Body
Osnabrück: Osnabrücker Symphoniker treten in Teheran auf +++ Erfurt: Chorprojekt THURINGIA CANTAT bei den DomStufen-Festspielen +++ Bregenz: Spannung vor «Tosca»-Premiere bei den Bregenzer
Osnabrück: Osnabrücker Symphoniker treten in Teheran auf
Osnabrück (ddp). Mit den Osnabrücker Symphonikern tritt erstmals seit fast 30 Jahren wieder ein westliches Orchester in Irans Hauptstadt Teheran auf. Die Musiker werden am 29. und 30. AugustWerke von Brahms, Beethoven und dem iranischen Komponisten Nader Mashayekhi aufführen, wie der Initiator der Tournee, Musikkproduzent Michael Dreyer, am Montag in Osnabrück sagte. Angesichts der schwierigen politischen Situation habe es monatelanger Verhandlungen bedurft, um die Reise perfekt zu machen.
Es sei wichtig, dass nicht nur Politik und Ökonomie eine Verbindung zu dieser Region hielten, sagte Dreyer. Gerade der kulturelle Dialog könne Katalysator für den politischen Dialog sein. Seine Motivation entspringe der Erkenntnis, dass in Deutschland über den arabischen und persischen Raum nur wenig bekannt sei. Der Auftritt der Osnabrücker Musiker in Teheran sei letztlich zahlreichen einflussreichen Menschen im Iran zu verdanken, betonte Dreyer.
Die Konzerte sind Teil des Osnabrücker «Morgenland Festivals», das vom 19. August bis 2. September Musik des Nahen und Mittleren Ostens von der traditionellen Musik bis zur Avantgarde präsentiert und dessen künstlerischer Leiter Dreyer ist. Die Osnabrücker Symphoniker erwidern einen Besuch der Teheraner Symphoniker im vergangenen Jahr in Osnabrück.
Es gebe Überlegungen, das «Morgenland Festival» künftig abwechselnd in Teheran und in Osnabrück zu veranstalten, sagte Dreyer. Erste Gespräche dazu seien bereits in Teheran geführt worden. Außerdem fungiere inzwischen das Laore World Music Festival, das größte Musikfestival in Südasien, als Kooperationspartner.
Erfurt: Chorprojekt THURINGIA CANTAT bei den DomStufen-Festspielen
Der Thüringer Sängerbund präsentiert am Samstag, 01.09.2007, 15.00 Uhr, als Höhepunkt des 7. Landessängerfestes ein repräsentatives Konzert im Rahmen der DomStufen-Festspiele in Erfurt. Das Chorprojekt des Thüringer Sängerbundes steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsident von Thüringen Dieter Althaus.
Vor der einzigartigen Kulisse von Mariendom und St. Severi und in den Bühnenaufbauten von Pietro Mascagnis CAVALLERIA RUSTICANA gestalten über 150 Sängerinnen und Sänger ein musikalisch und choreographisch farbenfrohes Programm von moderner Geistlicher Chormusik bis zu Gospel und Pop. Besondere Akzente setzen populäre Bandmusiker und Studierende der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Im Mittelpunkt steht das generationenübergreifende Chorprojekt THURINGIA CANTAT. Die musikalische Leitung und Konzept liegen in den Händen von André Schmidt
Bregenz: Spannung vor «Tosca»-Premiere bei den Bregenzer
Bregenz (ddp). Wochenlang haben die Bühnenarbeiter auf der Bregenzer Seebühne geschraubt, gehämmert und geschweißt. Denn mit Leinwand, Holzlatten und Pappmaché ist es auf der Plattform im Bodensee nicht getan. Schließlich muss das Bühnenbild der neuen «Tosca»-Inszenierung bei den Bregenzer Festspielen zwei Jahre Wind und Wetter trotzen. Wie immer sind die Dimensionen beeindruckend: 50 Meter breit und 25 Meter hoch ist die Kulisse, eine riesige Wand mit einem aufgemalten Auge.
