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22.7.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Salzburg: Festspiele werden von der Suche nach Intendanten überschattet +++ Hamburg: Letztes Konzert Pavarottis in Deutschland +++ Höxter: Weltpremiere für Klavier aus Rotkernbuche +++ Jena: Kulturarena präsentiert Mittelalterliche Musik


Salzburg: Festspiele werden von der Suche nach Intendanten überschattet
München (ddp). In Österreichs Kulturszene gibt es zurzeit nur ein Thema: Wer wird der neue Intendant der Salzburger Festspiele? Eigentlich sollte die Frage der Nachfolge von Peter Ruzicka, der im Frühjahr überraschend das Handtuch warf und eine Vertragsverlängerung über das Mozartjahr 2006 hinaus ablehnte, schon früh entschieden werden. Doch die Suche gestaltete sich schwieriger als erwartet und wird nun wohl die am Samstag beginnenden Festspiele überschatten.
In der kleinen Alpenrepublik mit der großen Tradition kommt der Posten des Festspielchefs an der Salzach gleich nach Bundespräsident und Bundeskanzler. Kein Wunder also, dass sich die Suche zur Haupt- und Staatsaktion auswuchs, bei der die Positionen der rechtskonservativen Wiener Bundesregierung und des neuerdings SPÖ-geführten Bundeslandes Salzburg hart aufeinander stoßen. Jetzt könnte die Bombe während der ersten Festspielwoche platzen. Für Aufmerksamkeit wäre gesorgt, weil dann Journalisten aus aller Herren Länder den Festspielbezirk bevölkern.
Ob solch wichtiger Personalien scheint der künstlerische Gehalt der Festspiele beinahe zur Nebensache zu werden. Obgleich Ruzicka und Jürgen Flimm, Chef der Theatersparte und als neuer Intendant im Gespräch, trotz wachsender Geldsorgen wieder ein ambitioniertes Programm auf die Beine gestellt haben. Mit viel Vorschusslorbeer bedacht: die Eröffnungspremiere am Samstag mit Henry Purcells dramatischer Oper «King Arthur» in Flimms Regie, dirigiert von Pult-Altmeister Nikolaus Harnoncourt.
Weiteres Highlight: Richard Strauss\' wohl beliebteste Oper «Der Rosenkavalier» in der Inszenierung von Regie-Wunderknabe Robert Carsen mit Semyon Bychkov am Pult und Goldkehlen wie Adrianne Pieczonka als Marschallin, Angelika Kirchschlager als Octavian und Miah Persson als Sophie. Stefan Herheims Skandal-Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts «Entführung» vom letzten Jahr kommt noch einmal in einer Neueinstudierung heraus, ebenso «Cosi fan tutte» von den Osterfestspielen. Dazu noch Erich Wolfgang Korngolds Oper «Die tote Stadt», eine Referenz an den von den Nazis verfemten Exilkomponisten.
Große Namen auch bei Sergej Prokofjews «Krieg und Frieden», konzertant von Valery Gergiev dargeboten. Sopranwunder Anna Netrebko steht dabei mit ihrem russischen Partner Dmitri Hvorostovsky auf der Bühne der Felsenreitschule.
Allein elf Mal steht auf dem Domplatz der «Jedermann» auf dem Spielplan. Dazu kommen Neuinszenierungen etwa von Anton Tschechovs «Die Möwe», Christopher Marlowes «Edward II.» auf der Perner-Insel in Hallein und «Eines langen Tages Reise in die Nacht» von Eugene O\'Neill. Frisch von den Mülheimer Theatertagen kommt Elfriede Jelineks prämiertes Burgtheater-Stück «Das Werk» nach Salzburg. Dichter zu Gast ist dieses Jahr Tankred Dorst.
Im Konzertprogramm dominieren die üblichen Verdächtigen. Wie immer gastieren die Wiener Philharmoniker unter zahlreichen Stardirigenten sowie die Berliner unter Sir Simon Rattle. Bei den Solistenkonzerten geht es nicht ohne Alfred Brendel und Maurizio Pollini. Den beiden «Composers in residence», György Kurtág und Jörg Widmann, ist ein eigener Programmschwerpunkt gewidmet.
Auffallend im Gesamtbild: Die vielen Koproduktionen mit diversen europäischen Opernhäusern und Theatern. Sie zeigen, dass auch im wohlhabenden Salzburg das Geld nicht mehr vom Himmel regnet. Kritiker wähnen schon die Einmaligkeit der Festspiele in Gefahr. Auf jeden Fall viel Verantwortung für den zukünftigen Intendanten - wer immer es auch sein mag.
Georg Etscheit

