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Berliner Staatsoper bricht die Bühne weg - Sanierung gefordert +++ Tarifabschluss für alle ehemaligen Stella-Musicaltheater +++ Ganz Weimar eine Bühne Straßentheater eröffnet Kunstfest +++ Landesbühnen Sachsen mit 11 000 Besuchern mehr zum Halbjahr +++ Seiji Ozawas Abschied aus Boston
Berliner Staatsoper bricht die Bühne weg - Sanierung gefordert
Berlin (ddp). Der scheidende Intendant der Berliner Staatsoper, Georg Quander, setzt sich für eine rasche Sanierung des Hauses Unter den Linden ein. «Wenn der technische Zustand des Hauses nicht grundlegend verbessert wird, laufen wir Gefahr, nur noch eingeschränkt spielfähig zu sein», sagte Quander dem «Tagesspiegel»(Mittwochausgabe).
Er fügte hinzu: «Schlimmstenfalls haben wir dann nur noch die flache Bühne zur Verfügung und müssen irgendwelche Dekorationsteile per Hand nach vorn oder zur Seite schieben.» Wenn die Technik ausfalle, könne ein Großteil der Inszenierungen überhaupt nicht mehr gespielt werden. So sei es sehr fraglich, ob die «Zauberflöte» in der nächsten Spielzeit noch aufgeführt werden könne.
Die Notwendigkeit einer Generalsanierung unterstützt auch eine Ende vergangenen Jahres vom Land Berlin in Auftrag gegebene Zielplanung und Kostenanalyse, die der Zeitung vorliegt. Darin werde der Zustand des Opernbetriebes als «unzureichend bis verhängnisvoll und von mehr oder weniger latenter Unrechtmäßigkeit» bezeichnet. Dies betreffe den Zustand der Gebäude und die damit einhergehende Sicherheit des Publikums, der künstlerischen Akteure und des technischen Personals. Weiter heiße es: «Zum Beispiel stellt die Bühnentechnik durch permanente Havarien eine akute Gefahr für Leib und Leben der dort Arbeitenden dar. . . Die künstlerische Produktion muss permanente Behinderungen hinnehmen. Die künstlerische Leistung kann dem Publikum nicht vollständig und nur mit Qualitätseinbußen übermittelt werden.»
Die Zielplaner hätten noch andere Schwachstellen entdeckt. So sei die Akustik im Zuschauerraum auf Dauer nicht akzeptabel. Der Brandschutz sei ungenügend und «zum Teil nicht vorhanden». Die Standsicherheit von Teilen des Gebäudes sei gefährdet. Grundwasser dringe ins Opernhaus.
Tarifabschluss für alle ehemaligen Stella-Musicaltheater
Berlin/Bochum (ddp-nrw). Für alle ehemaligen Stella-Musicaltheater besteht jetzt eine tarifliche Bindung. Wie die Gewerkschaft ver.di am Dienstag in Berlin mitteilte, wurde am selben Tag auch für das Bochumer Musical «Starlight Express» ein Tarifabschluss erzielt. Der Weg für die Investoren sei somit für eine Übernahme der Theater frei gemacht worden. Der Tarifvertrag sei die letzte noch offene Vorbedingung gewesen. «Damit ist die Sicherung aller Standorte und der Arbeitsplätze gelungen», sagte ver.di-Verhandlungsführer WolfgangPaul.
Zuvor hatte ver.di den Angaben zufolge mit der Stage Holding eine Tarifbindung für die fünf anderen Musicalhäuser in Hamburg, Berlin und Stuttgart erreicht. Für die Hamburger Hafentheater Produktionsgesellschaft mbH («König der Löwen») sei nach zweimonatigen Verhandlungen ebenfalls ein Tarifabschluss erzielt worden.
Bei einer Laufzeit bis 2005 wurden nach ver.di-Angaben Lohnerhöhungen von 3,5 Prozent für 2002, 2 Prozent für 2003 und jeweils 2,5 Prozent für 2004 und 2005 vereinbart. Wie es weiter heißt, müssten beabsichtigte betriebsbedingte Kündigungen im Einzelfall mit der Gewerkschaft verhandelt werden.
Erst am Montag war verkündet worden, dass das Bochumer Rollschuhmusical «Starlight Express» von dem Düsseldorfer Produzententeam Thomas Krauth und Andrea Friedrichs übernommen wird. Der Musical-Veranstalter Stage Holding hatte kurz zuvor die Übernahme der anderen ehemaligen Musical-Theater des insolventen Wettbewerbers Stella perfekt gemacht.