Regisseur Philipp Himmelmann will Puccinis berühmte Dreiecksgeschichte «Tosca» als «Thriller» inszenieren: «Mich interessiert die Spannung, die entsteht, wenn zwei weltfremde Künstler, die Primadonna Tosca und ihr Geliebter, der Maler Cavaradossi, mit der Realität eines totalitären Regimes zusammentreffen, verkörpert durch den zynischen Polizeichef Scarpia.» Die Oper endet mit dem Tod aller drei Protagonisten. Das zyklopische Auge soll Sinnbild des diktatorischen Überwachungsstaates Scarpias sein.
Die Zuschauer von Puccinis Opernkrimi - erwartet werden wieder mehr als hunderttausend Besucher - sollen auch in diesem Jahr mit spektakulären Schauplatzwechseln gefesselt werden. Weil es in Bregenz selbstredend keinen Vorhang gibt, müssen die Verwandlungen auf offener Bühne erfolgen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Iris des Riesenauges, ein kreisrunder Ausschnitt von etwa zwölf Metern Durchmesser, die mittels eines Kranes in alle Richtungen bewegt werden kann. Die darauf befestigte Plattform dient den Sängern als Auftrittsort. Hier spielt sich der dramatische Höhepunkt der Oper ab: das Zusammentreffen von Scarpia und der verzweifelten Tosca.
Die ganze Augenwand, aufgemalt auf über 1000 Quadratmetern Leinwand, kann im Verlauf der Aufführung nach hinten weggeklappt werden. Für diesen komplizierten Mechanismus wurden eigens die Fundamente der Seebühne verstärkt und ein besonderer hydraulischer Zylinder angeschafft, der 300 Tonnen bewegen muss. Natürlich möglichst lautlos, weil die Musik nicht gestört werden soll.
Schließlich bietet die Inszenierung noch ein drittes großes Element: ein 14 Meter hohes und zwölf Tonnen schweres Kreuz, das unter der Vorbühne im Wasser verborgen liegt und für die Te-Deum-Szene am Ende des ersten Aktes hochgefahren werden kann. Wie viel die Materialschlacht diesmal wieder kostet, verraten die Veranstalter nicht. Es handle sich jedoch mit Abstand um die größte Investition der Festspiele in dieser Saison.
Verantwortlich für die musikalische Gestaltung ist Dirigent Ulf Schirmer. Er hat sich in den vergangenen Wochen intensiv mit dem nagelneuen BOA-Klangsystem (Bregenz Open Acoustics) auseinandergesetzt. Dafür sind rund um das Freiluft-Auditorium mit 7000 Plätzen etwa 800 Lautsprecher installiert worden. «Wir versuchen, in Zukunft eine Art Dolby-Surround-Orchesterklang zu erreichen.» Ob die Besucher der Festspiele schon in diesem Jahr in den vollen Genuss eines Kino-ähnlichen Raumklanges kommen, ist allerdings noch etwa ungewiss. «Wir betreten absolutes Neuland», sagt Schirmer.
Das System soll vom Dirigenten auch als Interpretationsmittel genutzt werden können, ergänzt David Pountney, Intendant der Bregenzer Festspiele. Gerade in der «Tosca» bieten sich da viele Möglichkeiten - von Kirchenglocken bis zu Kanonendonner. Damit solle aber keine «billige Effekthascherei» betrieben werden, sagt Schirmer. «Wir wollen versuchen, diese Elemente im Sinne einer psychischen Vertiefung der Handlung einzusetzen.»
Damit die diesjährige Seebühnen-Premiere ein Erfolg wird, fehlt jetzt eigentlich nur noch trockenes Wetter. Schließlich werben die Bregenzer Festspiele auf ihren Publikationen mit der Atmosphäre einer im Bodensee untergehenden Abendsonne. Im Festspielhaus, dem Ausweichquartier bei Regen, wäre das ganze Spektakel nur halb so beeindruckend. Zum Glück kommt ein kompletter Umzug oder gar Abbruch der Aufführung wegen Regens relativ selten vor. Die Musiker der Wiener Symphoniker sitzen ohnehin im Trockenen - im Orchestergraben des Festspielhauses.
Georg Etscheit