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Viel Deko - wenig Regie: Der neue «Tannhäuser» in Bayreuth +++ Programm der Oper Oder-Spree wird von Nachwuchs-Künstlern bestritten +++ Opernpermiere mit Stardirigent Andreescu in Rheinsberg +++ Deutschland ältestes Wasserschloss wird zur Konzertbühne +++ Wernigerode lädt zu Schlossfestspielen ein
Viel Deko - wenig Regie: Der neue «Tannhäuser» in BayreuthBayreuth (ddp). Die 91. Richard-Wagner-Festspiele sind eröffnet. Die mit Spannung erwartete Neuinszenierung des «Tannhäuser» sorge jedoch für gemischte Gefühle. Während sich Regisseur und Bühnenbildner Philippe Arlaud neben dem üblichen Premierenapplaus nicht wenige Buhs anhören musste, wurden das Sängerensemble, der Chor und besonders Pultstar Christian Thielemann förmlich umjubelt.
Arlaud konzentrierte sich bei dieser Neuproduktion vor allem auf Farben und Lichteffekte. Die Personenregie geriet dabei ins Hintertreffen. So sah man zwar immer wieder ansprechende Bilder, doch auf eine wirkliche Deutung von Wagners großer romantischen Oper wartete man vergeblich.
Auch die Leistungen des Ensembles waren zum Teil sehr unterschiedlich. Der Australier Glenn Winslade schlug sich wacker durch die Titelpartie. Doch zwischen ihm und Venus fehlte jegliches Prickeln. Das mochte auch an der Liebesgöttin liegen: Als Herrin des Venusbergs warb Barbara Scheider-Hofstetter mit sattem, doch wenig facettenreichem Mezzo um den geliebten Ritter. Dagegen vermochte Ricarda Merbeth als Elisabeth zu überzeugen, wenngleich ihr Sopran in den Höhen etwas flattert. Für eine Überraschung sorgte der Südkoreaner Kwangchul Youn, der bisher nur kleine Rollen gesungen hatte. Mit seinem satten tiefen Bass gab er dem Landgrafen Hermann Prägnanz und Kontur. Bariton Roman Trekels Wolfram wirkte steif. Doch - und das ist in Bayreuth keine Seltenheit - sorgten die Chöre unter Eberhard Friedrich für puren Wagner-Genuss, der nur noch im Orchestergraben getoppt wurde. Thielemann glänzte mit einem bestens disponierten Festspielorchester und entschädigte für vieles.
Als zweite Aufführung folgt dann am Freitag die Wiederaufnahme des «Lohengrin» in der Version des Briten Keith Warner. Jürgen Flimms Inszenierung des «Ring des Nibelungen» startet am Samstag und geht bereits ins dritte Jahr. Den Abschluss des Premierenzyklus bilden die «Meistersinger von Nürnberg», mit denen Festspielchef Wolfgang Wagner als Regisseur seinen Abschied feiert.
Bis zum 28. August stehen insgesamt 30 Aufführungen auf dem Spielplan.
Christa Sigg
Programm der Oper Oder-Spree wird von Nachwuchs-Künstlern bestritten
Neuzelle (ddp-lbg). Im Refektorium des Zisterzienser-Klosters Neuzelle wird eifrig geprobt: Insgesamt 80 junge Sänger aus sowie die Mitglieder des Neuen Sinfonischen Orchesters Sofia üben für die Opernaufführung «Die seidene Leiter» (La scala di seta) von Gioaccino Rossini. Die Premiere des selten und größtenteils in italienischer Sprache aufgeführten Oper aus dem 19. Jahrhundert ist am 1. August im Kloster Neuzelle und am 3. August auf der Burg Beeskow Höhepunkt der diesjährigen Veranstaltungsreihe Oper Oder-Spree.
Bereits zum 3. Mal wird die Konzertreihe als gemeinsames Konzept der beiden Kultureinrichtungen des Landkreises Oder-Spree veranstaltet. Neben der Opernpremiere und acht weiteren Aufführungen gehören auch die Präsentation von Opernarien in der Scheune von Sauen sowie eine abschließende Große Operngala am 17. und 18. August auf der Burg Beeskow und im Neuzeller Kloster zum festen Programm. Es sei jedes Jahr wieder eine Herausforderung für die Stiftung Stift Neuzelle und die Burg Beeskow, die Oper Oder-Spree zu organisieren, sagte Stifts-Geschäftsführer Walter Ederer am Donnerstag bei der Vorstellung des Projektes. Schließlich würden beide
Kultureinrichtungen über keinerlei Infrastruktur wie Beleuchtung, Bühnen und Instrumente für derartige Musikevents verfügen.
