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Meisterkurse in Kürten - Stockhausen veranstaltet Festival +++ 20. Musikantentreff Ostsee - Blasmusik von Korea bis Finnland +++ Rettung für «Starlight Express» - Düsseldorfer Produzententeam übernimmt Musical +++ Steigerung beim Vorverkauf zu Salzburger Festspielen +++ 11. Kulturarena Jena startet musikalischen Part +++ «The Rake\'s Progress» bei Münchner Opernfestspielen
Meisterkurse in Kürten - Stockhausen veranstaltet Festival
Kürten (ddp-nrw). Meisterkurse und Uraufführungen stehen im Mittelpunkt eines Festivals, das Karlheinz Stockhausen vom 27. Juli bis 4. August im niederrheinischen Kürten veranstaltet. Der Komponist wird dabei als Lehrer und Dirigent auftreten, wie eine Festivalsprecherin am Dienstag mitteilte. Schüler und Interpreten aus der ganzen Welt werden unter anderem monumentale Opern Stockhausens analysieren. Zu hören sein werden auch Stücke wie «Hymnen» oder Klavierwerke, mit denen der Künstler seinen Ruf als einer der wichtigsten Komponisten unserer Zeit festigte. Großes Aufsehen hatte er nach dem 11. September erregt. Dabei zog er international Kritik auf sich, weil er den New Yorker Terroranschlägen ein künstlerisches
Potential zusprach.
(Internet: www.stockhausen.org)
20. Musikantentreff Ostsee - Blasmusik von Korea bis Finnland
Rostock (ddp-nrd). Zwischen Rerik und Prerow an der mecklenburgischen Küste ist von Mittwoch bis Sonntag Blasmusik angesagt. Fast 400 Musiker aus Korea, Israel, Finnland, Lettland, der Ukraine und Deutschland spielen in den Ostseebädern Musical- und Filmmelodien, Medleys und auch einmal einen Marsch. Die Musiker der acht Jugendblasorchester sind Teilnehmer des 20. Musikantentreffs Ostsee. Das internationale Musikfestival sei europaweit das einzige, das zeitgenössische Bläsermusik fördere, sagte der künstlerische Festivalleiter Karl-Werner Kindermann.
Zum Auftakt finden sich alle Orchester am Mittwoch um 18.00 Uhr auf dem Rostocker Universitätsplatz zum Eröffnungskonzert zusammen. An gleicher Stelle wird am Freitag zu einem Notturno eingeladen. In Warnemünde ist am Samstag ein großes Defilee mit anschließender Show geplant. An allen Festivaltagen treten die Jugendblasorchester in Wertungskonzerten gegeneinander an und studieren zudem in Workshops neue Stücke anwesender Komponisten ein.
Rettung für «Starlight Express» - Düsseldorfer Produzententeam übernimmt Musical
Bochum (ddp). Das Bochumer Rollschuhmusical «Starlight Express» ist gerettet: Das Düsseldorfer Produzententeam Thomas Krauth und Andrea Friedrichs übernimmt die Produktion von der Insolvenzverwaltung, wie Theaterleiter Meinolf Müller am Montag sagte. Das Duo Krauth/Friedrichs betreibt bereits das Capitol-Theater in Düsseldorf und den Kölner Musical Dome. Auch die seit zwei Wochen unbezahlt arbeitenden Mitarbeiter beim «Starlight Express» hätten bereits seit vergangenem Donnerstag wieder ihr Gehalt erhalten, hieß es.
Die neuen Produzenten betonten, sich langfristig in Bochum engagieren zu wollen. Die Show habe mindestens noch das Potenzial, zwei Jahre oder länger erfolgreich zu spielen, sagte Krauth. «Wir wollen schaffen, was noch kein Musical in Deutschland geschafft hat: Zehn Millionen Besucher», sagte er weiter. Seit seiner Premiere 1988 zählte «Starlight Express» neun Millionen Besucher.
Nachdem die niederländische Stage Holding das Bochumer Musiktheater nicht von der Pleite gegangenen Stella Entertainment AG übernehmen wollte, hatte sich das Düsseldorfer Duo ins Gespräch gebracht. Durch die Übernahme reduzierte sich die Belegschaft von 430 auf 320 Mitarbeiter.
In den vergangenen Tagen einigten sich die neuen Betreiber mit dem Komponisten und Lizenzgeber Andrew Lloyd Webber sowie der Stadt Bochum als Vermieterin des Theaters. Krauths Angaben zufolge hilft die Stadt, den «Starlight Express» wieder anzuschieben, indem sie so lange auf Mietzahlungen verzichtet, «bis die Sache wieder profitabel läuft.»
Steigerung beim Vorverkauf zu Salzburger Festspielen
Salzburg (ddp). Der Kartenverkauf zu den diesjährigen Salzburger Festspielen läuft so gut wie schon lange nicht mehr. Im schriftlichen Vorverkauf seien im Vergleich zu 2001, dem letzten Jahr der Ära Mortier, etwa 16 Prozent mehr Billets abgesetzt worden, sagte der Leiter des Kartenbüros, Andreas Vrtal, am Montag der Nachrichtenagentur ddp. Dies sei noch einmal eine deutliche Steigerung zum Vorjahr, als sieben Prozent mehr Karten verkauft wurden.
