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Daniel Barenboim wird Spanier +++ SWR-Sinfonieorchester eröffnet Donaueschinger Musiktage 2002 +++ Internationale Musikfreunde sollen Geschmack an Leipzig finden
Daniel Barenboim wird Spanierorf - Der israelische Stardirigent und Pianist Daniel Barenboim wird in absehbarer Zeit die spanische Staatsbürgerschaft annehmen. Fünf der wichtigsten Kulturstiftungen Spaniens haben am Freitag in der Madrider Akademie der Künste offiziell den Dirigenten gebeten, die notwendigen Formalien in die Wege zu leiten, um einen spanischen Pass zu erhalten.
Damit wollen die Stiftungen sowohl den Einsatz Barenboims für den Frieden im Nahen Osten als auch seine Bedeutung bei der Verbreitung der spanischen Musik in der Welt ehren, erklärte Graciano Garcia, Direktor der Prinz-von-Asturien-Stiftung.
Wie die Stiftungen bekannt gaben, habe sich der in seinem Heimatland Israel "verhasste" Musiker sehr über diese Ehrung gefreut und werde der Bitte der spanischen Kulturinstitutionen nachkommen. "Daniel Barenboim hat uns mehrfach gesagt, er fühle sich als Spanier und liebe unser Land. Für uns ist es eine große Ehre, dass er Teil Spaniens werden will. Auch Außenministerin Ana Palacios ist begeistert von der Idee", so Bernardino Leon von der Mediterranen Kulturstiftung gegenüber der APA.
Daniel Barenboim gastiert seit 20 Jahren in spanischen Opern, hat seit Jahren ein Haus in Malaga und zahlreiche Freunde in Spanien. Er spricht wegen seiner argentinischen Herkunft auch Spanisch. Die Kulturstiftungen stellten bezüglich der Annahme der spanischen Staatsbürgerschaft, die er neben seiner israelischen haben wird, vor allem die "Universalität einer Persönlichkeit wie Barenboim" hervor, der eine Art Weltbürger sei, der mehrere Nationalitäten haben könne.
Auch zahlreiche spanische Künstler wie Placido Domingo, Cristobal Halfer und Teresa Berganza unterstützen diese Initiative. Vor Barenboim, der derzeit das Sinfonieorchester von Chicago sowie die Berliner Staatsoper unter den Linden leitet, wurde anderen Künstlern und Literaten wie Mario Vargas Llosa, Augusto Roa Bastos und Ian Gibson diese Ehre zuteil.
Zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Edward Said wird Daniel Barenboim in diesem Jahr auch den Prinz-von-Asturien-Preis für Eintracht erhalten. Damit werden Persönlichkeiten jüdischer beziehungsweise palästinensischer Herkunft ausgezeichnet, die dem Nahost-Konflikt mit den Mitteln kultureller Verständigung begegnen.
Mit seinem Projekt "West-östlicher Divan", das junge Musiker aus dem Nahen Osten zu mehrwöchiger gemeinsamer Arbeit versammelt und das im vergangenen August in Sevilla zum dritten Mal stattfand, habe Barenboim ein Beispiel für die schöpferische Zusammenarbeit zwischen Israelis, Palästinensern, Syrern und Libanesen gegeben, erklärte Direktor Garcia.
Der Prinz-von-Asturien-Preis ist Spaniens wichtigste Kultur-Auszeichnung und wird in acht Sparten vergeben. Die Preisverleihung durch den spanischen Kronprinzen Felipe findet am kommenden Freitag in Oviedo statt.
SWR-Sinfonieorchester eröffnet Donaueschinger Musiktage 2002
Donaueschingen (ddp-bwb). In Donaueschingen haben am Freitagabend die Musiktage 2002 begonnen. Das Eröffnungskonzert des Festivals für Neue Musik gestaltete das SWR-Vokalensemble Stuttgart und das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Sie spielten unter der Leitung von Peter Rundel und Daniel Reuss Werke von George Lopez (USA), Karin Rehnqvist (Schweden) und Franck Christoph Yeznikian (Frankreich). Ihre Stücke drehen sich um Mythen und archaische Riten, sowie die Themen Erinnern und Vergessen.
Bis zum Sonntag sind bei den Donaueschinger Musiktagen insgesamt 20 Uraufführungen und eine Deutsche Erstaufführung von Künstlern aus 15 Ländern zu hören. Der Schwerpunkt der diesjährigen Festivals für Neue Musik liegt auf Kompositionen, die sich mit dem Beziehungsgefüge von Musik und Sprache auseinandersetzen.
(Internet unter www.swr.de/donaueschingen )
Internationale Musikfreunde sollen Geschmack an Leipzig finden
Leipzig (ddp-lsc). Beim internationalen Kultur-Management geht die Stadt Leipzig neue Wege. Am 27. Oktober werden sich erstmals Gewandhaus, Bach-Archiv und Mendelssohn-Stiftung im Londoner Barbican Centre einem internationalen Publikum vorstellen. Mit einer Mischung aus Gesprächen, Konzerten und Ausstellungen sollen Musikfreunde auf die «Kulturstadt» Leipzig aufmerksam gemacht werden, wie das Gewandhaus am Freitag mitteilte. Begleitet werden die Musiker unter anderem von Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD), Gewandhaus-Direktor Andreas Schulz und Bach-Archiv-Direktor Christian Wolff.