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27.9.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Berlin: Absetzung der Oper «Idomeneo» ist für Merkel unerträglich +++ Berlin: Kulturschaffende kritisieren «Idomeneo»-Absetzung +++ Hamburg: Harms verteidigt «Idomeneo»-Absetzung +++ München: Kent Nagano dirigiert «Benefizkonzert des Bundespräsidenten» +++ Leipzig: das Tokyo Geidai Chamber Orchestra in der Musikhochschule +++ Schwerin: Festival «Verfemte Musik» beginnt mit französisch-polnischem Konzert


Berlin: Absetzung der Oper «Idomeneo» ist für Merkel unerträglich
Hannover (ddp). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisiert die Absetzung der Mozart-Oper «Idomeneo» in Berlin als unerträglich. «Wir müssen aufpassen, dass wir nicht aus Angst vor gewaltbereiten Radikalen immer mehr zurückweichen. Selbstzensur aus Angst ist nicht erträglich», sagte Merkel der in Hannover erscheinenden «Neuen Presse» (Mittwochausgabe). Zulässig sei Selbstbeschränkung nur, «wenn sie aus Verantwortung im Rahmen eines echten, vollkommen gewaltlosen Dialogs der Kulturen folgt».
Die Deutsche Oper Berlin hatte die Inszenierung von Regisseur Hans Neuenfels überraschend vom Spielplan im November genommen, weil »Störungen im Zusammenhang mit der Aufführung in ihrer geplanten Form nicht ausgeschlossen werden können". In Neuenfels\' Schlussszene trägt Idomeneo die abgetrennten Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed auf die Bühne.

Berlin: Kulturschaffende kritisieren «Idomeneo»-Absetzung
Berlin (ddp-bln). Mehrere Kulturschaffende haben die Absetzung der Mozart-Oper «Idomeneo» an der Deutschen Oper in Berlin kritisiert. Der Präsident der Bayerischen Theaterakademie sagte dem «Tagesspiegel» (Mittwochausgabe): «Jetzt besteht die Gefahr, dass künftig wegen noch geringfügigeren Befürchtungen die Schere im Kopf einsetzt. Wir dürfen den Hardcore-Islamisten in ihrer Logik nicht folgen, denn damit begeben wir uns in eine Abhängigkeit, von der wir gar nicht mehr wissen, ob sie auf Realem oder Irrealem basiert.» Er fügte hinzu: «Theater ist auch eine Anstalt der Provokation.»
Auch der Intendant des Berliner Hebbel am Ufer, Matthias Lilienthal, kritisierte die Entscheidung seiner Kollegin an der Deutschen Oper, Kirsten Harms. «Die Freiheit der Kunst hat keine Grenzen», sagte er der Zeitung. «Daran ändert sich nichts, wenn die Konfrontation mit dem Islamismus dazu führt, dass die Diskussionslinien anders verlaufen als bisher in unserer Gesellschaft, in unserer Tradition.»
Der Dirigent der «Idomeneo»-Inszenierung von Hans Neuenfels, Lothar Zagrosek, bedauerte die Absage ebenfalls. «Das Theater darf nicht dem Fanatismus zum Opfer fallen», betonte er in der Zeitung. «Es kann nicht sein, dass eine Opernaufführung gestrichen wird, nur weil sich ein paar wenige Fundamentalisten in Afghanistan, in Persien oder im Irak in Drohgebärden gefallen.»
Die Intendanz der Oper hatte die Inszenierung aus Angst vor islamistischen Störungen vom Spielplan genommen. In der Schlussszene werden die geköpften Häupter von Religionsgründern – darunter Mohammed - gezeigt.

Hamburg: Harms verteidigt «Idomeneo»-Absetzung
Hamburg (ddp). Die Intendantin der Deutschen Oper Berlin, Kirsten Harms, verteidigt die Absetzung der Mozart-Oper «Idomeneo». Bei ihrer Entscheidung habe es richtig und falsch vielleicht so gar nicht gegeben, sagte Harms am Dienstagabend in den ARD-«Tagesthemen». Sie habe für die Sicherheit des Publikums und ihrer Mitarbeiter auf der Bühne sorgen müssen und die Warnungen des Landeskriminalamtes vor möglichen Störungen und Risiken nicht ignorieren können.
Auf der anderen Seite stehe die Freiheit der Kunst, sagte Harms. Ihre Abwägung habe sie in einer sehr aufgeheizten Situation treffen müssen, die durch die Äußerungen von Papst Benedikt XVI. zum Islam entstanden sei. Sie sehe nach ihrer Entscheidung, die Oper abzusetzen, die Chance, jetzt einen dringend anstehenden Diskurs in der Verständigung zwischen Islam und Christentum zu führen. Jetzt gebe es die Möglichkeit, besonnen zu reagieren. Dafür sei gesellschaftliche Unterstützung nötig. Zugleich mahnte sie eine verantwortungsvolle Berichterstattung an. Möglicherweise werde sie später die Inszenierung von Hans Neuenfels wieder zeigen.
Die Oper hatte die Inszenierung abgesetzt, weil «Störungen im Zusammenhang mit der Aufführung in ihrer geplanten Form nicht ausgeschlossen werden können». In deren Schlussszene trägt die Hauptfigur die abgetrennten Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed auf die Bühne.
Der Papst hatte in einer Rede die Kritik eines mittelalterlichen byzantinischen Kaisers am Propheten Mohammed zitiert. Nach heftiger Kritik betonte er, das Zitat gebe nicht seine Meinung über den Islam wider.

