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14.8. oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Neuköllner Oper in Berlin macht CDU-Chefin Merkel zur Bühnenheldin +++ Ring-Openair: Magdeburg plant Nibelungen-Spektakel +++ Politik contra Kultur - Libanesen sagen Kunstfest-Projekt in Weimar ab +++ Internationale Tanzszene trifft sich ab Donnerstag in Berlin

Neuköllner Oper in Berlin macht CDU-Chefin Merkel zur Bühnenheldin
Berlin (ddp). Angela singt. In wenigen Tagen wird CDU-Chefin Merkel ihre Arien in unmittelbarer Nähe zu Reichstag und Bundeskanzleramt gegen Betonwände schmettern. Nein, zum Wahlkampf gehört das nicht - die für ihre innovativen Inszenierungen bekannte Neuköllner Oper in Berlin hat sich in ihrem jüngsten Werk der ostdeutschen Politikerin angenommen. Am 18. August wird «Angela - eine Nationaloper» im unvollendeten U-Bahnhof Reichstag uraufgeführt. Bis zur Bundestagswahl am 22. September laufen die Vorstellungen.
Dabei soll es sich «weder um einen Wahlkampfbeitrag, noch um ein kabarettistisches Kabinettstückchen handeln», wie Oper und Autoren versichern. Vielmehr werde «modellhaft Maß an Rahmen und Inventar einer eindrucksvollen deutschen Politikkarriere genommen, in musikalische Sprache übersetzt und in Szene gesetzt an einem Ort, wie er idealer nicht sein könnte.»
«Wir wollten das Stück in die heiße Phase des Wahlkampfs legen, da gehört es hin, ebenso wie in die Mitte Berlins», betont «Angela»-Komponist Frank Schwemmer. Es sei von Anfang an ausgeschlossen gewesen, das Werk in einem «normalen» Theater zu spielen. Der «großartige obskure» Raum - der bereits für Ausstellungen, Partys und Filmdreharbeiten genutzt wurde - komme der Sache sehr entgegen und gebe einen «trockenen Rahmen».
Mit dem Stück - nach Motiven aus dem Buch «Das Mädchen und die Macht» von Evelyn Roll - befindet sich Merkel in prominenter Gesellschaft. Opern über politische Persönlichkeiten haben Tradition. Richard Nixon, Michail Gorbatschow, Willy Brandt oder Jackie O. lieferten bereits den Stoff für Musiktheaterwerke. Nun also eine «moderne politische Oper» (Regie: Robert Lehmeier) über «Angela», die von der Sängerin und Schauspielerin Kathrin Unger dargestellt wird. Daneben singen und agieren die Protagonisten «Wolfgang Schäuble, Roland Koch, Guido Westerwelle und Michael Glos» - auch «Edmund Stoiber» spielt mit, doch der singt als einziger nicht. Das Libretto (Michael Frowin) stelle in «realitätsnahen wie gleichzeitig fiktiven Bildern» Stationen der Karriere Merkels in ein Tableau mit diesen Figuren, heißt es.
«Die 30. \'Salomé\' oder zum 45. Mal \'Lysistrate\' - das hat uns nicht mehr so gereizt», sagt Schwemmer, der die Musik zu dem Werk als «gemäßigt modern» bezeichnet. So habe man überlegt, welches moderne Thema man in eine Oper fassen könne. Bei Merkel sei extrem interessant, mit welchen «Emotionen, Tricks und auch Unzulänglichkeiten» sich eine junge Ost-Politikerin durch den vor allem von Westpolitikern dominierten Macht-Dschungel hindurchgekämpft und dabei «eine beispiellose Karriere» hingelegt habe.
Angela Merkel, das Mysterium - eine Frau, die nach den Worten der Neuköllner Oper bis 1989 «als Physikerin in Adlershof einen politischen Dornröschenschlaf geschlafen» habe. Erst spät sei sie «als Novemberrevolutionärin demokratisch aufgebrochen» und habe bis zu ihrer Wahl zur ersten Bundesvorsitzenden der CDU 2000 eine «beispiellose Politikkarriere» absolviert. Bei der K-Frage sei sie zunächst über die «verfestigten Strukturen männlicher Machtpolitik» gestolpert und von ihrer Partei ebenso «unvergleichbar demontiert» worden. «Marionette» oder «ausgebuffte Politikerin?», fragen die Theatermacher. Merkel sei auf jeden Fall ein «Solitär in der Parteienführung nach der Wiedervereinigung».
Der «Solitär» selbst hält sich mit Kommentaren zu dem Projekt zurück. Merkel habe mit Interesse von den Plänen zu der Oper gelesen, heißt es lediglich in der CDU-Pressestelle in Berlin. Zur Premiere könne sie aber aus terminlichen Gründen nicht kommen.
(www.angela-singt.de; www.neukoellneroper.de; telefonische Vorbestellung unter 030 - 68 89 07 77 oder unter e-mail: tickets [at] neukoellneroper.de (tickets[at]neukoellneroper[dot]de) sowie an allen bekannten Voverkaufsstellen)

