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Berlin: Vorauseilende Selbstzensur? Deutsche Oper nimmt «Idomeneo» vom Spielplan +++ Düsseldorf: Deutsche Oper am Rhein wird 50 Jahre alt +++ Berlin: Berliner Symphoniker feiern 40-jähriges Bestehen mit Konzert +++ Potsdam: Staatstheater Cottbus gastiert in neuen Hans-Otto-Theater +++ Paris: Sächsische Staatskapelle Dresden beendete ihre Europa-Tournee +++ Schwerin: Kartenverkauf für Schlossfestspiele 2007 startet
Berlin: Vorauseilende Selbstzensur? - Deutsche Oper nimmt «Idomeneo» vom SpielplanBerlin (ddp). Die Deutsche Oper Berlin hat aus Angst vor islamistischen Protesten und Anschlägen die Oper «Idomeneo» von Wolfgang Amadeus Mozart im November vom Spielplan genommen. Es habe bei den Sicherheitsbehörden durchaus ernst zu nehmende Hinweise gegeben, dass Teile der Inszenierung, die sich neben den anderen großen Weltreligionen auch mit dem Islam auseinander setzen, derzeit ein «unkalkulierbares Sicherheitsrisiko» für das Haus darstellen, teilte ein Sprecher der Oper am Montag mit.
Nach Angaben eines Polizeisprechers ergab eine Gefährdungsanalyse, dass bei Aufführungen mit Szenen dieser Art, «Störungen nicht auszuschließen» sind. Konkrete Hinweise auf drohende Gefahren lägen jedoch nicht vor, fügte der Sprecher hinzu. Der Oper sei auch nicht empfohlen worden, das Stück vom Spielplan zu nehmen. Um eine Gefährdung von Publikum und Mitarbeitern auszuschließen, habe sich die Intendanz entschlossen, von der Wiederaufnahme des «Idomeneo» im November abzusehen. Stattdessen würden Mozarts «Le Nozze di Figaro» und Verdis «La Traviata» gegeben.
Regisseur Hans Neuenfels kritisierte die Entscheidung als vorausgeeilten Gehorsam und Hysterie. Hier sei ein «Nebengeräusch zu einem Hauptgeräusch gemacht worden, ohne es in der Öffentlichkeit zu überprüfen», sagte Neuenfels dem Sender NDR Kultur. Schließlich habe es seit der Premiere seiner Inszenierung 2003 weder konkrete Terrordrohungen noch Kritik von Seiten islamischer Organisationen gegeben.
In Mozarts «Idomeneo» wird die Geschichte vom gleichnamigen kretischen König erzählt, der in der Antike nach seiner Heimkehr vom trojanischen Krieg gezwungen ist, seinen eigenen Sohn zu opfern. In Neuenfels\' Schlussszene betritt Idomeneo die Bühne und hat in einem Sack die abgetrennten Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed.
Neuenfels betonte, dies sei keine Kritik am Islam, sondern die individuelle Sicht Idomeneos auf jede Form von Religionsstiftung und -stifter. Zuletzt gespielt wurde das Stück am 12. Mai 2004. Gegen die Inszenierung hatte es nach den Worten des Sprechers immer wieder Proteste aus verschiedenen religiösen Richtungen gegeben.
Düsseldorf: Deutsche Oper am Rhein wird 50 Jahre alt
Düsseldorf (ddp-nrw). Mit einem Festakt feiert die Deutsche Oper am Rhein am Donnerstag ihren 50. Geburtstag. Die 1956 gegründete Theatergemeinschaft zwischen Düsseldorf und Duisburg blicke auf eine «stabile und für beide Städte Gewinn bringende» Zusammenarbeit zurück, teilte das Opernhaus am Montag in Düsseldorf mit. Der Festakt findet im Theater Duisburg statt. Anschließend wird die Oper «Elektra» von Richard Strauss aufgeführt. Zum Geburtstag kommt den Angaben zufolge auch ein Buch «50 Jahre Musiktheater - Deutsche Oper am Rhein von 1956 bis 2006» auf den Markt.
Berlin: Berliner Symphoniker feiern 40-jähriges Bestehen mit Konzert
Berlin (ddp-bln). Mit einem Jubiläumskonzert haben die Berliner Symphoniker am Sonntag in der ausverkauften Philharmonie ihr 40-jähriges Bestehen begangen. Zugleich wurde mit dem Programm, das Meisterwerke von Leonard Bernstein, Max Bruch, Antonin Dvorák, Edward Elgar, George Gershwin, Giacomo Meyerbeer und Sergej Prokofjew enthielt, die neue Saison eröffnet. Es ist die zehnte von Chefdirigent Lior Shambadal.
