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Prag/Dresden: Affront - Prager Publikum musste auf Konzert der Staatskapellen Dresden und Hélène Grimaud verzichten +++ Bayreuth: Stiftungsrat berät über Wagner-Nachfolge +++ Berlin: musikfest berlin 2007 erreicht 95 % Auslastung +++ Altenburg/Gera: Erstaufführung einer Rarität - Francis Poulencs Oper „Gespräche der Karmeliterinnen“
Prag/Dresden: Affront - Prager Publikum musste auf Konzert der Staatskapellen Dresden und Hélène Grimaud verzichten
(Prag/Dresden) Während der laufenden Europa-Tournee der Sächsischen Staatskapelle Dresden ist es am Samstagabend in Prag zu einem bedauerlichen Zwischenfall gekommen. Der Direktor des Festivals „Prager Herbst“ wurde unmittelbar vor der Generalprobe gegen die Pianistin Hélène Grimaud ausfällig und beleidigend, nachdem sie den Zustand des Konzertflügels als unzumutbar beanstandet hatte.
Entgegen den Vereinbarungen wurde Frau Grimauds persönlichem Klavierstimmer verweigert, den Flügel, der sich in einem sehr schlechten Gesamtzustand befand, für den lange ausverkauften Abend einzurichten, was die Pianistin beanstandete. Überraschend sagte der stark alkoholisierte Direktor daraufhin zuerst das Klavierkonzert, kurz darauf dann das gesamte Konzert ersatzlos ab. Nach Absprache mit dem Orchestervorstand trat Herr Luisi vor die Musiker und teilte ihnen diese Entscheidung des Prager Veranstalters mit. „Frau Grimauds Beschwerde war aus meiner Sicht absolut verständlich, die Reaktion des Veranstalters dagegen nicht nur ein völlig unangemessener Affront, sondern ein klarer Rechtsbruch. Die Beleidigung gegen Frau Grimaud war eine Beleidigung gegen das ganze Orchester“, so Luisi.
„Für die Musiker und für Maestro Luisi war es sehr bedauerlich, das Prager Publikum nach Hause schicken zu müssen“, betonte Orchesterdirektor Jan Nast noch am Abend. Aus der bislang 460-jährigen Geschichte des Orchesters sei ihm ein solcher Fall nicht bekannt. Die erste Tournee des Orchesters unter seinem neuen Generalmusikdirektor, der Anfang September in Dresden feierlich in sein Amt eingeführt worden war, führt die Musiker am Sonntag weiter über Turin nach Wien, Frankfurt, Essen und Paris.
Der Darstellung des Veranstalters in den Medien, bei dem Flügel habe es sich um ein konzertbereites Instrument gehalten, wird ausdrücklich widersprochen.
Quelle: Presse Staatskapelle Dresden
Bayreuth: Stiftungsrat berät über Wagner-Nachfolge
München (ddp-bay). Der Stiftungsrat der Bayreuther Festspiele berät laut dem Nachrichtenmagazin «Focus» am 6. November über die Zukunft des Festivals. Bei der Sitzung im Rathaus von Bayreuth stehe die mögliche Nachfolge von Festspielleiter Wolfgang Wagner auf der Tagesordnung. Der 88-Jährige müsse zuvor aber erst seinen Rücktritt erklären. Der Theaterreferent des bayerischen Kunstministeriums und Stiftungsrats-Mitglied, Toni Schmid, sagte dem «Focus»: «Die Frage lautet, ob er die Festspiele überhaupt noch wirklich leitet.»
Katharina Wagner bekräftigte unterdessen ihre Bereitschaft, die Nachfolge ihres Vaters anzutreten. «Für Bayreuth wäre ich bereit, das Regieführen sehr einzuschränken», sagte die 29-Jährige laut Vorabbericht in der ARD-Talksendung «Beckmann», die am Montag (17. September, 22.45 Uhr) ausgestrahlt wird. Nur die Bedingungen müssten stimmen. «So ein Intendantenwechsel wird ja oft gerne genommen, um noch einmal die Subventionen zu kürzen oder solche Spielchen», sagte Wagner. «Man muss die Qualitäten in Bayreuth schon erhalten können. Das ist für mich ein Grundvoraussetzung.» Sie betonte, ihr gehe es nicht um die Macht des Titels Festspielleiter.
Die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner hatte in diesem Sommer bei den Festspielen ihr Regiedebüt mit den «Meistersingern» gegeben. Neben ihr hatten auch Wolfgang Wagners Tochter aus erster Ehe, Eva Wagner-Pasquier, und seine Nichte Nike Interesse an der Nachfolge bekundet.
Der Sprecher des Festspielleiters, Peter Emmerich, hatte noch Anfang August betont, sein Chef sei nicht amtsmüde. Wagner, der einen lebenslangen Vertrag hat, denke derzeit nicht daran, das Nachfolgeverfahren in Gang zu setzen, hatte Emmerich der Illustrierten «Bunte» gesagt. An der juristischen Sachlage sei nicht zu deuteln, «keiner kann Wolfgang Wagner zum Rücktritt zwingen».
Berlin: musikfest berlin 2007 erreicht 95 % Auslastung
Mit Konzerten der Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle und der Staatskapelle Berlin unter dem Shooting Star der internationalen Dirigentenszene Gustavo Dudamel endet heute das musikfest berlin 07. Ihren Abschluss finden dann auch die im Mittelpunkt des Programms stehenden Komponistenporträts von Claude Debussy, Charles Ives und Edgard Varèse. Während die Berliner Philharmoniker Debussys Le Martyre de Saint Sébastien aufführen, präsentiert die Staatskapelle Ives’ nicht minder selten aufgeführte Robert Browning Ouverture. Als Solisten treten unter anderem Frankreichs gefeierte Schauspielerin Sophie Marceau bei den Philharmonikern und Daniel Barenboim bei der Staatskapelle auf.
