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28.7.: oper und konzert aktuell +++ oper und konzert

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Bayreuth: Großer Beifall für die neue Walküre von Tankred Dorst +++ Bonn: Neue CD lässt erstmals Beethovens Violine erklingen +++ Aurich: 22. Musikalischer Sommer in Ostfriesland beginnt +++ Bonn: Neues Schumann-Denkmal von Alfred Hrdlicka


Bayreuth: Großer Beifall für die neue Walküre von Tankred Dorst
Bayreuth (ddp). Richard Wagners Oper «Walküre» in der Inszenierung von Tankred Dorst hat am Donnerstag bei den Bayreuther Festspielen Premiere gefeiert. Auch Teil zwei von Richard Wagners Tetralogie wurde vom Publikum mit großem Beifall aufgenommen. Für das Sänger-Ensemble und besonders Dirigent Christian Thielemann gab es minutenlange Jubelstürme.
Dorst blieb auch in der «Walküre» bei seinem Konzept der Zeit- und Wahrnehmungsverschränkungen. In Hundings Hütte (Bühne: Frank Philipp Schlössmann), war ein umgestürzter Strommast eingebrochen. Siegmund - ein Verschnitt aus Robinson Crusoe und Freibeuter - starb vor einem stillgelegten Friedhof mit alten Grab- und Denkmälern. Walhall war eine mächtige, archaisch anmutende Felsenhalle. Neben dem zeitlich nicht genau einzuordnenden Bühnenpersonal Wagners, das auch diesmal mittelalterlich angehauchte Fantasy-Kostüme trug, tauchten immer wieder Zeitgenossen auf, wie etwa ein Radfahrer, der sich neben seinem Gefährt sonnt, während Siegmund und Hunding den Todeskampf führten.
Falk Struckmann, diesmal in eine dunkle Rüstung gekleidet, war wieder als Götterboss Wotan zu hören, Michelle Breedt als Fricka. Linda Watson sang erstmals die Brünnhilde in Bayreuth. Als Siegmund und Sieglinde hörte man Endrik Wottrich und Adrianne Pieczonka, die am meisten Applaus erhielt. Publikumsliebling Kwangchul Youn begeisterte in der Rolle des finsteren Hunding.

Bonn: Neue CD lässt erstmals Beethovens Violine erklingen
Bonn (ddp). Aufnahmen mit der Originalvioline von Ludwig van Beethoven sind jetzt erstmals auf CD zu hören. Gespielt wird das Instrument von dem Violinsolisten Daniel Sepec, wie ein Sprecher des Bonner Beethoven-Hauses am Donnerstag mitteilte.
Vor zehn Jahren war das Instrument aus amerikanischem Privatbesitz in das Beethoven-Haus gekommen. Untersuchungen haben mittlerweile ergeben, dass es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um jene Violine handelt, mit der vor 204 Jahren erstmals Beethovens Violinsonate a-Moll op. 30 Nr. 2 aufgeführt wurde. Die CD mit den Violinaufnahmen soll am Mittwoch in Bonn vorgestellt werden.

Aurich: 22. Musikalischer Sommer in Ostfriesland beginnt
Aurich (ddp-nrd). Klassische Musik gibt an der ostfriesischen Nordseeküste ab heute den Ton an. Insgesamt 44 Veranstaltungen stehen auf dem Programm des 22. Musikalischen Sommers in Ostfriesland und der niederländischen Provinz Groningen. Das grenzüberschreitende Festival wird mit einem Mozart-Konzert in der Auricher Lambertikirche eröffnet. Die Veranstaltungsreihe läuft bis zum 20. August.
Museen, Parks, Schlösser und vor allem Kirchen dienen als Veranstaltungsorte. Dazu zählen die Borg Ekenstein im niederländischen Appingedam, das Kurhaus in Dangast und die Johannes a Lasco-Bibliothek in Emden. Etwa die Hälfte der Konzerte findet in den benachbarten Niederlanden statt. Die Künstler reisen aus aller Welt an. Stars sind die Sopranistin Evelyn Chan aus Paris, die antillianische Sängerin Izaline Calister sowie das Enesemble «Red Priest» aus Großbritannien. Gespielt werden unter anderem Werke von Beethoven, Bach und Ravel.
Im Rahmenprogramm finden Orgelexkursionen, Parkführungen und Grachtenfahrten statt. Karten für die einzelnen Veranstaltungen gibt es unter der Rufnummer 04941 - 179967.

