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Berlin: Tangomusical «Tanguera» feiert Premiere +++ Ingolstadt: Erste Oper über Klimawandel wird uraufgeführt
Berlin: Tangomusical «Tanguera» feiert Premiere
Berlin (ddp-bln). Das argentinische Tangomusical «Tanguera» feiert heute Premiere in Berlin. Bis zum 22. Juli ist das Stück mit mehr als 30 Tänzern an der Staatsoper Unter den Linden zu sehen. «Tanguera» spielt in La Boca, dem Hafenviertel von Buenos Aires, wo um die Jahrhundertwende Hunderttausende Einwanderer landeten. Angeblich wurde dort der Tango erfunden. Nach La Boca verschlägt es auch die junge Französin Giselle, die dort zur Prostituierten und Tangotänzerin wird, eine Affäre mit dem Zuhälter Gaudencio hat, tief in ihrem Herzen aber nur den jungen Hafenarbeiter Lorenzo liebt.
Die Choreografie erarbeitete die Tänzerin und Choreografin Mora Godoy. Regie führt der Theatermacher Omar Pacheco.
Das Tangomusical lief nach seiner Uraufführung 2002 bereits mehr als eineinhalb Jahre auf argentinischen Bühnen und wurde auch in Madrid, Shanghai und Hamburg gezeigt. Weitere Gastspiele in Deutschland wird es vorerst nicht geben.
Ingolstadt: Erste Oper über Klimawandel wird uraufgeführt
Ingolstadt (ddp). Der deutsch-amerikanische Komponist Stefan Hakenberg hat die erste Oper über den Klimawandel geschrieben. Das einaktige Werk soll während der Audi-Sommerkonzerte am Donnerstag (12. Juli) in Ingolstadt uraufgeführt werden. «Der Klimawandel ist eines der ganz großen Probleme unserer Zeit. Man muss dies wissen und sich künstlerisch damit auseinandersetzen», sagte Hakenberg der Nachrichtenagentur ddp. «In meiner Oper geht es mir vor allem um die Darstellung des Wandels, der alle Lebensbereiche betrifft», erläuterte der 46-Jährige. Der gebürtige Wuppertaler ist Schüler von Hans Werner Henze und lebt in Alaska.
Die Kammeroper trägt den Titel «The Egg Musher» und besteht aus zwei ineinander verschachtelten Ebenen. Auf der ersten, die Ende des 19. Jahrhunderts zur Zeit des Klondike-Goldrausches spielt, wird das abenteuerliche Leben der Egg-Mushers beschrieben. Das waren hartgesottene Männer, die per Schiff und Hundeschlitten Hühnereier von San Francisco nach Dawson City an der Mündung des Klondike River in den Yukon brachten, um sie dort gegen Gold zu verkaufen. Eier gehörten für die Goldgräber zur Frühstückskultur, Hühner konnten wegen der Kälte am Klondike aber nicht gehalten werden.
Die zweite Ebene der Oper spielt im Jahre 2050. Der Bürgermeister von Dawson enthüllt ein Denkmal für den letzten Egg-Musher. Der Klimawandel ist schon weit fortgeschritten, und die Erdgaspipelines, die quer durch Alaska und Kanada geplant werden, dienen dazu, Wasser von den schmelzenden Gletschern in den Süden der USA zu bringen, wo Wassermangel herrscht. «In der Oper geht es vor allem um den Verlust von Landschaft, Raumgefühl, Heimat. So vieles auch an Kultur wird mit dem Klimawandel verloren gehen. Aber auch Neues wird entstehen, wenn etwa Klimaflüchtlinge aus anderen Teilen der Welt die höheren Regionen besiedeln», sagte der Komponist.
In Alaska könne man den Klimawandel schon heute hautnah erleben, sagte Hakenberg. Selbst hoch im Norden würden die Gletscher schmelzen. Außerdem sei die Küste der Erosion ausgesetzt, seit das Meer nicht mehr so stark zufriere. Auch das traditionelle Schlittenhunderennen, der «Iditarod», das alljährlich im März von Anchorage nach Nome führt, sei durch mangelnden Schnee beeinträchtigt.
Hakenbergs Oper wird zusammen mit zwei weiteren Einaktern von Sabine E. Panzer und Stefano Taglietti von dem 1999 gegründeten Salzburger El Cimarrón Ensemble aufgeführt. Die Besetzung besteht aus Schlagzeug, Gitarre, Geige, Flöte sowie einer Bariton- und einer Sopranstimme. Der Bariton Robert Koller übernimmt die Rolle des Egg-Mushers und des Bürgermeisters von Dawson, während die Sopranistin Ran Seo der Natur eine Stimme gibt.
Das Textbuch schrieb Michael Kerstan, der seit 1983 ein enger Mitarbeiter von Hans Werner Henze bei mehreren musikpädagogischen Projekten war. Der 81-jährige Henze lebt in Italien. Er gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten.
Dass die Klima-Oper ausgerechnet bei einem Autokonzern uraufgeführt wird, ist für Hakenberg eine «zweischneidige» Angelegenheit. Einerseits habe ihm die Kulturabteilung des Konzerns freie Hand bei seiner Oper gelassen. Andererseits sei die Tatsache, dass er quasi direkt einem Unternehmen zuarbeite, schon etwas anderes als ein privates Kultursponsering.
Hakenberg stammt aus Wuppertal und studierte zwischen 1985 und 1989 an der Kölner Musikhochschule bei Henze Komposition. 1992 schrieb er zusammen mit Schülern in Köln seine erste Oper «Der Kinderkreuzzug». 1994 übersiedelte er in die USA und promovierte an der Harvard Universität. Heute lebt er in Juneau, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Alaska. Sein besonderes musikalisches Interesse gilt der Verschmelzung des klassischen europäischen Instrumentariums mit Instrumenten anderer Kulturen.
Georg Etscheit