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14.3.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Bravos für «Idomeneo»-Sänger, Buhs für Neuenfels in Deutscher Oper +++ Letztes Konzert: DSO Berlin mit Kent Nagano im Konzerthaus Dortmund

Bravos für «Idomeneo»-Sänger, Buhs für Neuenfels in Deutscher Oper
Berlin (ddp). Eine sängerisch überragende Besetzung von Mozarts «Idomeneo» ist bei der Premiere am Donnerstagabend in der Deutschen Oper Berlin enthusiastisch gefeiert worden. Bravo-Rufe galten Michaela Kaune als Ilia, Krassimira Stoyanova als Elektra, Francesca Provvisionato als Idamante und Charles Workman in der Titelrolle. Als Dirigent wurde Lothar Zagrosek, der Musikchef der Stuttgarter Oper, gefeiert.
Als Regisseur Hans Neuenfels und sein Ausstatter Reinhard von der Thannen auf der Bühne erschienen, gab es heftige Buhs, in die sich wenige Bravos mischten. Schon zuvor hatte es Rufe wie: «Nein, Herrn Neuenfels!» gegeben. Viele Besucher reagierten geschockt auf den Neuenfelsschen Schlusspunkt seiner Konzeption von dem Gegensatz zwischen Menschen und Göttern: Idomeneo legt auf Stühle die abgeschlagenen Häupter von Poseidon als Vertreter der antiken Götterwelt gleichzeitig mit denen der Repräsentanten der heutigen Regionen: Jesus, Mohammed und Buddha.
Es handelt sich um Neuenfels\' 6. Inszenierung an diesem Hause seit 1982 und zugleich um seine 4. Mozart-Regie nach Verpflichtungen in Salzburg und Wien. Sie hat viele eindrucksvolle Momente, indem sie zum Beispiel versucht, die Vorgeschichte des Geschehens zur Zeit des Trojanischen Krieges zu erzählen. Von der Thannen verwendet farbenfreudige Kostüme, wie sie für die Bevölkerung in Kreta, wo das Werk spielt, typisch sind.
Es gibt Theater auf dem Theater. Vieles bleibt ein Bilderrätsel, da bei der Wahl der italienischen Originalsprache auf die in solchen Fällen sonst übliche Übertitelung offenbar bewusst verzichtet wurde. Dabei gehört «Idomeneo» zu den weniger bekannten Opern Mozarts, deren Kenntnis bei vielen Besuchern nicht vorauszusetzen ist. Überdies verändert Neuenfeld die Handlung.

Letztes Konzert: DSO Berlin mit Kent Nagano im Konzerthaus Dortmund
Die gefeierten Auftritte des Deutschen Symphonieorchesters Berlin als "Orchestra in Residence" nehmen ihren Abschluß mit dem Konzert am Sonntag, 16. März 2003. Kent Nagano und das DSO haben schon mit dem Eröffnungskonzert, das von 3sat live übertragen und von fast 400.000 Menschen gesehen wurde, und mit der Eröffnungsgala seine hervorragende Visitenkarte hinterlassen. Die Zusammenarbeit des Konzerthaus Dortmund mit dem Orchestra in Residence gipfelte vorerst in dem letzten Auftritt am 25. Januar mit einer umjubelten Aufführung von Beethovens siebter Sinfonie.
Kent Nagano, der während seiner Residency am Dortmunder Konzerthaus zum neuen Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper berufen wurde, beendet die Dortmunder Auftritte des DSO mit dem Konzert am 16. März 2003. Als Solist steht ihm der international bekannte Pianist Pierre-Laurent Aimard zur Seite, der regelmäßig bei allen weltweit bedeutenden Orchestern zu Gast ist: Cleveland und Philadelphia Orchestra, Chicago, Boston und London Symphony, New York, Los Angeles und London Philharmonic, Orchestre de Paris, Royal Concertgebouw Orchestra u.a.
Das Programm, das Kent Nagano mit dem Deutschen Symphonieorchester Berlin als Orchestra in Residence des Konzerthaus Dortmund präsentiert, führt in die Bereiche des Übergangs, der tiefen existentiellen Erfahrungen. Neben Fuga fiammata von Frank Michael Beyer wird mit dem Solisten Pierre-Laurent Aimard das 3. Klavierkonzert Béla Bartóks erklingen, den Abschluß bildet Strawinskys Le sacre du printemps.
Das dritte Klavierkonzert, über dem Bartok schwer krank und verarmt verstarb, zeugt von seinem tiefen Glauben an die Kraft der Musik. Mit Pierre-Laurent Aimard übernimmt ein Künstler den Solopart in Bartóks erschütterndem Meisterwerk, der die gedankliche Tiefe und die Weite des Bartókschen Kosmos auf einzigartige Weise erfassen und gestalten kann.
Das Interesse für ursprüngliche, volksmusikalische Ausdrucksweisen verbindet Bartók mit Igor Strawinsky, den bei der Niederschrift des Feuervogel eine Vision überkam: ?Die Vision einer großen heidnischen Feier. (...) Das war das Thema von Sacre du printemps.? Die Uraufführung 1913 in Paris artete zu einem Erdbeben aus, das Publikum und Musikwelt erschütterte: Ein Aufstand und handfeste Keilerei begleiteten die Feuertaufe dieses heidnischen Rituals, das das Frühlingsopfer in archaische Wucht und Klangrausch übersetzte, das seine visionäre, geradezu mystische Kraft auch heute als klassisches Meisterwerk der Moderne immer wieder entfalten kann. Drei Werke also, die wie geschaffen sind für Kent Nagano und das DSO Berlin, das diese großartige Musik gemeinsam mit Pierre-Laurent Aimard zum Leben bringen wird.
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