Bonn: Neues Schumann-Denkmal von Alfred Hrdlicka
Bonn (ddp-nrw). Gleich zwei Berühmtheiten der deutschen Musikgeschichte sind mit Bonn verbunden: Ludwig van Beethoven wurde hier am 16. Dezember 1770 geboren, Robert Schumann starb hier am 29. Juli 1856. Während Beethoven alljährlich mit einem Internationalen Beethovenfest gefeiert wird, hält sich die öffentliche Resonanz auf das Werk des Komponisten, Pianisten und Dichters Schumann in engeren Grenzen. Etwas mehr Aufmerksamkeit hat der 1810 in Zwickau geborene Repräsentant der musikalischen Hochromantik verdient, dachte sich der Verein Schumannhaus Bonn e.V. und nahm dessen 150. Todestag zum Anlass, ein neues Denkmal für den einflussreichen Komponisten in Auftrag zu geben.
Die Bronzeplastik des österreichischen Bildhauers Alfred Hrdlicka soll am Samstag nach einer ökumenischen Feierstunde mit musikalischer Umrahmung am Schumannhaus feierlich enthüllt werden. Es folgt eine feierliche Kranzniederlegung am Grab von Robert und Clara Schumann auf dem Alten Friedhof und ein abendliches Konzert mit Werken des Komponisten im Schumannhaus. Gleichsam als späte Verbeugung vor dem großen Komponisten enthält die Stele, die die Büste trägt, Briefe von zeitgenössischen Schumann-Verehrern und einen schriftlichen Gruß des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt: «Für meinen geliebten Schumann» hat er auf eine Druckausgabe eines Schumannschen Chorwerkes notiert.
Der breite, schwer wirkende Bronzekopf macht sowohl den genialen Musiker als auch den kranken Schumann sichtbar. «Wir wollten eine moderne, zeitgenössische Auseinandersetzung mit Robert Schumann und kein schöngefärbtes Denkmal», sagt Wolfgang Riedel, der Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung Kunst der Sparkasse in Bonn. Die Stiftung hat das überlebensgroße Kunstwerk, das rund 90 000 Euro kostete, erworben und stellt es dem 1982 gegründeten Schumannhaus in Bonn-Endenich als Dauerleihgabe zur Verfügung.
Die im Mai 2004 vollendete Büste ist «wahrscheinlich das letzte große plastische Werk Hrdlickas», wie der Direktor des Kunstmuseums Bonn, Dieter Ronte, erläutert. Der 82-jährige Bildhauer aus Wien könne nicht zur Einweihung kommen, teilte die Leiterin des Schumannhauses, Katrin Reinhold, auf Anfrage mit: «Sein Gesundheitszustand lässt das derzeit leider nicht zu.»
Die Bundesstadt Bonn beherbergt noch eine zweite, öffentlich zugängliche Plastik Hrdlickas: Im Foyer der Godesberger Kammerspiele findet seit den 60er Jahren ein imposanter männlicher Torso – eine Hommage an Sonny Liston - das Interesse der Besucher.
Das Schumannhaus ist das Sterbehaus des Komponisten. Nachdem der psychisch Erkrankte am Rosenmontag 1854 in selbstmörderischer Absicht in Düsseldorf in den Rhein sprang, verbrachte er die letzten zweieinhalb Jahre seines Lebens mit Wahnvorstellungen in einer damaligen Privatheilanstalt Dr. Richarz in Bonn-Endenich. Heute wird das vor Jahren renovierte klassizistische Gebäude als Musikbibliothek, Gedenkstätte und Konzertsaal genutzt. Der dort untergebrachte Verein widmet sich intensiv der Pflege des Andenkens und des Werkes von Schumann.
Mit Denkmal und Feierstunde, Festakt und Konzertreigen rund um den Todestag ist es aber nicht getan. Ab 29. Oktober offeriert das kleine Schumann-Festival «Endenicher Herbst» ein dicht gepacktes Konzertprogramm mit Stücken des romantischen Musikers. Die Bemühungen der Schumann-Freunde, den Komponisten aus dem Schatten Beethovens herauszuholen, haben im Schumann-Jahr schon Früchte getragen. Die Stadt Bonn hat nach Angaben des Vereins die Zuwendungen für die Pflege des Schumann-Andenkens deutlich erhöht. Außerdem bemühe sich die Stadt «gemeinsam mit dem Bund um ein bundesweites Netzwerk der Schumann-Städte Zwickau, Dresden, Leipzig, Düsseldorf und Bonn».
Reinhard Kleber

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