Vrtal führt das gute Ergebnis unter anderem auf den Leitungswechsel bei den Salzburger Festspielen von Gerard Mortier zu Peter Ruzicka zurück: «Die Leute sind eben neugierig auf die neue Intendanz.» Österreichische Medien spekulierten, dass auch das von den Programmreformen unter Mortier verschreckte Traditionspublikum der Karajan-Ära langsam wieder zurückkehre.
Als weiteren Grund für den hohen Zuspruch nannte Vrtal ein zugkräftiges Programm mit einer Neuinszenierung von Mozarts «Don Giovanni» als «fulminantem Startpunkt». Die von Nicolaus Harnoncourt geleiteten Aufführungen seien seit langem ausverkauft. Massiv überbucht sei auch das Salzburger Kult-Schauspiel «Jedermann» mit Veronica Ferres und Peter Simonischek auf dem Domplatz, das seit 18 Jahren heuer erstmals wieder in einer Neuinszenierung zu sehen seinwird.
Auch für Puccinis «Turandot» sind schon lange keine Karten mehr zu haben. Der Run ist offenbar deshalb so groß, weil Mortier Puccini nicht schätzte und den vom Publikum geliebten Komponisten unter seiner zehn Jahre dauernden Ägide niemals aufführte.
Die Auswirkungen der Terroranschläge des 11. September 2001 hätten den Festspielen eher Vor- als Nachteile gebracht, sagte Vrtal. Viele Menschen scheuten zurzeit Überseereisen und verlegten sich auf Kulturtrips innerhalb Europas. Geringe Einbrüche gebe es allerdings bei den Gästen aus den USA und Japan. Die Salzburger Festspiele 2002 beginnen am 27. Juli und laufen bis zum 31. August.
11. Kulturarena Jena startet musikalischen Part
Die Kulturarena Jena feiert Jubiläum. Vor zehn Jahren wurde das Sommerfestival als Pendant zum «documenta»-Zelt in Kassel ins Leben gerufen. Seither lockt der Platz vor dem mitten im Zentrum der Stadt gelegenen Theaterhaus in jedem Jahr für mehrere Wochen Tausende Besucher zu Musik, Theater, Film und Kinderveranstaltungen.
Zu den bisherigen zehn Auflagen lud des sommerlichen Open Airs mehr als 3000 Künstler aus über 60 Ländern in die thüringische Stadt. Die Zahl der Besucher stieg kontinuierlich von rund 8000 beim ersten, auf mehr als 70 000 beim zehnten Festival. Insgesamt wurden bei den bislang 274 Konzerten, 31 Theateraufführungen, 124 filmischen Angeboten und 48 Kinderprogrammen rund 420 000 Besucher gezählt.
«The Rake\'s Progress» bei Münchner Opernfestspielen
München (ddp). Die Neuinszenierung von Igor Strawinskys Oper «The Rake\'s Progress» ist am Sonntagabend im Münchner Prinzregententheater enthusiastisch gefeiert worden. Sängerensemble, Chor und Orchester wurden nach der fast dreistündigen Aufführung im Rahmen der diesjährigen Opern-Festspiele mit minutenlangem Applaus bedacht. Stürmische Ovationen erhielten vor allem Ian Bostridge (Tenor) in der Titelrolle des Tom Rakewell, William Shimell (Bariton) als Nick Shadow und Dorothea Röschmann (Sopran) als Anne Truelove. Auch das Bayerische Staatsorchester unter Dirigent Ivor Bolton und das Vocal Ensemble München wurden mit Applaus geradezu überschüttet.
Fast einhellige Zustimmung wurde auch dem Regieteam um Regisseur Martin Duncan und dem Choreographen Jonathan Lunn zuteil. Duncan hatte die selten gespielte Oper über das leichtsinnige Leben und Sterben des Lebemanns Tom Rakewell schmissig-skurril in Szene gesetzt. Unter den zahlreichen originellen Regieeinfällen stachen mehrere tuntige Tanzeinlagen sowie ein Kakerlaken-Ballett besonders hervor. Das Bühnenbild schwelgte in schrillen Farben und erinnerte an die großen Erfolge, die die Staatsoper in den vergangenen Jahren mit ihren Pop-Versionen barocker Opern erzielt hatte.
Der russisch-amerikanische Komponist Strawinsky (1882-1971) wurde durch die moralisierende Bilderserie «Das Leben eines Wüstlings» von William Hogarth aus dem 18. Jahrhundert zu seiner phantastischen Oper «The Rake\'s Progress» inspiriert. Das Werk wurde 1951 am Teatro La Fenice in Venedig unter Strawinskys Leitung mit triumphalem Erfolg uraufgeführt. Die diesjährige Münchner Inszenierung war die vierte und letzte Premiere der Opern-Festspiele 2002, die noch bis Ende Juli laufen.
Georg Etscheit