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Start der Salzburger Festspiele mit «Don Giovanni» und «Jedermann» +++ Ruzicka will Mittelweg zwischen Tradition und Erneuerung +++ Weiter Geld von Vilar für Bayreuth - Arlaud kündigt Änderungen an
Start der Salzburger Festspiele mit «Don Giovanni» und «Jedermann»Salzburg (ddp). Mit Neuinszenierungen von Mozarts «Don Giovanni» unter Nikolaus Harnoncourt (Samstag) und Hofmannsthals Mysterienspiel «Jedermann» (Sonntag) beginnen am Wochenende die diesjährigen Salzburger Festspiele. Weitere Höhepunkte des bis Ende August dauernden Festivals sind eine Neuinszenierung von Puccinis «Turandot», Helmut Lachenmanns zeitgenössische Oper «Das Mädchen mit den Schwefelhölzern» sowie die Uraufführung des Schauspiels «Da Ponte in Santa Fe» von Peter Turrini in der Regie von Claus Peymann. Insgesamt werden bei dem Theaterfestival in diesem Jahr 170 Veranstaltungen geboten, darunter allein fünf Opern-Neuinszenierungen.
Mit besonderer Spannung wird die «Jedermann»-Premiere auf dem Salzburger Domplatz erwartet. Das Schauspiel vom «Sterben eines reichen Mannes» aus der Feder des Festspiel-Mitbegründers Hugo von Hofmannsthal ist seit 1920 fester Bestandteil des Festivals. In der Neuinszenierung von Christian Stückel, dem künftigen Intendanten des Münchner Volkstheaters, agieren unter anderem Burgtheater-Star Peter Simonischek als Jedermann und Veronica Ferres als Buhlschaft. Es ist die erste Neuinszenierung des Stückes seit 18 Jahren.
Der musikalische Reigen beginnt am Samstag mit der Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts «Don Giovanni» in der Regie von Martin Kusej. Die musikalische Leitung hat Nikolaus Harnoncourt, der seit mehrere Jahren erstmals wieder bei den Sommer-Festspielen mitwirkt. Am Sonntag wird in einer neuen Reihe mit österreichischen Exilkomponisten «Der König Kandaules» von Alexander Zemlinsky als Neuinszenierung gezeigt. Es folgen eine Neueinstudierung vom Mozarts «Zauberflöte» (29. August), eine Neuinszenierung von Giacomo Puccinis «Turandot» mit dem von Luciano Berio vervollständigten 3. Akt als österreichische Erstaufführung (7. August), die Neuinszenierung der Oper «Die Liebe der Danae» von Richard Strauss (19. August) sowie am 30. August die einmalige Vorstellung von Lachenmanns «Das Mädchen mit den Schwefelhölzern» als Klang-Bild-Installation in der Felsenreitschule. Placido Domingo ist der Star einer Wagner-Gala am 13. August unter Leitung von James Levine. In der Schauspiel-Sparte gibt es neben dem «Jedermann» und der Turrini-Uraufführung (Premiere am 29. Juli) unter anderem eine Neuinszenierung von Arthur Schnitzlers Tragikomödie «Das weite Land» (Premiere am 15. August).
Die Nachfrage nach Eintrittskarten für die Festspiele war in diesem Jahr nach Angaben des Kartenbüros besonders groß. Viele Aufführungen sind bereits restlos ausverkauft, zu anderen Terminen sind oft nur noch sehr teure Karten im Angebot. Die Preise reichen bis 340 Euro für einen Opernbesuch im Großen Festspielhaus.
Ruzicka will Mittelweg zwischen Tradition und Erneuerung
Salzburg (ddp). Der neue Intendant der Salzburger Festspiele, Peter Ruzicka, will einen Kurs zwischen Tradition und Erneuerung steuern. Es gehe in den nächsten Jahren darum, wie die Festspiele neue Anziehungskraft gewinnen könnten, ohne den alten Glanz einzubüßen, sagte Ruzicka am Freitag in seiner vorab verbreiteten Festrede zur Eröffnung der diesjährigen Salzburger Festspiele. Dabei biete ein «beherztes Zurück zu den Ursprüngen» ebenso wenig einen Ausweg wie die «radikale Öffnung der Festspiele». Zu dem Festakt in der Salzburger Felsenreitschule wurden auch der österreichische Bundespräsident Thomas Klestil und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel erwartet.