Hervorgegangen ist die Oper Oder-Spree aus dem seit 1990 veranstalteten internationalen Gesangsseminar auf der Burg Beeskow, das sich zu einer Ausbildungsförderung vor allem für osteuropäische Nachwuchs-Musiker entwickelt hat. Die besten jungen Sänger haben die Chance, an den Vorstellungen mitzuwirken. In diesem Jahr werden 28 junge Talente aus den baltischen Staaten, Skandinavien und dem deutschsprachigen Raum an dem parallel zur Oper Oder-Spree stattfindenden Gesangsseminar unter Leitung der Musik-Professorin Jutta Schlegel teilnehmen.
Nach Angaben Ederers stammt allein ein Viertel der Finanzmittel für das 150.000 Euro teure Musikprojekt von Sponsoren aus der Region. Fördermittel wurden außerdem vom Landkreis Oder-Spree, vom Brandenburger Kulturministerium sowie vom Innenministerium zur Verfügung gestellt. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) ist Schirmherr der Veranstaltungsreihe. Er wird die besten Teilnehmer des zweiwöchigen Gesangsseminars am 17. August mit Preisen auszeichnen.
Erstmals in der noch kurzen Tradition von Oper Oder-Spree wird das bulgarische Orchester mit Werken von Mozart, Wagner und Schubert auch in Frankfurt (14. August) und Potsdam (15. August) gastieren. Man wolle «das kulturelle Highlight des Sommers in Ostbrandenburg» auch in diesen Regionen bekannt machen, sagte Stifts-Geschäftsführer Ederer.
Bernd Kluge
Opernpermiere mit Stardirigent Andreescu in Rheinsberg
Rheinsberg (ddp-lbg). In der Kammeroper Schloss Rheinsberg hebt sich am Freitag der Vorhang zur dritten Premiere des diesjährigen Festivalsommers. Auf dem Programm steht das Musiktheaterwerk «König Theodor in Venedig. Ein venezianisches Abenteuer» von Giovanni Paisiello (1740-1816). Die Opera buffa handelt von einem mittellosen König, der von seinem Diener in eine Liebesromanze verwickelt wird.
Dirigiert wird die Aufführung von Horia Andreescu. Der Musiker ist Chefdirigent des Bukarester Radio-Symphonieorchesters und hat Verpflichtungen in Karlsruhe, Jerusalem und Istanbul. Zwölf Jahre lang war er ständiger Gastdirigent beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin.
(Premiere am Freitag, 20.00 Uhr; weitere Vorstellungen: 27. 7., 30.7. und 31.7., 20.00 Uhr; 28. Juli, 18.00 Uhr; Karten für 25 bis 34 Euro)
(Internet: www.rheinsberg.de/kammeroper)
Deutschland ältestes Wasserschloss wird zur Konzertbühne
Dedeleben (ddp-lsa). Deutschlands ältestes Wasserschloss, die Westerburg im Landkreis Halberstadt, wird am Samstag zur Freilicht-Konzertbühne. Die Tschechische Kammermusikphilharmonie aus Prag wird hier Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten spielen, teilten die Organisatoren am Freitag in Halberstadt mit. Das Werk werde auch als die sinnliche Perle der Barockmusik bezeichnet. Erklingen werden zudem Werke von Bach, Händel, Mozart und Haydn. Am 3. und am 9. August folgen auf dem historischen Burghof Aufführungen von William Shakespeares beliebtester Komödie «Ein Sommernachtstraum» mit dem Ensemble des Nordharzer Städtebundtheaters.
Das Wasserschloss Westerburg ist über die B 79 und B 244 bei Dedeleben zu erreichen. Karten sind telefonisch (039422/9550) erhältlich.
(www.hotel-wasserschloss-westerburg.de
)
Wernigerode lädt zu Schlossfestspielen ein
Wernigerode (ddp-lsa). Die Harzstadt lädt am Samstag zur musikalischen Eröffnung der 7. Schlossfestspiele mit dem Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode auf den Innenhof des Schlosses ein. Bis zum Abschlusskonzert am 31. August folgen etliche Evergreens aus Film, Musical und Operette, teilte die Festspielleitung am Freitag in Wernigerode mit. Im Mittelpunkt steht die Oper «Eugen Onegin» von Peter Tschaikowsky, für die nach der Premiere am 9. August weitere sechs Vorstellungen bis zum 18. August geplant sind.
Erstmals ist der Kammerchor der Weimarer Hochschule für Musik «Franz Liszt» vertreten. Die Festspielleitung hat auch an die Kinder gedacht. Das Programm heißt «Die gestohlene Jurania» und hat Schlossgeist Werni als Titelhelden. Vorstellungstermine sind der 23. und 24. August. Auch zwei Kinonächte wird es geben. «Harry Potter und der Stein der Weisen» und Sally Potters «Orlando» sind im August auf einer Großleinwand im Schlossinnenhof zu sehen. Für entsprechende Schlechtwettervarianten sein gesorgt.
(www.kammerorchester-wr.de)