Ring-Openair: Magdeburg plant Nibelungen-Spektakel
Das Magdeburger Theater will in drei Jahren den "Ring der Nibelungen" als Open Air auffuehren. Wie Generalintendant Hoffman am Dienstag erklaerte, soll der Zyklus auf der Seebuehne des Elbauenparks in einer spektakulaeren Inszenierung gezeigt werden. Das groesste Werk der Opernliteratur soll dann erstmals in der Geschichte an vier aufeinanderfolgenden Tagen auf einer Freilichtbuehne zu sehen sein.
Laut Hoffmann soll der Zyklus ab dem 2. Juni 2005 an zehn bis zwoelf Wochenenden von Donnerstag bis Sonntag gezeigt werden. Dabei gehe es nicht um eine Konkurrenz zu Bayreuth. "Wir werden den Ring in einer einmaligen Version zeigen, die nicht vergleichbar sein wird", erklaerte Hoffmann. Wagner, der einstmals Kapellmeister in Magdeburg war, kehre so mit Pauken und Trompeten in die Elbestadt zurueck.
http://www.mdr.de/nachrichten/kultur/243944.html

Politik contra Kultur - Libanesen sagen Kunstfest-Projekt in Weimar ab
Weimar (ddp). Der Mitte August in Weimar geplante west-östliche Musikworkshop «Swinging Divan» fällt aus. Die libanesischen Künstler hätten wegen der Anwesenheit israelischer Musiker in Weimar eine Teilnahme abgelehnt, teilte die Kunstfest Weimar GmbH am Dienstag in der Klassikerstadt mit. Offenbar sei politischer Druck auf die Libanesen ausgeübt worden. Geplant war ein Projekt deutscher und libanesischer Jazz-Musiker, die während des Kunstfestes ein gemeinsames Programm erarbeiten und am 20. August vorstellen wollten.
(www.kunstfest-weimar.de)

Internationale Tanzszene trifft sich ab Donnerstag in Berlin
Berlin (ddp-bln). Theater im TV für nur einen Zuschauer oder eine Jubiläumsinszenierung in der Staatsoper: Das am Donnerstag beginnende 14. Internationale Tanzfest Berlin verspricht ein facettenreiches Programm. Insgesamt 18 Produktionen sind bis zum 1. September in acht Spielstätten zu sehen. Die Bedeutung der Berliner Künstlerszene für das Festival habe weiter zugenommen, sagte der Künstlerische Leiter André Thériault am Dienstag in Berlin. Mit der Inszenierung «Mir #3 durchhalten» und «Schreibstück» kommen zwei der vier gezeigten Uraufführungen aus der Hauptstadt. In den diesjährigen Produktionen ist nach Auskunft der Veranstalter eine Entwicklung weg vom Minimalismus sowie mehr Mut zum Einsatz auch theatralischer Mittel festzustellen.
Eröffnet wird das Tanzfest am Donnerstagabend mit der Uraufführung des Stücks «Fading Fast» von Davis Freeman und Lilian Mestre. Auf der Bühne des Theaters am Halleschen Ufer sind zwei Solo-Aufführungen zu sehen, die in einem dritten Stück zusammengebracht werden. Während Freemans Solo einer individuellen Lebensgeschichte nachspürt, ist Mestres Thema die Evolution einer gesamten Gesellschaft. In der Zusammenführung entsteht ein Diskurs über die Grundlagen des Lebens.
Der Amerikaner Freeman ist noch mit einer weiteren Produktion beim Tanzfest vertreten. In «Too shy to stare» wird der Zuschauer mit den Themen Voyeurismus und Eitelkeit konfrontiert. In dem Stück für nur zehn Zuschauer wird in sechs Räumen ein Wechselspiel der Identität inszeniert. Der Besucher sehe sich selbst in einem anderen Körper, beschreibt Freeman das Theatererlebnis. Besondere Eindrücke verspricht auch die Produktion «Héâtre - Élévision» des Franzosen Boris Charmatz. Theater wird hier reduziert auf einen Film, der für nur einen Zuschauer auf einem Fernsehbildschirm zu sehen ist. Das Stück soll den Albtraum der Reduktion von Tanz auf Pixel zeigen und gleichzeitig die Vorstellungen des aus dem Publikum gelösten Zuschauers anregen.
In starkem Kontrast zu Charmatz\' Individual-Inszenierung steht eine Veranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum der Merce Cunnigham Dance Company. An zwei Abenden wird in der Staatsoper Unter den Linden ein Querschnitt der mehr als 200 Choreografien des New Yorker Künstlers Cunningham zu sehen sein. Aber wie in jedem Jahr findet neben bekannten Namen auch die nächste Generation der internationalen Tanzszene ihren Platz beim Berliner Tanzfest. Unter dem Titel «Young and restless» zeigen Nachwuchs-Choreografen aus Oslo, Belgrad, Moskau und Tallinn ihre Arbeiten. Eine Bestandsaufnahme der künstlerischen Entwicklungen in Mittel- und Osteuropa wird mit der Produktion «Sol.East» versucht.
Ergänzt werden die Aufführungen des Festivals durch die theoretische Auseinandersetzung mit Tanz. Bei zwei «Zwischenrufen» soll die Aussagefähigkeit von Worten geprüft sowie Authentizität und Geschichtlichkeit diskutiert werden. Workshops und eine Party am 23. August im Podewil runden das Festival-Programm ab. Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen oder telefonisch unter 030/25900427 und 030/24749777.
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