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19.09.:+++ Theater und Literatur aktuell +++ Theater und Literatur

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+++ «Nur ein ganz kleines Stück» - Marcel Reich-Ranicki stellt neues Buch in München vor/ Geburtstag der jüdischen Literaturhandlung +++ Deutscher Sprachpreis wird an Karl Heinz Bohrer verliehen +++

«Nur ein ganz kleines Stück» - Marcel Reich-Ranicki stellt neues Buch in München vor
München (ddp). Die Münchner «Literaturhandlung» hatte zu ihrem 20. Geburtstag keinen Geringeren als Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki geladen. Der 82-Jährige stellte am Mittwochabend vor über 500 Zuhörern sein neues Buch «Sieben Wegbereiter» vor. Die «Literaturhandlung» gilt als eine der größten jüdischen Buchhandlungen Deutschlands und ist mit über 7000 Titeln zum Judentum seit Jahren eine Institution in der bayerischen Landeshauptstadt. Es sollte jeweils «nur ein ganz kleines Stück» werden. Von den «Sieben Wegbereitern» las Reich-Ranicki über Alfred Döblin, Bertolt Brecht und Arthur Schnitzler. Im Buch habe er nichts neu geschrieben, sagte Reich-Ranicki. Vielmehr, und darauf lege er viel Wert, habe er alle wichtigen Vorlesungen deutscher Vordenker ineinander vereint. «Wenn\'s neu geschrieben ist, ist es schlecht», sagte er vor der Lesung im überfüllten Festsaal des Alten Münchner Rathauses. Dröhnende Musikklänge des tobenden Wahlkampfes auf dem benachbarten Marienplatz, wo zeitgleich eine Veranstaltung mit Außenminister Joschka Fischer (Grüne) stattfand, und klingende Handys brachten den Meister nicht aus der Ruhe. «Und wie ein richtiger Deutscher hat auch er an Deutschland gelitten», sagte er über Alfred Döblin. Raunen und Nicken ging durch die Reihen. Eine ältere Dame senkte den Kopf und wischte sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Literatur und Emotionalität sind nur schwer zu trennen. «Wieder nur ein ganz kleines Stück» bildete schließlich den Abschluss und zugleich die thematische Krönung - ein Essayausschnitt über Heinrich Heine. Tobender Applaus setzte ein. Reich-Ranicki trat wieder und wieder vors Publikum. Mit Vorurteilen zur Lesung gekommen, war der 70-jährige Michael Globig im Nachhinein begeistert. «Er hat mich versöhnt mit meinem Vorurteil.» Vor allem auch deshalb, weil Reich-Ranicki so eine ausdrucksstarke Sprache benutzt habe. Kritischer sah die 85-jährige Marie Luise Schulze-Jahn die Veranstaltung. Für ihr Urteil reichten zwei Worte: «Sehr differenziert.» Die Auswahl der Texte war entscheidend, um die Meinung der Erzieherin Anita Brackertz zu bilden. Die 48-Jährige meinte schlicht: «Er kann es halt eben.» Reich-Ranicki begrüßte die Existenz der deutsch-jüdischen Buchhandlung in München. Es sei ein «gutes Zeichen» für die Literaturentwicklung.

Deutscher Sprachpreis wird an Karl Heinz Bohrer verliehen
#Weimar (ddp-lth). Der Deutsche Sprachpreis wird am Freitag (18.00 Uhr) in Weimar an den Literaturwissenschaftler Karl Heinz Bohrer verliehen. Die Henning Kaufmann-Stiftung würdigt damit das Lebenswerk des 70-jährigen emeritierten Professors für Neuere deutsche Literaturgeschichte und Herausgebers der Monatsschrift «Merkur». Er habe in seinen Arbeiten der ästhetischen Dimension der Kunst der Sprache und des Stils wieder den ihr gebührenden Rang gegeben, erklärte die Stiftung. Die Henning Kaufmann-Stiftung wurde 1983 als Nachlassstiftung des Gymnasiallehrers Henning Kaufmann (1897-1980) gegründet. Sie will an die lange Tradition deutscher Sprachpflege und Sprachkritik anknüpfen und auf einen sorgfältigen Sprachgebrauch und ein gutes und verständliches Deutsch hinwirken.
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