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22.10.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Christina Weiss wird zum Erhalt der Theaterlandschaft aufgefordert +++ Streit um Kopenhagener Opern-Neubau +++ Neue Balletdirektorin in Karlsruhe

Christina Weiss wird zum Erhalt der Theaterlandschaft aufgefordert
In der heutigen Ausgabe der "WELT" hat Reinhard Wengierek folgende Forderungen an die Staatsministerin für Kultur, Christina Weiss:
1. Bitte ziehen Sie sofort zu Felde gegen den höchstamtlichen Wahnsinn Ihres Kollegen Eichel, den steuerlichen Spendenabzug für Unternehmen streichen zu wollen. Immerhin flossen in der Vergangenheit von Freunden der Kunst auf diskrete Art jährlich 740 Millionen Euro. Manch ein Intendant oder Festivalchef hätte ohne solcherart Zuwendung schmerzlichste Abstriche an seinem Programm machen müssen. Um nicht missverstanden zu werden: Es geht um die Pflege der vornehm im Hintergrund stehenden Spender, die für ihre Generosität steuerlich bestraft werden sollen. Denn Sponsoring als Teil des Marketings bleibt weiterhin von der Steuer voll absetzbar.
2. Bitte tun Sie die Idee, unsere immer noch phantastische Theaterlandschaft unter Schutz beispielsweise der Unesco zu stellen, nicht als Schnapsidee ab. Nicht, weil sie schon vom seligen August Everding stammt und erst kürzlich von der Grünen-Politikerin Antje Vollmer wieder hervorgeholt wurde. Sondern weil das Prinzip der Freiwilligkeit, staatlich-kommunal Kultur zu finanzieren, eingeschränkt, bestenfalls in ein Muss verwandelt werden sollte. Ist doch die Gefahr viel zu groß, dass ohne jeglichen Schutzmechanismus in Krisenzeiten jahrzehnte-, gar Jahrhunderte lang gewachsene Kultureinrichtungen holterdipolter abgewickelt werden. Kurzsichtigkeit im Geldlöcherstopfen, die Unwiederbringliches lax in den Orkus fallen lässt - ähnelnd dem blindwütigen Abreißen historischer Bauten -, solch Irrsinn schlägt Brachen, die nachfolgende Generationen womöglich nicht verzeihen.
3. Bitte mischen Sie sich ein in die Konflikte um die Tarifgestaltung an den Theatern. Moderieren Sie die Durchsetzung der Vernunft, den Abbau von Maximalforderungen. Zwar ringt der Deutsche Bühnenverein mit den Gewerkschaften um maßvolles Aufbrechen der Flächentarife, deren beständige Anhebung sonderlich die kleinen Bühnen in die Betriebsunfähigkeit treibt, dennoch schreit das immer noch hochkomplizierte, teils ungerechte Vergütungssystem nach verstärkter Anpassung an jeweilige Gegebenheiten.

Streit um Kopenhagener Opern-Neubau
orf - Dass der Schiffsreeder Marsk Mc-Kinney Moller seiner Heimatstadt Kopenhagen eine komplett neue Oper schenkt, hat dem 89-Jährigen bisher wenig neue Freunde beschert. Der mächtigste dänische Reeder und Industrielle führe sich bei dem Bauprojekt direkt gegenüber Schloss Amalienborg, dem Domizil von Königin Margrethe II., auf wie ein "absolutistischer Herrscher", befand die Zeitung "Politiken".
"Berlingske Tidende" berichtete zum Wochenauftakt, dass der international geachtete Architekt Henning Larsen (77) über die persönliche Einmischung Mollers bei der Umsetzung seines Entwurfs derart "verbittert, beleidigt und stinksauer" sei, dass er die Kooperation während der laufenden Bauarbeiten erwäge.
Als der Eigner des A.P-Moller-Konzerns vor zwei Jahren ankündigte, er werde Kopenhagen einen Opernneubau für mindestens 1,5 Milliarden Kronen (200 Millionen Euro) spendieren, gab es artige Dankesbekundungen vom damaligen Regierungschef Poul Nyrup Rasmussen und Oberbürgermeister Jens Kramer Mikkelsen.
Erst nach und nach wurde dann bekannt, wie massiv die Politiker von dem als höchst selbstbewusst und eigensinnig bekannten Opernfreund Bedingungen diktiert bekamen, die nach sonstigen politischen und parlamentarischen Spielregeln in Dänemark undenkbar wären.
Moller verlangte und bekam den wohl attraktivsten Bauplatz in ganz Kopenhagen auf einem still gelegten Marinegelände direkt gegenüber Schloss Amalienborg. Er verbat sich die übliche Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs und heuerte Larsen an, der sich wie alle anderen Beteiligten vertraglich zu komplettem Stillschweigen verpflichten musste.
Als nach den Sommerferien der gut 30 Meter hohe Bühnenturm als nackter Betonklotz schon das Panorama der Hafenfront beherrschte, hatte die dänische Öffentlichkeit noch nicht einmal Skizzen oder Modelle von Larsens Entwurf gesehen. Es sei Marsk Mc-Kinney Moller "angelegen", das Modell erst ihrer Majestät, der Königin, vorzuführen, hieß es aus der Reedereizentrale vor der Einladung zu einer Pressekonferenz in der letzten Woche.
Inzwischen war auch den Medien aufgegangen, dass die neue Oper mit ihren recht monumentalen Ausmaßen die relativ kleine Anlage von Schloss Amalienborg mit seinen vier Palais schier erdrücken würde.
Gleichzeitig sickerte durch, dass Moller hinter den Kulissen die Schließung des sehr offen gestalteten Fassadenentwurfs von Larsen angeordnet hatte. Wohl erst nach einer Drohung des Architekten mit offenem Streit und Rückzug wurde der Öffentlichkeit eine "halb offene" Lösung offeriert.
Nach Meinung von "Politiken" will der mit 89 Jahren noch höchst rüstige und aktive Industrielle mit dem Opern-Geschenk vor allem die eigene Rolle im Königreich Dänemark vor Augen führen, wie er sie selbst sieht.
Nach dem Bau seiner Konzernzentrale links von Schloss Amalienborg, dem Geschenk eines von ihm gestifteten Parks rechts vom Schloss wolle er jetzt die "Umklammerung" von Amalienborg durch die Oper gegenüber vollenden und damit sagen: "Der Schiffsreeder ist der absolutistische Herrscher." Moller selbst äußerte knapp: "Die Oper ist ein Geschenk, kein Geschenkgutschein."

Neue Balletdirektorin in Karlsruhe
Der frühere Stuttgarter Ballettstar Birgit Keil wird Nachfolgerin des im Herbst 2003 scheidenden Karlsruher Ballettdirektors Pierre Wyss. Der Verwaltungsrat des Badischen Staatstheaters bestätigte am Montag die Personalentscheidung des neuen Karlsruher Generalintendanten Achim Thorwald. Die frühere Solistin des Stuttgarter Ballettdirektors John Cranko bleibt trotz ihrer neuen Aufgabe Leiterin der Akademie des Tanzes der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim.
Birgit Keil, die 1944 im Sudetenland geboren wurde, will für größere Produktionen auch auf Studenten der Akademie zurückgreifen. Zu Spekulationen über größere Entlassungen im Zuge des Direktoren- Wechsels betonte Keil: «Jeder bekommt die Chance, vorzutanzen. Charakter und Persönlichkeit zählen, wenn alles stimmt, sehe ich kein Problem.» In jedem Fall werde sie Thorwalds Wunsch entsprechen und mehr Klassiker auf die Karlsruher Bühne bringen.
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