München: Kent Nagano dirigiert «Benefizkonzert des Bundespräsidenten»
München (ddp-bay). Das zweite «Benefizkonzert des Bundespräsidenten» in diesem Jahr findet in München statt. Der neue Generalmusikdirektor Kent Nagano wird am 15. Oktober im Nationaltheater in München das Bayerische Staatsorchester dirigieren, wie die Bayerische Staatsoper am Dienstag in München mitteilte. Der Erlös des Konzertes soll an die Stiftung «Bündnis für Kinder - gegen Gewalt» gehen.
Auf dem Programm stehen das Werk «Deutsches Stück mit Hamlet» von Wolfgang Rihm, Komponist an der Bayerischen Staatsoper, und Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 7 in A-Dur. Solisten sind den Angaben des Opernhauses zufolge Daniela Sindram (Alt) und Roman Trekel (Bariton). Im Anschluss an das Konzert bitten Bundespräsident Horst Köhler und der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) alle Konzertbesucher zu einem Empfang.
Das «Benefizkonzert des Bundespräsidenten» wurde 1988 von Richard von Weizsäcker ins Leben gerufen. In den vergangenen fast zwei Jahrzehnten haben die Konzerte immer in Berlin stattgefunden. Seit diesem Jahr finden die Konzerte zweimal jährlich statt - und zwar nacheinander in allen Bundesländern. Den Auftakt bildete Baden-Württemberg mit einem Konzert am 30. März 2006 im Festspielhaus Baden-Baden.

Leipzig: das Tokyo Geidai Chamber Orchestra in der Musikhochschule
Im Herbst 2006 unternimmt das Tokyo Geidai Chamber Orchestra die erste Auslandstournee. Das Ensemble wird in Stuttgart, München, Wien und auch in der Leipziger Hochschule zu hören sein. Auf dem Programm stehen in Leipzig am 5. Oktober (19.30 Uhr) Werke von Mozart, Britten und Mendelssohn Bartoldy. Der Eintritt ist frei.
Das Tokyo Geidai Chamber Orchestra wurde 2003 gegründet. Die Mitglieder sind auserwählte Studenten der Tokyo Universität für Musik und bildende Kunst (Geidai). Kern dieses Orchesters bildet das Streichorchester, das aber auch ein breites Repertoire zusammen mit Bläsern beherrscht. Dazu zählen Werke von J.S. Bach, Händel, J.Chr. Bach, Haydn, Mozart, Schubert, Mendelssohn, Dvorák, Grieg, Tschaikowsky, Elgar, Strauss, Schönberg, Berg, Webern, Britten und anderen.
Seit der Gründung wurde das Orchester hauptsächlich von Prof. Gerhard Bosse, langjähriger Gastprofessor der Geidai und international renommierter Dirigent, intensiv betreut. Dadurch entwickelte das Ensemble in kurzer Zeit ein hohes künstlerisches Niveau. Der heute 84-jährige Bosse ist auch jahrzehntelang in Leipzig aktiv tätig gewesen, so als Konzertmeister des Gewandhausorchesters, als Dirigent des Bachorchesters und als Lehrer der HMT.
Außer unter der Leitung von Bosse, der seit vielen Jahren in Japan tätig ist, absolvierte das Tokyo Geidai Chamber Orchestra erfolgreiche Konzerte mit Gastdirigenten und musikalischen Beratern wie Peter Csaba, Malcolm Layfield, Wolfgang Jahn, Johannes Meissl und Ken Takaseki.
Quelle: Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy"

Schwerin: Festival «Verfemte Musik» beginnt mit französisch-polnischem Konzert
Schwerin (ddp-nrd). Ein Konzert unter dem Titel «Lodz, California - vier Portraits in Form von Emigrantenschicksalen» eröffnet heute abend in Schwerin den Musikwettbewerb «Verfemte Musik». Bei der Auftaktveranstaltung im Konzertfoyer des Staatstheaters präsentieren Künstler aus Paris einen französisch-polnischen Kammermusikabend. Beendet wird der Musikwettbewerb ebenfalls mit einem Konzert im Staatstheater am Sonntag. Im Anschluss werden die Preisträger des vierten Wettbewerbs «Verfemte Musik» geehrt.
60 Musiker aus 16 Nationen nehmen daran teil. Sie tragen Stücke von Komponisten vor, die durch das Nazi-Regime verfolgt und ermordet worden waren.

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