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Dresden: Philharmoniker wollen in Schulen Publikum gewinnen +++ Dresden: "Ring-Zyklus" erstmals nach 1943 +++ Dresden: Staatsoper verabschiedet Siegfried Kurz +++ Stuttgart: Werke von Zinstag, Jobst und Stockhausen im Theaterhaus +++ Leipzig: Kabinettausstellung "Thomaskantoren zwischen Barock und Romantik"
Dresden: Philharmoniker wollen in Schulen Publikum gewinnenDresden (ddp-lsc). Die Dresdner Philharmoniker wollen in der kommenden Spielzeit in Klassenzimmern um neues Publikum werben. Unter dem Titel «freakquency» spielten das Kammerorchester sowie einzelne Musiker erstmals in den Schulen Werke des Lehrplans und brächten Kindern und Jugendlichen einige Orchesterinstrumente gegen einen «symbolischen Beitrag der Schule für die Musik» näher, sagte der Intendant der Dresdner Philharmonie, Olivier von Winterstein, am Donnerstag in Dresden zur Vorstellung der neuen Spielzeit. Die Jugendprojekte sollen auch aus Erlösen eines Sonderkonzertes der Philharmoniker am 30. März im Dresdner Kulturpalast finanziert werden.
Insgesamt 81 Dresdner Konzerte, 65 Sinfoniekonzerten, 8 Kammerkonzerte, 4 Konzerte der «Dresdner Philharmoniker - anders», 4 Schüler- und Familienkonzerten und 4 Veranstaltungen des Fördervereins will das Orchester zur Spielzeit 2004/2005 anbieten. Zudem sind 37 Tournee-Konzerte geplant, unter anderem seit zehn Jahren das erste Mal wieder in Nordamerika.
Höhepunkte der nächsten Saison sind den Angaben zufolge die Zyklusreihe «Musik und Exil» sowie Gastauftritte namhafter Dirigenten, Instrumentalisten und Solisten. Gleichzeitig gebe es Sonderkonzerte zeitgenössischer Musiker, bei denen es im kommenden Jahr eine Uraufführung eines Paukenkonzertes des Spaniers Cristóbal Halffter geben soll. In den kommenden Tagen solle zudem der Vertrag des neuen Chefdirigenten Rafael Frühbeck de Burgos unterzeichnet werden, der die neue Spielzeit im September eröffnet.
Kürzungen im Kulturetat zwangen die Philharmonie nach eigenen Angaben zum befristeten Verzicht auf das 13. Monatsgehalt, zum kurzzeitigen Aussetzen von vier Planstellen und zur Verteuerung der Konzerteintrittskarten. Winterstein appellierte an die Konzertbesucher, der Philharmonie auch «in schwierigsten Zeiten die Treue zu halten».
Die Philharmonie zählte in der vergangenen Spielzeit den Angaben zufolge 11 664 Abonnenten. Bei den 70 Konzerten in Dresden wurde mit knapp 110 000 Gästen eine Auslastung von 80 Prozent erreicht. Bei den 24 Tournee-Konzerten der Spielzeit 2003/2004 unter anderem in Salzburg, Leipzig, Spanien und Japan hörten mehr als 44 000 Menschen zu.
http://www.dresdnerphilharmonie.de
Dresden: "Ring-Zyklus" erstmals nach 1943
Im Kriegsjahr 1943 wurde Wagners "Der Ring des Nibelungen" zum letzten Mal in Dresden als Zyklus aufgeführt. Im April 2004, mehr als 60 Jahre später, wird es nun wieder eine komplette Aufführung des "Rings" in der Semperoper geben.
Noch vor 10 Jahren wäre eine solche Aufführung nicht möglich gewesen, denn erst 1996 wurde der Orchestergraben von 104 auf 140 qm² erweitert. Dies erst ermöglichte Werke wie "Salome", "Elektra" oder eben den *Ring des Nibelungen" mit der orginalen Orchesterbesetzung zur Aufführung zu bringen.
Am 1. April um 18.00 Uhr beginnt der "Ring"-Zyklus (Regie: Willy Decker) mit dem "Rheingold", dessen zweite Vorstellung am 6. April, ebenfalls um 18.00 Uhr stattfindet. "Die Walküre" kommt am 11. April um 17.00 Uhr und am 14. April um 17.30 Uhr zur Aufführung, gefolgt von "Siegfried" am 18. bzw. 21. April, jeweils um 17.00 Uhr. Das letzte Stück im "Ring" bildet die "Götterdämmerung" am 25. April um 16.00 Uhr und drei Tage später, am 28. April, um 17.30 Uhr.
Die musikalische Leitung liegt bei Peter Schneider, der alle Vorstellungen dirigieren wird. Schneider zählt zu den bekanntesten Dirigenten seiner Zeit und ist weltweit als Opern- und Konzertdirigent gefragt.