Ganz Weimar eine Bühne Straßentheater eröffnet Kunstfest
Weimar (ddp-lth). In ein einziges großes Theater verwandelt sich die Weimarer Innenstadt am Nachmittag des 7. August. Dann werden sieben Straßentheater-Truppen das diesjährige Kunstfest eröffnen. Das Konzept, das sich wesentlich von dem der Vorjahre unterscheide, sei von der Stadtverwaltung bestätigt worden, teilte die Kunstfest GmbH am Dienstag mit. Die aus Deutschland und weiteren vier Ländern anreisenden Gruppen hätten elf Inszenierungen im Gepäck, die sie bis in die Nachtstunden zum Teil mehrfach und an verschiedenen Orten darbieten. Das gestatte es jedem Besucher, sich seinen ganz persönlichen Parcours zusammenzustellen.
Rue Pietonne und Les Obsessionelle aus Frankreich, das British Event Theatre und die Neighbourhood Watch Stilts International aus Großbritannien, die Mabo Band aus Italien, Nakupelle aus den Niederlanden und das deutsche Scharlatan Theater werden charmant und frech, provokant, witzig und unterhaltsam im Zentrum von Weimar ihr Unwesen treiben. Beispielsweise als streunende Röhren, laufende Sessel, stelzende Riesenvögel, spinnerte Spinnen und als ausländische Ente werden sie unter anderem auf dem Markt, am Frauenplan, an Theater-, Goethe- und Burgplatz sowie in der Schillerstraße zu erleben sein. Nach fünf Stunden Spiel in den Straßen geht die Kunstfest-Eröffnung mit Open-Air-Konzerten auf Theaterplatz und Markt weiter. Das Kunstfest lädt bis zum 1. September nach Weimar ein.
(www.kunstfest-weimar.de)
Landesbühnen Sachsen mit 11 000 Besuchern mehr zum Halbjahr
Die Landesbühnen Sachsen zogen gestern Halbjahresbilanz. In den ersten sechs Monaten 2002 schauten sich fast 11 000 Besucher mehr die Vorstellungen an als im gleichen Vorjahreszeitraum. Vizeintendantin Barbara Kunze nannte 84 600 Theatergäste bis Ende Juni. Was auch eine Einnahmensteigerung um 200 000 Euro gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Highlight der Saison ist Georges Bizets Oper ?Carmen?. Jede der zwölf Vorstellungen im Haupthaus war komplett ausverkauft. Jetzt läuft die Inszenierung mit Erfolg auf der Felsenbühne in Rathen. Mit einer Gesamtauslastung von 82 Prozent gehören die Landesbühnen Sachsen, neben den Häusern von Schleswig und Detmold, zu den drei erfolgreichsten Landestheatern Deutschlands. Auf diesem Wege wolle man sich weiter profilieren, sagte Barbara Kunze und wies damit Gerüchte von einer möglichen Fusion mit dem Theater Freiberg energisch zurück.
Seiji Ozawas Abschied aus Boston
orf - Tränenreich und mit einer symbolischen Rückenwendung zu dem Orchester, dem er 29 Jahre lang als Dirigent vorstand, hat sich Seiji Ozawa am Sonntag (Ortszeit) von seinem Boston Symphony Orchestra verabschiedet. Nach einem Galakonzert zu Ehren Ozawas mit den Dirigenten Mstislaw Rostropowitsch, John Williams und Federico Cortese am Samstag ergriff der scheidende Chefdirigent noch einmal selbst den Taktstock und führte sein Orchester ein letztes Mal durch Werke, mit denen er sich einen Namen schuf: Berlioz\' Symphonie fantastique und Beethovens Chorfantasie op. 80.
Kein anderer Dirigent war dem Boston Symphony Orchestra - oder irgendeinem anderen namhaften Orchester in den USA - so lange verbunden wie Ozawa. Der mit seinem langen Haarschopf unverkennbare Dirigent war 1960 als junger Musiker aus Japan nach Tanglewood gekommen, der Sommerresidenz und Schule für den Nachwuchs des berühmten Orchesters. Dort, in der Kleinstadt Lenox (US-Staat Massachusetts) inmitten der bewaldeten Berkshire-Hügel, fiel er dem Meisterdirigenten Leonard Bernstein auf, der ihn 1961 als seinen Assistenten an die New Yorker Philharmonie holte.
Ozawa gab 1964 in Tanglewood sein Debüt mit den Bostoner Symphonikern und wählte jetzt das gleiche Pult, um sich von seinem Orchester zu verabschieden. Den Schlusspunkt setzte er mit Randall Thompsons Choral "Alleluia", dem ersten Stück, das er als junger Musiker dirigiert hatte. Dazu wandte er dem Orchester symbolisch zu den Rücken zu und führte die mehr als 14.000 Zuhörer in der nach ihm benannten Freilicht-Konzertarena durch das Werk.
Ozawa wird in Boston und Tanglewood von James Levine abgelöst, dem Musikdirektor der Metropolitan Opera in New York. Er selbst übernimmt das Dirigentenpult an der Wiener Staatsoper. Am kommenden Wochenende will der langjährige Musikdirektor des New York Symphony Orchestra, Kurt Masur, in Tanglewood nach einem allerletzten Konzert von seinem Orchester, das er so maßgeblich geprägt hat, Abschied nehmen.