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16.6.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Hannover: Bieito nimmt Abschied von Hannover +++ Passau: 54. Europäische Wochen Passau sind eine «Hommage an Mozart» +++ Freiburg: Schostakowitsch zum Jubiläum des Konzerthauses


Hannover: Bieito nimmt Abschied von Hannover
Hannover (ddp). Der Katalane Calixto Bieito ist in Deutschland durch seine skandalträchtigen Operninszenierungen bekannt geworden. Sex and Crime auf der Opernbühne waren in Deutschland neu, als vor fünf Jahren die zuvor nicht durch besonderen Wagemut aufgefallene Staatsoper Hannover unter der Intendanz von Albrecht Puhlmann den umstrittenen katalanischen Jungstar verpflichtete. In Arbeiten wie «Der Troubadour», «Don Giovanni» oder «Die Entführung aus dem Serail» brachte Bieito wenig zimperlich Gewalt und Schmutz des wirklichen Lebens auf die Bühne. Die Abonnenten liefen der Oper zunächst in Scharen davon, doch die Feuilletons schauten fortan nach Hannover. Am Sonntag nehmen Bieito und Puhlmann nun Abschied von der niedersächsischen Landeshauptstadt mit Alban Bergs «Wozzeck».
«Der Anfang in Hannover war sehr hart», erinnert sich der 41-jährige Bieito, den die «Zeit» als «Inszenierungsungeheuer von Hannover» bezeichnete. Bei der Premiere von Wolfgang Amadeus Mozarts «Don Giovanni», den er als Blut- und-Sex-Orgie im spanischen Vorstadtmilieu ansiedelte, verließen damals die Zuschauer unter Rufen der Empörung das Opernhaus. Auch seine zweite Arbeit, Giuseppe Verdis «Il Trovatore», schockte mit Folterszenen und Massenvergewaltigungen.
In Verdis «La Traviata» zeigte er die leidende Violetta Valery als das, was sie ist: eine Hure. Bieito bot eine von Kritikern hoch gelobte Neusicht des viel gespielten Stückes um die Lebedame der Pariser Partygesellschaft. Beifallsstürme begleiteten die Premiere ebenso wie Buh-Rufe. «Bei aller Empörung, die es zunächst gab, sind der ´Don Giovanni´ und die ´Travita´ die absoluten Renner bei uns im Repertoire», sagt Opern-Sprecherin Christine Villinger. In der kommenden Spielzeit, unter der neuen Intendanz, wird aber zunächst keine der Bieito-Inszenierungen in Hannover zu sehen sein.
Der Katalane, der ein glühender Verehrer des französischen Skandalautors Michel Houellebecq («Elementarteilchen») ist, hat von Hannover aus auch andere große deutsche Bühnen erobert. In Berlin und Frankfurt am Main sind inzwischen viel beachtete Arbeiten von ihm zu sehen. Und in der kommenden Spielzeit begleitet er den neuen Intendanten der Staatsoper Stuttgart, Albrecht Puhlmann, in die baden-württembergische Landeshauptstadt und wird dort erstmals inszenieren. Es wird die einzige neue Arbeit Bieitos auf deutschen Bühnen sein.
Für Bieito muss die Oper «ein Spiegel der Gesellschaft» sein. «Oper kann künstlich sein und gleichzeitig die Gesellschaft reflektieren. Als Verdi seine Opern geschrieben hat, waren sie voll von Verweisen auf die Gesellschaft und auf das politische Leben», sagt er. Es sei aber nicht Teil seines künstlerischen Konzeptes, die Zuschauer zu verstören: «Ich will Emotionen provozieren beim Publikum, genau wie das ein guter Film macht oder ein Gemälde von Francisco de Goya.» Und es sei ein Horror für ihn, am Ende der Premiere auf die Bühne zu gehen, wenn die Leute Buh schreien. «Manche meiner Kollegen mögen das, aber ich mag es überhaupt nicht.»
Doch jetzt sei der «Wozzeck» das Finale eines für ihn wichtigen künstlerischen Abschnitts, sagt der erst kürzlich im norwegischen Bergen für seine Inszenierung von Henrik Ibsens Drama «Peer Gynt» gefeierte Bieito. «In Hannover wurden für die szenische Arbeit Voraussetzungen geschaffen, die andernorts nur selten gegeben sind», sagt er. «Es war für mich der Abschnitt, wo ich als Regisseur Unglaubliches ausprobieren und erleben durfte», blickt der Katalane vor seiner letzten Premiere zurück.

Passau: 54. Europäische Wochen Passau sind eine «Hommage an Mozart»
Passau (ddp). Im ostbayerischen Dreiländereck beginnen am Freitag die 54. Europäischen Wochen Passau. Zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart, der 1762 Passau einen fünftägigen Besuch abstattete, steht eine «Hommage an Mozart» auf dem Programm. In der Festspielregion Ostbayern, Oberösterreich und Böhmen werden bis 23. Juli 62 Veranstaltungen geboten. Neben Musik, Theater und Film gibt es Ausstellungen, Lesungen, Vorträge und Podiumsdiskussionen.
Offiziell eröffnet werden die Europäischen Wochen 2006 am 16. Juni mit einem Festvortrag des Musikkritikers Joachim Kaiser. Das traditionelle Eröffnungskonzert in der Passauer Studienkirche gestaltet das Bayerische Landesjugendorchester unter Joseph Wolfe mit Musik von Mozart und Tschaikowsky.
Zu den Höhepunkten des grenzüberschreitenden Festivals zählen Auftritte des Radio-Symphonieorchesters Wien unter Bertrand de Billy, des Linzer Brucknerorchesters unter Dennis Russel Davies, der Brünner Philharmoniker und des Münchner Rundfunkorchesters.
In der Passauer Orgelnacht spielen sieben Organisten aus fünf europäischen Ländern von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang an der weltgrößten Domorgel im Passauer Dom. Die Theatersparte repräsentiert unter anderem Peter Shaffers Erfolgsstück «Amadeus». Ein besonderes Schmankerl bieten die Europäischen Wochen ihren Besuchern mit vier «Opernnächten im Film» von Mozarts «Don Giovanni» bis zur «Zauberflöte». Das Abschlusskonzert am 23. Juli gestaltet die «Kremerata Baltica» unter Leitung von Gidon Kremer.
Die meisten Veranstaltungen finden in Passau statt. Weitere Veranstaltungsorte des Festivals sind Klosterkirchen sowie barocke Innenhöfe und Schlösser im Dreiländereck.
http://www.ew-passau.de

Freiburg: Schostakowitsch zum Jubiläum des Konzerthauses
Vor 10 Jahren wurde das Konzerthaus eingeweiht und ist seitdem auch für die Konzerte des Philharmonischen Orchesters ein vielfältig genutzter Raum. Aus diesem Anlass findet ein Wochenende voller Festkonzerte statt. Zur Eröffnung spielen wir eine Kombination von Schostakowitschs Bühnen- und Filmmusik zu Shakespeares Drama King Lear, gekoppelt mit einer Auswahl von Szenen aus dem Film. Die gewitzt orchestrierte Jazz-Suite aus den 30er Jahren zeigt Schostakowitschs virtuosen Umgang mit leichten Musikstilen und der Jazz-Idiomatik. Solisten sind Anna Smirnova – Mezzosopran undPeter Klaveness – Bass
Es singt der Opernchor des Theater Freiburg unter dem Dirigat von Karen Kamensek.
Freitag, 23.6.2006, Konzerthaus, Rolf Böhme Saal, 20 Uhr


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