Ehrengast war Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der alles Gute für «das fünfte Jahrzehnt» wünschte und das «hervorragende bürgerschaftliche Engagement» der Musiker würdigte.
Sänger, Geiger und Pianisten aus fünf Ländern wirkten honorarfrei an dem Konzert mit - darunter der Cellist Wolfgang Boettcher, ehemaliger Solocellist der Philharmoniker und Professor an der Universität der Künste, und die österreichische Sopranistin Eva Lind.
In der neuen Saison gibt der Klangkörper, der seit zwei Jahren keine Gelder mehr von der Stadt Berlin erhält, fünf weitere Konzerte in der Philharmonie und drei im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Ende November führt ein Gastspiel nach Zypern, anschließend nach Spanien und in die Schweiz, im März 2007 nach Italien und im Juni/Juli 2007 für einen Monat nach Japan.
Die Symphoniker, die offiziell arbeitslos mit Nebeneinkünften sind, betreiben eine MusikForum genannte eigene Musikschule, an der 20 Orchestermitglieder in 14 Fächern unterrichten.
Potsdam: Staatstheater Cottbus gastiert in neuen Hans-Otto-Theater
Potsdam (ddp-lbg). Das Staatstheater Cottbus gastiert heute Abend im Hans-Otto-Theater in Potsdam. Um 19.30 Uhr wird die Inszenierung «Die lustige Witwe» im gerade eingeweihten neuen Haus gezeigt, wie ein Sprecher sagte. Das Rahmenprogramm beginnt um 18.30 Uhr. Mit der Aufführung will das Staatstheater der Landeshauptstadt zum Theaterneubau gratulieren. Morgen und übermorgen gibt es weitere Vorstellungen in Potsdam. Die Inszenierung von Franz Lehárs Operette war im Februar bereits in Cottbus mit großem Erfolg uraufgeführt worden.
Paris: Sächsische Staatskapelle Dresden beendete ihre Europa-Tournee
Mit einem Triumph im Théâtre des Champs-Élysées endete am Sonntagabend die Europa-Tournee der Sächsischen Staatskapelle unter Maestro Georges Prêtre. Schon zur Pause des Konzertes, bei dem Werke von Bartók und Beethoven erklangen, reagierte das Publikum mit Ovationen, nach Beethovens "Eroica" am Ende verlangten die Pariser nicht weniger als zwei Zugaben, darunter die "Farandole" aus Bizets "L\'Arlésienne".
Zum ersten Mal hatte die Staatskapelle gemeinsam mit dem französischen Grandseigneur in der französischen Hauptstadt gastiert, in der Prêtre die größten Erfolge seiner rund 60-jährigen Laufbahn feierte. Die vorangegangenen Stationen der Europa-Tournee waren Rimini und zwei Konzerte im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, wo die Staatskapelle in dieser Saison "Orchestra in Residence" ist.
Auch in den kommenden Spielzeiten wird die Staatskapelle regelmäßig im Wiener Musikverein und im Théâtre des Champs-Élysées in Paris gastieren. Sie ist damit eines der ganz wenigen Orchester weltweit, denen eine jährliche "Residenz" in diesen traditionsreichen Konzertstätten gewährt wird.
Schwerin: Kartenverkauf für Schlossfestspiele 2007 startet
Schwerin (ddp-nrd). Der Kartenverkauf für die Schweriner Schlossfestspiele 2007 beginnt heute. Für die Verdi-Oper «Der Troubadour» stehen nach Angaben des Schweriner Theaters bis Anfang August kommenden Jahres rund 46 000 Tickets zur Verfügung. Insgesamt sind 23 Vorstellungen, also vier weniger als 2006, geplant. «Der Troubadour» feiert am 29. Juni auf dem Alten Garten der Landeshauptstadt Premiere. Die Kartenpreise bewegen sich zwischen 39 und 69 Euro je Platz.
Ab heute können auch für das diesjährige Weihnachtsmärchen «Dornröschen» Karten geordert werden. Das Märchen der Gebrüder Grimm wird zum ersten Mal am 3. Dezember aufgeführt.