Body
Holender-Berufung: "Missverständnisse" +++ Barenboim gegen Fusion der Berliner Opern +++ Stockhausens Sieben Engel-Chöre in der Heilig-Kreuz-Kirche als deutsche Erstaufführung +++ Bautzen: Drei Uraufführungen in einem Konzert +++ Wochenende mit Musik - Oper- und Operetten-Premiere in Oldenburg +++ Geteilte Resonanz für Konzert-Uraufführung in Gera
orf - Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) äußerte sein Bedauern über mögliche Missverständnisse im Zusammenhang mit der Berufung von Staatsopern-Direktor Ioan Holenders als künstlerischer Berater der Deutschen Oper Berlin.
Für die Zeit seiner Intendanz trage Udo Zimmermann "selbstverständlich" die volle künstlerische Verantwortung. "Ich gehe davon aus und erwarte, dass es zwischen Herrn Zimmermann und Herrn Holender zu einer einvernehmlichen Zusammenarbeit im Interesse der Deutschen Oper kommt", erklärte Flierl am Donnerstag in Berlin.
Am Mittwoch hatte sich Zimmermann eine Einmischung Holenders verbeten. "Wenn mir jemand in meine künstlerische Arbeit hineinredet, würde ich meine Arbeit hier sofort beenden", sagte Zimmermann gegenüber MDR KULTUR.
Der Intendant kritisierte, dass Flierl mit ihm nicht über die Berufung Holenders gesprochen habe. Dieser Umgangsstil sei "eine Unkultur". Zimmermann hatte nach einem Streit mit Flierl seinen Rücktritt zum Ende der Spielzeit angekündigt.
Flierl erläuterte, dass der Direktor der Wiener Staatsoper ab sofort die künstlerische Planung für die Spielzeiten 2003/04 und 2004/05 wahrnehmen werde, das heißt für die Zeit nach dem Abschied von Zimmermann zum Ende der laufenden Spielzeit. Damit solle die "Spielfähigkeit" und die Kontinuität der künstlerischen Planung der Deutschen Oper gesichert werden.
Holender wird nach den Worten von Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) seinen Auftrag auf die Deutsche Oper beschränken. Eine Beteiligung Holenders an einer Reform der gesamten Berliner Opernlandschaft sei nicht vorgesehen, erklärte Flierl. Holender war vor zwei Jahren vom damaligen Kultursenator Christoph Stölzl (CDU) in ein Beratergremium zur Opernstrukturreform in Berlin berufen worden.
Barenboim gegen Fusion der Berliner Opernhäuser
Berlin (ddp). Der künstlerische Leiter der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Daniel Barenboim, lehnt eine Fusion von Opernhäusern in Berlin ab. «Solange ich etwas zu sagen habe, stehen die Staatsoper und ihre Kapelle nicht zur Disposition», sagte Barenboim der «Berliner Morgenpost» (Freitagausgabe). Wenn man ein Haus oder Ensemble schließen wolle oder müsse, dann solle man auch den Mut haben, das deutlich zu sagen und nicht mit irgendwelchen Fusionen verschleiern.
Stockhausens Sieben Engel-Chöre in der Heilig-Kreuz-Kirche als deutsche Erstaufführung
Berlin (ddp). Mit der deutschen Erstaufführung von Karlheinz Stockhausens «Engel-Prozessionen vom \'Sonntag\' aus \'Licht\'» in der Kreuzberger Heilig- Kreuz-Kirche sind am Mittwochabend die 51. Berliner Festwochen eindrucksstark ausgeklungen. Insgesamt waren seit Ende August rund 25 000 Besucher in die etwa 140 Veranstaltungen in 22 Spielstätten gekommen.
Es waren die ersten Festwochen, die Intendant Joachim Sartorius und seine neue Mannschaft vorbereitet hatten. Um neue Publikumsschichten anzusprechen, war manches Ungewohnte und Experimentelle in Darbietung wie Veranstaltungsort versucht worden. Dazu gehörten an der Seite der Philharmonie und des eigenen Hauses der Festspiele, der früheren Freien Volksbühne, auch Wohnzimmer für intime Aufführungen, ein Zelt am Kreuzberger Mariannenplatz und ein Umspannwerk am Paul-Lincke-Ufer.
Sieben Ur- und 18 Erstaufführungen zählten zum Programm. Bei den «Engel-Prozessionen», vom Niederländischen Rundfunkchor Hilversum und vier Solisten aus einem weiteren holländischen Spitzenchor perfekt unter dem jungen David Lawrence dargeboten, handelte es sich um ein Werk, das drei Tage zuvor im Amsterdamer Concertgebouw seine Uraufführung mit denselben Interpreten erlebt hatte.
Als Nachklang der Festwochen wird für drei Abende Anfang Februar 2003 im Festspiele-Haus die deutsche Erstaufführung der Oper «Landschaft mit entfernten Verwandten» von Heiner Goebbels vorbereitet. Er führt selbst Regie. Es wirken das Ensemble Modern aus Frankfurt am Main und der Chor der Oper Genf unter Franck Ollu mit.
