wird. Seine Sätze bilden eine eigene Grammatik heraus. Es wäre nicht möglich diese autonome Sprache in eine Hochsprache zu übersetzen, und man sollte das auch gar nicht", so Schmidt-Dengler.
Ihn persönlich habe getroffen, dass gleich zu Beginn die Figur des "universitäten professor" besonders schlecht wegkäme, bekannte er schmunzelnd. "die humanisten" seien jedenfalls das Produkt einer gehörigen Schaffenskrise des Dichters gewesen.
Petrus von Herberstein ist die Partitur zu den \'humanisten\' vor zwei Jahren in die Hand gedrückt worden. "Ich habe mich sehr schnell in diese Oper verliebt. Jandls Text gibt viel her - er ist humorvoll-menschlich, aber auch pessimistisch", erklärte der in Wien und Bremen tätige Dirigent und Regisseur, der 1987 die freie Gruppe opera piccola gründete. Bei der Inszenierung sei ihm die schauspielerische Ausdruckfähigkeit der Sängerdarsteller ganz besonders wichtig.
Der 1957 in der Türkei geborene und in Deutschland aufgewachsene Komponist Erhan Sanri hat Jandls Stück 2000 zu einer modernen Oper verarbeitet. Schon davor hatte Sanri einige Gedichte Jandls vertont, deren musikalische Umsetzung der Dichter wohlwollend aufnahm.
2000 brachte Sanri "die humanisten" in der Hamburger opera stabile zur Uraufführung. Jandls Simplifizierung der Sprache entspricht dabei die minimale Orchesterbesetzung, die aus lediglich einem Schlagzeug, einer Geige und einem Kontrabass besteht.