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Sissy für Gehörlose - Essener Musicalensemble probt die Zeichensprache +++ Erfurt: Domstufen-Festspiele werden eröffnet +++ Festwochen neu - Berlin steht vor einem mehrmonatigen Kulturmarathon
Sissy für Gehörlose - Essener Musicalensemble probt die ZeichenspracheEssen (ddp). Eine besondere Interpretation des Essener Musicals «Elisabeth» können Besucher am 25. September erleben: Um auch Gehörlosen und Schwerhörigen das Leben der österreichischen Kaiserin live zu vermitteln, wird die komplette Aufführung von einem Gebärdendolmetscher übersetzt. Auch die Hauptdarsteller lernen derzeit für mehrere Szenen die Zeichensprache, wie ein Sprecher der Produktion am Freitag berichtete.
Per Videoeinspielung wird der Übersetzer im gesamten Saal zu sehen sein. Außerdem werden Luftballons verteilt, die den Rhythmus der Musik auf die Haut der Zuschauer übertragen sollen. Texttafeln auf mehreren Monitoren helfen denjenigen, die die Zeichensprache nicht beherrschen.
(Internet: www.elisabeth-das-musical.de)
Domstufen-Festspiele werden eröffnet
Erfurt (ddp). Richard Wagners romantische Oper «Der fliegende Holländer» hat am Samstagabend zur Eröffnung der Erfurter Domstufen-Festspiele Open-Air-Premiere. Inszeniert hat das Stück der international renommierte Regisseur Werner Herzog. Mit den diesjährigen Festspielen gibt der neue Generalintendant des Erfurter Theaters, Guy Montavon, seinen Einstand.
Die Geschichte des fluchbeladenen Holländers wird von einem international berühmten Solistenensemble erzählt. Der Belgier Marcel Vanaud wird in der Titelrolle zu erleben sein. Gabriele Maria Ronge in der Rolle der Senta zählt gegenwärtig zu den bedeutendsten dramatischen Sopranistinnen. Der Tenor Robert Künzli von der Staatsoper Stuttgart wird als Erik auf den Domstufen agieren. Der Franzose Philippe Kahn spielt den Kapitän Daland. Als Steuermann gibt der junge Amerikaner John-Gordon Bellemer sein Debüt. Als Mary wird Daniela Strothmann brillieren. Sie sprang kurzfristig für Gisela Galander ein, die wegen eines Unfalls für mehrere Wochen pausieren muss.
Die Festspiele stehen wie im Vorjahr unter der Leitung von Generalmusikdirektor Walter E. Gugebauer. Der Opernchor des Theaters und ein Extrachor unter Leitung von Andreas Ketelhut werden ihm zur Seite stehen. «Der fliegende Holländer» wird insgesamt 14 Mal gezeigt.
(www.domstufen.de)
Festwochen neu - Berlin steht vor einem mehrmonatigen Kulturmarathon
Berlin (ddp-bln). Grenzüberschreitungen zwischen den Kunstsparten liegen Joachim Sartorius besonders am Herzen. Vitalität und Vielfalt will der Intendant der Berliner Festspiele so dem Publikum bieten. «Ein Risiko», räumt Sartorius ein. «Aber auch die Liebeserklärung an eine Welt, wie wir sie in diesem Moment erleben, ohne sie gleich erklären zu wollen.»
Für die Berliner Festwochen, die ersten unter seiner Leitung, hat Sartorius die Latte hochgelegt. Auf einen mehrmonatigen Kulturmarathon dürfen sich die Berliner und ihre Gäste aus aller Welt ab 30. August einstellen. Theater, Tanz, performative Kunst und Literatur, alte und neue Musik holen Sartorius und sein Festwochenteam bis 13. November in die Hauptstadt. Gezeigt werden soll, «was es so in Berlin noch nicht zu sehen und zu hören gab»,sagt der Intendant.
Auf ein zentrales Thema, wie unter seinem Amtsvorgänger Ulrich Eckhardt üblich, verzichtet Sartorius. Es wird aber «thematische Inseln» geben - so zum Mittelmeerraum mit einem Akzent auf neuem tunesischem Theater. Auch dem zeitgenössischen Musiktheater kommt besondere Beachtung zu. Gastspiele und Koproduktionen werden um Projekte ergänzt, die - zumeist von jungen Künstlern realisiert - eigens für die Festwochen entstehen.
Andre Hebberlinck, zuständig für den Musikbereich, setzt mit seiner Programmauswahl ganz auf die «unterschiedlichen Interessen des Publikums», wie er sagt. Zehn Uraufführungen kündigt er an, darunter ein Werk von Karlheinz Stockhausen, ferner acht deutsche Erstaufführungen. Außergewöhnliches erwartet den Zuhörer, wenn das Atlas Ensemble mit Musikern aus China, Usbekistan, Kasachstan, der Türkei und den USA auftritt. Für Hebberlinck heißt das: «Ein reales Orchester spielt imaginäre Weltkultur.» Die mit Spannung erwarteten zwei Konzerte von Singer-Songwriter Lyle Lovett und seiner Large Band wurden abgesagt, weil sich der Musiker auf Anraten seiner Ärzte einer erneuten Operation unterziehen muss.
Auch die Alte Musik setzt einen Programmakzent, und dem Komponisten Stefan Wolpe, dessen Musik von den Nazis als «entartet» diffamiert wurde, ist zum 100. Geburtstag ein Künstlerporträt gewidmet.
Mit ihrem Theaterangebot blicken die Festwochen Richtung Mittelmeer, wie der Programmverantwortliche Markus Luchsinger sagt. Zur Eröffnung zeigt der israelische Choreograf Ohad Naharin «Virus», eine neue Produktion der Batsheva Dance Company nach Peter Handkes «Publikumsbeschimpfung». In der Schaubühne gastieren der amerikanische Choreograf Gilles Jobin und William Forsythe mit dem Ballett Frankfurt.
Zu einer ständigen Festwochen-Schiene soll die «Personale» werden. Das diesjährige Künstlerporträt ist dem tunesischen Theater- und Filmregisseur Fadhel Jaibi gewidmet. Jaibi entwickelt seine Stücke nicht nach fertigen Texten, sondern aus Gefühlen heraus, wie er selbst sagt. Drei Arbeiten von ihm werden in Berlin gezeigt, darunter eine Uraufführung. Ein «poetisches, politisches Stück über die Angst vor dem eigenen Ich und vor den Anderen» werde dies sein, kündigte der Regisseur an. Damit wolle er «vom Hier und Jetzt in Deutschland sprechen». Zudem gibt es unter dem Motto «Landkarten der Poesie» Begegnungen mit Dichtern aus dem arabischen Raum.
Zweiter Schwerpunkt der Performing Arts sind «Homestories» - Inszenierungen von Theaterleuten und bildenden Künstlern in privaten Räumen, für ein sehr kleines Publikum.
Cornelia Krüger
(Während die schriftlichen Kartenvorbestellungen per Bestellcoupon, Telefon 030/254 89 100, schon laufen, startet der Kassenvorverkauf am Samstag)
(Internet: www.festwochen.de)