Bautzen: Drei Uraufführungen in einem Konzert
Bautzen (ddp-lsc). In die Welt der Märchen und Sagen entführt am Wochenende ein Konzert des Sorbischen Kammerorchesters. Gleich drei Uraufführungen bringt das Orchester des Sorbischen National-Ensembles dabei unter Leitung von Dieter Kempe heraus. Die Werke der ostsächsischen Komponisten Thomas Stapel und Lothar Gärtig sowie von Manfred Weiss aus Dresden erklingen am Samstag erstmals in der Löbauer Johanniskirche, teilte das National-Ensemble am Donnerstag mit.
«Harry Potter und seiner Welt» hat Manfred Weiss eine Komposition mit zwei Sätzen gewidmet. Hauffs Geschichte vom «Kalten Herz» inspirierte Thomas Stapel zur Munk-Suite. «Märchenszenen in drei Bildern» komponierte Lothar Gärtig. Die sinfonische Dichtung «Krabat» von Detlef Kobjela sowie Felix Mendelssohn-Bartholdys Violinkonzert e-Moll ergänzen das Konzertprogramm. Am Sonntag ist es im Bautzener Landratsamt zu hören, am Mittwoch im Zittauer Gerhart-Hauptmann-Theater.
(www.sne-gmbh.com)
Wochenende mit Musik - Oper- und Operetten-Premiere in Oldenburg
Oldenburg (ddp-nrd). Opern- und Operetten-Liebhaber kommen am Wochenende im Oldenburgischen Staatstheater auf ihre Kosten. Am Freitag feiert die Operette «Im weißen Rößl» Premiere im Großen Haus. Am Tag darauf fällt im Kleinen Haus zum ersten Mal der Vorhang für die Oper «Erendira», wie das Theater am Donnerstag mitteilte.
Anna Vaughans Inszenierung von Ralph Benatzkys «Im weißen Rößl» stehe für schrägen Witz und Tempo. Die Regisseurin hat in Oldenburg bereits die «Rocky Horror Show» auf die Bühne gebracht. Die Oper Dinescu und basiert auf einer Novelle des kolumbianischen Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez. Seit der Uraufführung im Jahr 1992 in Stuttgart wurde die Oper erst einmal am Potsdamer Theater neu inszeniert. «Erendira» erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die von ihrer Großmutter auf Märkten an Männer verkauft wird.
(Internet: www.staatstheater-ol.niedersachsen.de)
Geteilte Resonanz für Konzert-Uraufführung in Gera
Gera (ddp-lth). Das Konzert für Orgel und Orchester «Warten auf G...» des Thüringer Komponisten Achim Müller-Weinberg ist am Mittwoch durch das Philharmonische Orchester des Theaters Altenburg-Gera uraufgeführt worden. Die Resonanz des Publikums auf das dreisätzige Werk war geteilt. Während sich eine Minderheit nicht für die abwechselnd von dramatischen und lyrischen Passagen bestimmte Komposition erwärmen konnte, applaudierte das Gros langanhaltend. Der Beifall galt insbesondere den Musikern mit dem Altenburger Solisten Felix Friedrich, die unter dem Dirigat von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz das anspruchsvolle, für den Organisten bis an die Grenzen des auf der Orgel Darstellbaren und technisch Möglichen gehende Stück bravourös meisterten.
Mit dem Stück will der 1933 geborne Müller-Weinberg nach eigenem Bekunden die unterschiedlichsten Haltungen des Wartens von hoffend, über sehnend bis zu fordernd aufzeigen. Das «G» im Untertitel kann dabei gleichermaßen mit Anspielung auf Samuel Becketts Werk «Godot» bedeuten als auch Gott. Immer wieder baut er Zwiegespräche zwischen verschiedenen Instrumenten ein, etwa erste und zweite Geige, Cello und Orgel, Geige und Klarinette. Am Ende bleibt ein Orgelton, der leise verhallt, die sich aufgebaute Spannung aber nicht löst.
Müller-Weinbergs Werk wurde flankiert von Händels Orgelkonzert B-Dur und Bruckners 7. Sinfonie. Festlich wurde so die Einweihung des Konzertsaales vor 100 Jahren gewürdigt. Die Integration des Konzertsaales in das Theaterhaus ist bis heute ein architektonisches Unikat in Deutschland. Die Uraufführung ist das jüngste Beispiel für das Bemühen des Geraer Orchesters um zeitgenössische Kompositionen. Werke von Siegfried Wagner, Hans Pfitzner, Fritz Geißler und Tilo Medek erlebten dort ihre Aufführungen. Bereits Heinrich Laber, der den Klangkörper von 1914 bis 1942 leitete, förderte durch Musikfeste und Uraufführungen, darunter von Bartok, Honegger, Hindemith und Reger, das zeitgenössische Schaffen.
(www.theater.altenburg.gera.de)