Hamburg: Letztes Konzert Pavarottis in Deutschland
Hamburg (ddp). Mit einem Konzert auf der Tennisanlage am Hamburger Rothenbaum verabschiedet sich Luciano Pavarotti am 21. August von seinem deutschen Publikum. Der Auftritt sei nicht nur das einzige Gastspiel des 68 Jahre alten Startenors in Deutschland in diesem Sommer, sondern auch sein überhaupt letztes Konzert hierzulande, sagte eine Sprecherin der Veranstalter am Mittwoch in Hamburg. Nach seinem 70. Geburtstag am 12. Oktober 2005 wolle sich der Maestro endgültig von der Bühne zurückziehen.
Begleitet wird Pavarotti in der Hansestadt von der Sopranistin Carmela Remigio und der Budapester Konzert-Philharmonie unter der Leitung von Leone Magiera. Auf dem Programm stehen nach Veranstalterangaben unter anderem Arien aus Opern wie «Tosca» und «La Traviata». Der Centre Court der Tennisanlage, der erstmals für ein Konzert genutzt werden darf, bietet etwa 10 000 Musikfreunden Platz.
Der bundesweite Vorverkauf startet am Freitag. Die Preise liegen zwischen 50 und 250 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühren.

Höxter: Weltpremiere für Klavier aus Rotkernbuche
Höxter (ddp-nrw). Mit der «Träumerei» von Franz Liszt hat am Mittwoch das erste Klavier aus Rotkernbuche auf einer Waldlichtung in Brakel bei Höxter seine Konzert-Weltpremiere gefeiert. Dieses Klavier aus den Buchenwäldern des Kreises Höxter soll weltweit ein musikalischer Botschafter für die Region werden, wie der Geschäftsführer der Pianomanufaktur Karl Sauter, Ulrich Sauter, erläuterte.
Das Instrument wurde von der fast 200 Jahre alten Pianomanufaktur Karl Sauter aus Spaichingen (Baden-Württemberg) in zehn Wochen gebaut und soll jetzt in über 30 Ländern der Welt angeboten werden. Die Pianofortemanufaktur hat seit ihrer Gründung 1819 über 120 000 Klaviere und Flügel gebaut.

Jena: Kulturarena präsentiert Mittelalterliche Musik
Jena (ddp-lth). Die Jenaer Kulturarena setzt ihr Projekt «Offene Kirche» fort. Jenseits des allabendlich weithin hörbaren Angebotes auf dem Theatervorplatz bietet das Sommerfestival am Sonntag in der Stadtkirche St. Michael mit der «Jenaer Liederhandschrift» in der Interpretation des Ensembles für frühe Musik Augsburg ein etwas stilleres Programm. Das sei zum einen ein weiterer Versuch, die Kulturarena um eine wichtige Facette zu bereichern, zum anderen der, die Kirche für ein breiteres Publikum zu öffnen, sagte Kulturamtsleiterin Margret Franz am Mittwoch in Jena. «Zugleich bedienen wir uns der Schätze, die in Jena bewahrt werden, rücken sie ins Blickfeld der Öffentlichkeit und erzeugen so vielleicht ein bisschen Stolz auf das, was wir hier haben.»
Die «Jenaer Liederhandschrift» entstand im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts. Sie gilt als die bedeutendste Sammlung mittelhochdeutscher Sangsprüche, die - das ist ihre Besonderheit - gemeinsam mit den Melodien überliefert ist. Für etwa die Hälfte der darin vertretenen Dichter ist es heute der einzige Nachweis. Doch auch Namen wie Heinrich von Ofterdingen, Wolfram von Eschenbach und Witzlaw von Rügen finden sich dort. Seit 1584 befindet sich diese Sammlung im Besitz der Jenaer Universität und ist in einem Schwarz-Weiß-Faksimile auch öffentlich zugänglich.
Das Augsburger Ensemble für frühe Musik hat sich seit 25 Jahren mittelalterlicher Musik verschrieben. Auf einem speziell angefertigten Instrumentarium macht die Gruppe nach eigenem Bekennen «Musik von gestern für Leute von heute». In Jena stellen sie nicht nur Teile aus der «Liederhandschrift» vor, sondern interpretieren auch Titel aus ihrem Repertoire, darunter solche Walther von der Vogelweides und Neidhart von Reuentals.
Fortgesetzt werden auch die im vergangenen Jahr erstmals angebotenen Lesungen. «Neues vom RR-Projekt» überschrieben, kann sich das Publikum am 8. August auf den Schriftsteller, Satiriker und Kinderbuch-Autor und DDR-Oppositionellen Lutz Rathenow freuen. Er trifft in der Kulturarena auf den Musiker, Sänger, Autor und Theatermacher Heinz Ratz. Beide Veranstaltungen finden am späten Sonntagnachmittag statt, um, wie es Margret Franz formulierte, auch Leuten im Rahmen der Kulturarena etwas zu bieten, die abends nicht mehr so gern aus dem Haus gehen.
http://www.kulturarena.de
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