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Weimar: Kunstfest wandelt mit Schwerpunkt Musik auf Spuren Liszts +++ Dresden: Staatskappelle plant mehr als 60 Konzerte +++ Berlin: Schlosskonzerte zu Ostern in historischem Ambiente +++ Zürich: Jungklassikfestival vereint Musiker des östlichen und westlichen Kulturraumes
Weimar: Kunstfest wandelt mit Schwerpunkt Musik auf Spuren LisztsWeimar (ddp-lth). Über riesige, zwei Meter große blaue Koffer werden die Weimarer und ihre Gäste spätestens ab Ende April «stolpern». An markanten Stellen in der Stadt sollen sie das Programm des vom 20. August bis 19. September stattfindenden Kunstfestes verkünden. Nicht als Symbol für eine Verpackung, wohl aber als eines für «vollen Inhalt» will die neue Kunstfest-Intendantin Nike Wagner dieses Logo des Festivals verstanden wissen. Das nennt sich fortan «pelerinages», was soviel wie «auf Wanderschaft» oder «unterwegs» sein bedeutet.
Entlehnt ist es einem Klavierzyklus von Franz Liszt (1811-1886). Ihn hat Nike Wagner zum geistigen Übervater des Festivals für dieses und nächstes Jahr erkoren. Die Kontur des diesjährigen Kunstfestes wird von dem Motto «Heimweh» bestimmt. Das sei keineswegs kitschig. Vielmehr verlören sich angesichts der wachsenden Mobilität in der globalen Gesellschaft Begriffe wie Heimat, Zuhause und Identität, zugleich entwickelten sich aber emotionale Sprengkräfte, betonte Nike Wagner. Deshalb treten die «pelerinages» 2004 an, dem Publikum diese Begriffe näher zu bringen.
Nike Wagner versprach ein reiches, vielfältiges, anspruchsvolles und vergnügliches Programm. Dessen Schwerpunkt liegt auf der Musik. Natürlich mit Liszt im Zentrum, als Marathon wie als Multimedia-Angebot. Im Zeichen des «Weimarer Hausheiligen» steht auch ein Konzert der Jungen Philharmonie Thüringen, die mit Uraufführungen von Friedrich Schenker und Steffen Schleiermacher aufwartet. Heiner Goebbels spürt mit «Eislermaterial» dem Heimweh nach einem idealen Sozialismus nach und das Ensemble Recherche der Musik der Hitler-Emigranten. Doch auch das «Gedächtnis Buchenwald» gehört dazu, ein Konzert der Staatskapelle Weimar, das die Erinnerung an Millionen von grauenvollen letzten «Wanderschaften» wach halten soll.
Als «singuläres Ereignis» charakterisierte Nike Wagner das zweiwöchige Gastspiel des Pianisten Andras Schiff in Weimar. Als «artist in residence» wird er mit seinem Ensemble für ein dichtes musikalisches Programm sorgen. Noch niemals zuvor sei es gelungen, diesen Musiker so intensiv für einen Ort zu gewinnen. Als «Sensation» kündigte die Intendantin eine Ausstellung der Nationalgalerie Berlin an. Sie werde «Kunst der Weimarer Republik» am Beispiel von mehr als 50 Gemälden sowie einer Vielzahl Grafiken, Plakaten und Fotografien an die Ilm bringen.
Natürlich kommen auch die anderen Genres nicht zu kurz von Theater und Tanz, über Literatur und Jazz bis hin zu Kino und Gesprächsforen. Das Theater wartet unter anderem mit der Uraufführung des Auftragswerkes «Johnny Jihad» auf. Darin thematisieren Autor Marc Pommerening und Regisseur Christian von Treskow die paradoxe Geschichte des amerikanischen Taliban John Walker Lindh. Feiern wird das Weimarer Festival natürlich auch, zum Auftakt bei eine Stadtfest, zum Abschluss mit «last not Liszt» jazzen.
Uschi Lenk
http://www.kunstfest-weimar.de
Dresden: Staatskappelle plant mehr als 60 Konzerte
Dresden (ddp-lsc). Die Sächsische Staatskapelle Dresden plant für die kommende Saison mehr als 60 Konzerte im In- und Ausland. Zudem wird das Ensemble rund 250 Opern- und Ballettaufführungen begleiten, wie das Orchester am Donnerstag in Dresden mitteilte. Auf dem Programm für die Spielzeit 2004/2005 stehen unter anderem 27 Gastkonzerte in der Schweiz, Österreich, Tschechien, den Niederlanden sowie in England, Schottland und den USA. Ferner sind 12 Sinfoniekonzerte mit insgesamt 32 Aufführungen in der Semperoper vorgesehen. Für CD-Produktionen will die Staatskapelle ein eigenes Label gründen.
Als Dirigenten werden neben dem Leiter des Ensembles, Bernard Haitink, auch Colin Davis, Daniele Gatti, Myung-Whun Chung, John Eliot Gardiner, Ion Marin, Daniel Harding, Christoph Eschenbach sowie erstmals Marc Minkowski ans Pult treten. Unter anderem kommen in der nächsten Saison Werke von Heinichen, Berlioz, Bruckner, Brahms, Weber und Haydn zur Aufführung.
