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20.1.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Oper Leipzig macht Plus - Tarifabschluss reißt Löcher +++ Dario Fo triumphiert in Helsinki mit Rossini-Oper +++ Wenig überzeugender «Vogelhändler» an Komischer Oper ausgebuht +++ Zwiespältige Aufnahme für Händels «Rinaldo» in der Berliner Staatsoper


Oper Leipzig macht Plus - Tarifabschluss reißt Löcher
Leipzig (ddp-lsc). Erstmals seit acht Jahren hat die Oper in Leipzig wieder Gewinn gemacht. Unter dem Strich des Jahresergebnisses 2001/2002 steht ein Plus von 19 000 Euro, wie Opern-Verwaltungsdirektor Wolfgang Rothe am Montag in Leipzig sagte. Zurückzuführen sei diese Entwicklung vor allem auf die starke Zunahme der Stammbesucher des Hauses. Das Ergebnis zeige, «dass wir Kunst auch im Rahmen des uns vorgegebenen Budgets realisieren können», sagte Rothe.
In der zurückliegenden Saison hatten 6212 Opernfreunde ein Abo, in der vorherigen Spielzeit waren es noch rund 1000 weniger. Für die laufende Spielzeit peilt die Oper rund 7200 Abonnenten an. Insgesamt werden 180 000 Besucher erwartet, rund 8000 mehr als in der vergangenen Spielzeit. Bereits eingerechnet in die Kostenrechnung ist der öffentliche Zuschuss an die Oper von mehr als 42 Millionen Euro.
Die Zuschauerzahlen belegten, dass das Leipziger Publikum viel Vertrauen in den neuen Opern-Intendanten Henri Maier setze, sagte Rothe. Mit seinem Programm habe er offenbar den Geschmack des Publikums getroffen. Zudem sei das positive Ergebnis auf ein erhöhtes Marketing-Budget und ein strengeres Kostenmanagement zurückzuführen, fügte Rothe hinzu.
Für die kommenden Jahre peilt die Oper lediglich einen ausgeglichenen Haushalt an. Das liege zum einen an sanierungsbedingten Schließzeiten. Zum anderen aber reiße der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst ein Loch in die Opern-Kassen. Eingeplant sei lediglich eine Tarifsteigerung von einem Prozent gewesen, sagte Rothe. Die Erhöhung um insgesamt mehr als vier Prozent belaste den Haushalt der Oper bis zum Sommer mit rund 580 000 Euro. Als Konsequenz müsse in Zukunft vielleicht die Zahl der aufwändigen Eigenproduktionen verringert werden.
(www.oper-leipzig.de)

Dario Fo triumphiert in Helsinki mit Rossini-Oper
Dario Fo, der mit dem Literaturnobelpreis geadelte Altmeister des italienischen Gegenwartstheaters, hat wieder einmal einen effektvollen Coup gelandet - diesmal auf der Opernbühne. Der politische Provokateur und Possenreißer in der Tradition der Commedia dell\'arte setzte Gioachino Rossinis Oper "Il Viaggio a Reims" (Die Reise nach Reims) an der Finnischen Nationaloper so kurzweilig und prall in Szene, dass ihm das begeisterte Publikum am Freitagabend in Helsinki stehend applaudierte.
Und mit dem etwa zu einem Viertel von ihm neu geschriebenen Libretto gab Dario Fo den Zuschauern auch ein wenig historischen Nachhilfe-Unterricht über Grausamkeiten europäischer Herrscher in der Geschichte.
Für den Geschäftsführer der Deutschen Rossini-Gesellschaft Reot Müller, der schon zehn verschiedene Inszenierungen dieser Oper gesehen hat, ist die Version von Dario Fo "die mit Abstand abwechslungsreichste". Fo hat auch das Bühnenbild geschaffen und die Kostüme mitentworfen.
Tipp: Im Fernsehen wird eine Aufführung dieser üppigen, mit viel Humor und skurrilen Einfällen garnierten Inszenierung am 29. Januar (19.00 Uhr) vom Kultursender arte live aus Helsinki übertragen.

Wenig überzeugender «Vogelhändler» an Komischer Oper ausgebuht
Berlin (ddp-bln). Carl Zellers «Vogelhändler» hat am Sonntagabend als erste Premiere der Komischen Oper Berlin in diesem Jahr zwiespältige Aufnahme gefunden. Die musikalischen Leistungen unter Leitung der jungen amerikanischen Gastdirigentin Karen Kamensek, die Erfahrungen aus der Wiener Volksoper mitbringt, überzeugten, rissen im Falle der fest zum Ensemble gehörenden Schwedin Maria Bengtsson als Fürstin auch zu Bravorufen hin. Starken Einsatz zeigten die Chorsolisten des Hauses in der Einstudierung von Peter Wofner.
Heftige Buhs gab es dagegen für Gastregisseur Daniel Slater und seinen Ausstatter Francis O´Connor, die die Handlung aus der Feudalzeit in ein zweifelhaftes Nachtlokal der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts verlegten, was nicht einmal zu einer prickelnden Atmosphäre führte.
Der Brite Slater hatte sich in der vorigen Spielzeit hier schon an Rossinis «Barbier von Sevilla» verhoben, dessen Handlung er mit gleichem negativem Resultat mit viel Schnickschnack am Rande nach Nordeuropa in die 60er Jahre transportierte.

Zwiespältige Aufnahme für Händels «Rinaldo» in der Berliner Staatsoper
Berlin (ddp-bln). Mit einer musikalisch glanzvollen Premiere von Händels erster Londoner Oper «Rinaldo» sind die «Candenza» betitelten ersten Barocktage der Berliner Staatsoper Unter den Linden am Freitagabend eröffnet worden. Sie dauern bis zum 9. Februar und bringen auch noch Händels «Acis und Galatea». René Jabobs, dem «Rinaldo»-Dirigenten, galten schon vor Beginn des dritten Aktes Jubelrufe, ihm, dem Barockorchester Freiberg und den Sängern zum Schluss Bravorufe, vor allem Miah Persson als Almirena, Noemi Nadelmann als Armida und auch Silvia Tro Santafé in der Titelpartie.
Heftige Buhs schollen den beiden Regisseuren, dem Briten Nigel Lowery (zugleich Bühnenbild) und dem Iraner Amir Hosseinpour (zugleich Choreografie), entgegen, gemildert durch Bravo- und «Wunderbar»-Rufe einer anderen Publikums-Fraktion. Die heiteren Momente der Oper kommen zum Teil zu umwerfend komischer Wirkung. Mitunter gleitet das in Klamauk ab. Schwieriger fiel es den Inszenatoren, mit der heiklen Thematik der Kreuzzüge von einst fertig zu werden bei beabsichtigten Assoziationen zur heutigen Nahost-Situation.

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