Kein Intendant des Festivals werde das Rad der Geschichte zurückdrehen können, sagte Ruzicka in Anspielung auf die umstrittenen Reformen unter seinem Amtsvorgänger Gerard Mortier. Radikale Neuerungen allerdings brächten das unkalkulierbare Risiko mit sich, «in der Beliebigkeit einer künstlerischen Allerweltskultur zu verkommen». Sich selbst verordnete der neue Intendant eine eher zurückhaltende Rolle. Er habe keinen Ehrgeiz als «Geschmackspapst, Moralapostel oder Robespierre» zu «Hauptperson der Festspiele» zu avancieren.
Ruzicka kündigte an, das Werk Wolfgang Amadeus Mozarts und Richard Strauss\' künftig besonders zu pflegen. Darüber hinaus würden Komponisten der Emigration wie Alexander Zemlinsky oder Erich Wolfgang Korngold, deren Werke unter den Nazis als «entartet» galten, «in Salzburg eine endgültige und unwiderrufliche Rehabilitierung erfahren».
Der gebürtige Düsseldorfer Ruzicka ist Komponist, Dirigent und Musikmanager und leitete viele Jahre die Hamburgische Staatsoper. Seit dieser Saison steht er als Intendant und künstlerischer Leiter dem wichtigsten Musik- und Theaterfestival der Welt vor. Der Veranstaltungsreigen der Salzburger Festspiele 2002 beginnt am Samstag mit der Eröffnungspremiere von Mozarts «Don Giovanni» in der Inszenierung von Martin Kusej. Am Pult steht Nicolaus Harnoncourt. Insgesamt stehen bis Ende August etwa 170 Veranstaltungen auf dem Programm.
Weiter Geld von Vilar für Bayreuth - Arlaud kündigt Änderungen an
Bayreuth (ddp-bay). Der amerikanische Milliardär Alberto Vilar stellt für die Bayreuther Festspiele weitere Finanzmittel in Aussicht. Zu konkreten Projekten wollte sich Vilar am Freitag in Bayreuth jedoch nicht äußern. Vilar unterstützt zahlreiche Kulturunternehmungen mit Sponsorengeldern, darunter auch das Festspielhaus Baden-Baden und die Berliner Staatsoper.
In Bayreuth hatte er die neue «Tannhäuser»-Inszenierung gefördert, mit der die diesjährigen Festspiele am Donnerstag eröffnet wurden. Vilar zeigte sich auf der traditionellen Pressekonferenz mit Festspielchef Wolfgang Wagner sehr zufrieden mit der Regie Philippe Arlauds.
Wie nach jeder Neuproduktion üblich bot Wagner seinem Premieren-Team die Möglichkeit, das Konzept noch einmal zu erläutern. Regisseur und Bühnenbildner Arlaud betonte erneut, er wolle mit diesem «Tannhäuser» die Position des Künstlers in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts markieren. Die Geschichte solle bewusst nicht in eine konkreten Zeit eingebettet sein. Deshalb habe man sich für Kostüme entschieden, die nicht genau einzuordnen seien, jedoch Fragmente des Mittelalters und anderer Kulturen tragen. Eingedenk der zahlreichen Buh-Rufe, die der Franzose nach der Premiere hinnehmen musste, verwies er auf den Werkstatt-Charakter der Bayreuther Festspiele. Damit kündigte er bereits Änderungen für das kommende Jahr an.
Seine Aufgabe in Bayreuth machte auch der Münchner Intendant Klaus Schultz noch einmal deutlich. Er sei kein Wolfgang Wagner zur Seite gestellter Geschäftsführer, sondern «freier Mitarbeiter mit beratender Funktion». Schultz betonte, dass die Leitung der Festspiele in den Händen der Familie Wagner bleiben solle.
Zum Thema «Richard-Wagner-Musical» äußerte sich Bayreuths Oberbürgermeister Dieter Mronz. Das Projekt stecke noch sehr in den Anfängen. Es gebe einen Kreis von Unternehmern, die zunächst nach Möglichkeiten der Finanzierung suchten. Auch die Frage des Standorts sei noch nicht geklärt. Die Stadt habe Interesse, man wolle jedoch abwarten und sich grundsätzlich mit der Festspielleitung darüber absprechen. Wolfgang Wagner lehnte ein Musical über das Leben seines Großvaters, des Komponisten Richard Wagner (1813-1883), aber ab. Im Gegensatz zu König Ludwig eigne sich die Person Richard Wagner nicht für ein Musical.