Auf Einladung der Berliner Festspiele und in Kooperation mit der Stiftung Berliner Philharmoniker gastierten seit dem 31. August Dirigenten, Solisten, Spitzenorchester und -ensembles des internationalen Musiklebens in der Hauptstadt. Insgesamt 18 Orchester, Ensembles und Chöre eröffneten mit 20 Konzerten die Berliner Konzertsaison 2007/08. Das Programm wurde erstmals von Winrich Hopp, dem neuen künstlerischen Leiter des musikfest berlin, entwickelt. Insgesamt erreichten die diesjährigen Veranstaltungen in der Philharmonie, der Staatsoper, dem Kammermusiksaal und dem Radialsystem V eine Auslastung von 95 %. Mit attraktiven Karten- und Abonnementangeboten und günstigen Ticketpreisen ab 10 Euro konnte auch ein neues, entdeckungsfreudiges Publikum gewonnen werden.
Zu erleben waren furiose Gastspiele internationaler Spitzenorchester, u. a. mit dem Boston Symphony Orchestra mit James Levine, dem Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam mit Bernard Haitink, der Sächsischen Staatskapelle mit Fabio Luisi und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mit Mariss Jansons. An dem Festival beteiligten sich auch die großen Klangkörper der Musikstadt Berlin. Vom Publikum gefeiert wurden die prominenten Uraufführungen von Hans Werner Henzes Konzertoper Phaedra in der Staatsoper Unter den Linden und des monumentalen Gesamtzyklus Lichtung I-III des portugiesischen Komponisten Emanuel Nunes. Eröffnet wurde das Festival mit dem Stringquartet II des New Yorker Kultkomponisten Morton Feldman, das mit einer Aufführungsdauer von knapp sechs Stunden das längste Streichquartett der Musikgeschichte ist.
„Ich freue mich sehr über den begeisterten Zuspruch, den die Konzerte des musikfest berlin beim Publikum gefunden haben“, sagte der Intendant der Berliner Festspiele, Joachim Sartorius, zum Abschluss des Festivals. „Die außergewöhnlich hohen Besucherzahlen sind gewiss auf die großartigen Künstler und Ensembles, das ambitionierte Programm mit Werken von Debussy, Ives, Varèse und die exemplarische Qualität der Aufführungen zurückzuführen. So hat gerade die diesjährige Ausgabe gezeigt, dass das musikfest berlin weit über Berlin hinaus eine große Bereicherung für das nationale und internationale Konzertleben ist.“
Das musikfest berlin 08 findet vom 3. bis 21. September statt. Detaillierte Informationen zum Programm und Vorverkauf werden im Frühjahr 2008 bekannt gegeben.
Quelle: Presse Berliner Festspiele, 16. September 2007
Altenburg/Gera: Erstaufführung einer Rarität - Francis Poulencs Oper „Gespräche der Karmeliterinnen“
„Gespräche der Karmeliterinnen“ - mit dieser Oper von Francis Poulenc setzt Theater&Philharmonie Thüringen die Serie mit Opern des 20. Jahrhunderts fort. Für die Theater in Gera und Altenburg ist es die Erstaufführung der 1957 entstandenen Oper. Regie führt der Generalintendant Matthias Oldag. Wie schon bei seinen herausragenden Inszenierungen von Korngolds „Die tote Stadt“ 2000/01, Zemlinskys „Eine florentinische Tragödie“ 2003/04, Janáčeks „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ 2004/05 oder jüngst Barbers „Vanessa“ arbeitet er im Team mit seinem bewährten Bühnenbildner Thomas Gruber. Premiere ist am 21. September um 19.30 Uhr im Großen Haus Gera.
Die Handlung: Blanche hat den Tod ihrer Mutter nie verkraftet. Tagtäglich muss sie mit ihrer Angst vor dem Sterben kämpfen. Um sie herum toben die Wirren der Französischen Revolution. Sie flüchtet sich in den Glauben und tritt dem Orden der Karmeliterinnen bei. Doch ihre innere Ruhe kann sie einfach nicht finden. Als das Kloster von den Revolutionären aufgelöst wird, muss sich Blanche entscheiden – zwischen ihrem Glauben und ihrem Leben…
Der Komponist Francis Poulenc hat sich in einem Brief als „Komponist ohne Etikett“ bezeichnet. Obwohl sein Werk der Moderne verpflichtet ist, lässt es sich im Wechselspiel zwischen Neoklassizismus, Impressionismus und folkloristischen Einflüssen nicht wirklich in eine Schule des 20. Jahrhunderts einordnen. Vielmehr bezaubert der Komponist den Zuschauer durch ein feines Gespür für Dramatik und eine ungewöhnliche musikalische Stilvielfalt und setzt die Geschichte um Intrigen, Tod und Gottvertrauen auf einzigartige Weise in Musik um.
Die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Eric Solén. Die Kostüme entwirft Bettina Merz. Der Opernchor singt in der Einstudierung von Bernhard Ott.
Weitere Aufführungstermine: 30. 9. 14.30 Uhr, 20. 10. 19.30 Uhr, 25. 11. 14.30 Uhr
Quelle: Theater&Philharmonie Thüringen