Die Staatskapelle zählt zu den ältesten Orchestern der Welt. Sie wurde 1548 durch Kurfürst Moritz von Sachsen gegründet und gilt als einziger Klangkörper, der seit viereinhalb Jahrhunderten ohne lang währende Unterbrechungen musiziert.
http://www.semperoper.de
Berlin: Schlosskonzerte zu Ostern in historischem Ambiente
Berlin (ddp-bln). Musiklieberhaber können sich zu Ostern auf Konzerte in den schönsten Schlössern Berlins freuen. Der Verein «Musik in Brandenburgischen Schlössern» hat für seine diesjährigen Osterkonzerte die Kapelle im Schloss Charlottenburg, die Schlosskirche Köpenick und den Gotischen Saal der Zitadelle Spandau ausgewählt.
Wie der Verein mitteilte, findet das traditionelle Karfreitagskonzert um 17.00 Uhr im Schloss Charlottenburg statt. Zu hören sein wird Franz Schuberts Streichquartett «Der Tod und das Mädchen». Am Karsamstag (19.30 Uhr) stehen - ebenfalls in der Kapelle des Schlosses Charlottenburg - heitere Serenaden von Mozart und Beethoven auf dem Programm.
Die Zitadelle in Spandau ist Gastgeber für ein Klavierrezital mit Werken von Franz Liszt am 7. April um 19.30 Uhr. Das Abschlusskonzert am Ostermontag (17.00 Uhr) in der Schlosskirche Köpenick ist Wilhelmine von Bayreuth, der Schwester Friedrich des Großen, gewidmet. Zu hören sein wird unter anderem die Erstaufführung einer Flötensonate der Prinzessin. Die 1685 fertiggestellte Kirche in Köpenick gilt als bedeutendster erhaltener Sakralbau des vorschlüterschen Barocks in Berlin.
Zürich: Jungklassikfestival vereint Musiker des östlichen und westlichen Kulturraumes
Zürich (pts, 01. Apr 2004 17:00) - Mit ihrem ersten eigenen Musikfestival und einem anschließenden Konzert in der Zürcher Tonhalle startet das initiative Orchester I Sinfonietti 01 in die Sommer-Saison. Das 1. Internationale Jungklassikfestival findet vom 5. bis 8. Mai 2004 im Grandhotel Giessbach statt und wird von jungen Solisten und Solistenfreunden des Orchesters bestritten, die im Rahmen eines Austauschprogrammes vorwiegend aus dem östlichen Kulturraum stammen. Man will damit musikalisch an die romantischen Zeiten zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts anknüpfen, als im historischen Grandhotel gekrönte Häupter und Exzellenzen aus Russland und Osteuropa die Gästeliste zierten. Zu einem ganz besonderen Höhepunkt in der viertägigen Konzertreihe dürfte das Gedenkkonzert zum hundertsten Todestag Dvoraks werden, das von einem vielversprechenden jungen Quartett aus Prag aufgeführt wird. Das Schlussbouqet des Festivals ist zugleich die Vorpremiere des Muttertagskonzertes von Sonntag 9. Mai in der Tonhalle.
Die Initiative zur Schaffung eines Jungklassik-Festivals hat das Orchester I Sifonietti 01 bereits vor zwei Jahren ergriffen. Die ambitionierten jungen Musiker aus dem In- und Ausland wollten ihr eigenes Festival ganz ohne Agentur und mit dem Grundgedanken organisieren, Austausch und Freundschaft zu pflegen und Verantwortung zu übernehmen. Wobei jeweils auch ein namhafter, erfahrener Musiker der älteren Generation eingeladen werden sollte. Prominenter Gast beim ersten Sinfonietti-Festival wird Wazha N. Tschatschawa sein, ein Schüler von Heinrich Neuhaus und emeritierter Professor des Moskauer Konservatoriums.
Das vorerst als Dreijahres-Zyklus geplante neue Festival, startet unter dem Leitthema "Metamorphosen". Damit will man in erster Linie der seit Jahrhunderten andauernden Metamorphose des alterwürdigen Hauses Giessbach die Referenz erweisen. Das Festivalthema spannt zugleich aber auch einen grossen musikalischen Bogen über eine Konzertreihe, welche von Werken aus der Belle Epoque bis zu Jazzklängen und Weltmusik von heute reicht. 2005 werden die "Metamorphosen" jungen Sängerinnen und Sängern aus der Welt der Oper gewidmet sein. Die "Metamorphosen" des Jahres 2006 schliesslich werden ganz in das geplante Mozartjahr der I Sinfonietti 01 integriert.
Das feierliche Eröffnungskonzert des ersten Jungklassikfestivals findet am Mittwoch, 5. Mai um 17.00 Uhr im Grandhotel Giessbach statt. Zu diesem speziellen Anlass hat der renommierte Komponist Uzong Choe, Kompositionsprofessor an der Hochschule Seoul, eine Sonate für den Festival-Intendanten und Geiger Georges-Emmanuel Schneider und Eung-Gu Kim, Klavier, geschrieben.
Die Werke
Alle Werke bilden einen weiten und doch geschlossenen Bogen von Beethoven und romantischer Musik, über Musetteklänge aus dem Montmartre, Sonaten von Frank und Ravel, Dvorak (Amerikanisches Quartett), Barber (Adagio), russische Lieder von Balakirev, Rimsky-Korsakov und Tchaikowsky, Weltmusik aus Russland bis hin zu neuesten Kompositionen von Theodor Burkali und Uzong Choe, sozusagen mass- geschneidert auf die \'historische Persönlichkeit\' des Grandhotels Giessbach.
Quelle: pte.de