Dresden: Staatsoper verabschiedet Prof. Siegfried Kurz
Am Sonntag, dem 28. März nach der Nachmittagsvorstellung "Die Zauberflöte", verabschiedet die Sächsische Staatsoper Dresden nach über 40-jähriger Zusammenarbeit den Dirigenten Siegfried Kurz. Siegfried Kurz, der 1960 als Komponist und Kapellmeister an die Dresdner Oper kam, wurde in rascher Folge Staatskapellmeister (1965), Generalmusikdirektor (1971) und Geschäftsführender musikalischer Oberleiter in Dresden (1976). Sein Opernrepertoire zu dieser Zeit ist breit gefächert, herausragend sind seine Leistungen als musikalischer Leiter der zeitgenössischen Opernaufführungen: Berg, Schönberg, Dessau, Orff, Bartòk, Zimmermann (u.a.), seine Einstudierungen von "Wozzeck" und der legendären Produktion "Moses und Aron" in den 70er Jahren gehören mit zu den Höhepunkten seiner künstlerischen Entwicklung. Er stand regelmäßig bei den Sinfoniekonzerten der Staatskapelle am Pult und begleitete Staatskapelle und Oper auf Gastspielreisen im In- und Ausland. Wie sein Vorgänger Rudolph Neuhaus war auch Siegfried Kurz Garant dafür, dass während chefloser Zeiten die künstlerische Qualität und Kontinuität des Opernensembles gewahrt blieb.
Zwischen 1961 und 1984 war er immer wieder mit der Staatskapelle im Studio, um Plattenaufnahmen zu machen: Opern, Konzerte, Solistenkonzerte. Auch hier ein breites Repertoire: Haydn, Kurzbach, Strauss, Kunad, Verdi, Rosenfeld, Tschaikowski, Köhler, Mozart, Ibert und Martin.
1979 wurde er von der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber", an der er seit 1976 als Dozent für Komposition tätig war, zum Professor ernannt.
Der Komponist Siegried Kurz schuf zahlreiche Bühnenmusiken (als Leiter der Schauspielmusik an den Staatstheatern Dresden - seit 1949 -), Orchester- und Kammermusikwerke. Zwischen 1967 und 1975 entstanden gemeinsam mit der Staatskapelle auch Plattenaufnahmen seiner eigenen Werke.
Nach seinem Wechsel als GMD nach Berlin blieb Prof. Kurz die vergangenen 20 Jahre der Dresdner Oper als Gastdirigent verbunden und dirigierte sowohl das Opernrepertoire als auch ausgewählte Ballette.
Stuttgart: Werke von Zinstag, Jobst und Stockhausen im Theaterhaus
Baden-Baden/Stuttgart. Im Rahmen der Konzertreihe "attacca - Geistesgegenwart.Musik" präsentiert SWR2 am 2. April im Stuttgarter Theaterhaus einen Abend mit einer Uraufführung von Gérard Zinsstags Komposition "Empreintes" sowie den Kompositionen "Paradox" von Christian Jost und "Punkte" von Karlheiz Stockhausen. Unter der Leitung von Rupert Huber spielen das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, das New Ears Ensemble. Als Solistin ist die Mezzosopranistin Mireille Deguy zu hören.
Gérard Zinsstags Komposition "Empreintes" - zu deutsch "Abdrücke"/"Spuren" - ist im Andenken an den unerwarteten Tod von Gérard Grisey entstanden. Das Werk vertont drei Sätze aus einem Brief, den Grisey seiner Lebensgefährtin und der Sängerin des Konzerts- Mireille Deguy - kurz vor seinem Tod schickte.
Christian Jost, einer der wichtigen Jungkomponisten der Gegenwart und mit dem Förderpreis der Ernst von Siemens Stiftung ausgezeichnet, hat in seinem virtuosen Werk "Paradox", das 1999entstanden ist, das gleichnamige Gedicht von Hans Thill zur Grundlage gemacht. Das mit Enjambements, also raffinierten Zeilensprüngen geladene Gedichtprovoziert ein hohes Lesetempo. Dies hat der Komponist seinem Werk übertragen und in einer illustren Besetzung - Stimme, Englischhorn, Viola, Violoncello und Klavier - auf die Spitze getrieben.
Karlheinz Stockhausen, der im Zentrum dieser Saison von der SWR2 Konzertreihe "attacca" steht, hat 1952 seine Orchesterkomposition "Punkte" geschrieben und sie bis 1993 immer wiederrevidiert. Das ungewöhnliche Werk
fasziniert durch den Reichtum der kompositorischen Einfälle. Im Zusammenhang mit dem Werk schrieb Stockhauseneinmal: "Ich sehe ein Auditorium mit Menschen, die genügend empfindsam geworden sind, sich des Zusammenhangs zwischen Existenz jedes Punktes in der Musik und ihrer eigenen Existenz ganz bewusst zu sein: der Teilchen ihrer Person und ihrer Person im Kosmos. Die bis in die letzten Atome ihrer unbewussten Schichten die Schwingungen der Musik eindringen lassen und so die Musik dazu benutzen, sich selbst tiefer kennen zu lernen, sich selbst und ihre Bedeutung im Ganzen. Menschen, die durch diese Musik selbst zu Musik werden."
Leipzig: Kabinettausstellung "Thomaskantoren zwischen Barock und Romantik"
Im Bach-Museum des Bach-Archivs ist vom 22. April bis 5. September 2004 die Kabinettausstellung "Thomaskantoren zwischen Barock und Romantik" zu besichtigen. Nach 1750 wandelte sich das musikalische Empfinden zunehmend, doch einige Werke Johann Sebastian Bachs wurden von den Thomanern weiterhin aufgeführt. Durch diese, wenn auch in unterschiedlicher Intensität gepflegte Verbundenheit mit der Musik Bachs gehören seine Amtsnachfolger Johann G. Harrer, Johann F. Doles, Johann A. Hiller, August E. Müller, Johann G. Schicht und Christian T. Weinlig zu den Wegbereitern der Anfang des 19. Jahrhunderts beginnenden Bach-Renaissance. Die Ausstellung zeigt Originaldokumente, Noten, Stiche und Grafiken aus der Zeit von 1750 bis Mitte des 19. Jahrhunderts.