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Berlin: Wagner-Urenkelin hat keine Lust auf Eichingers «Parsifal» +++ Berlin: Rene Kollo geht mit Tochter auf Deutschland-Tournee
Berlin: Wagner-Urenkelin hat keine Lust auf Eichingers «Parsifal»
Berlin (ddp). Wagner-Urenkelin Nike Wagner hält nichts von Opern inszenierenden Filmregisseuren. «Filmregisseure sind so begeistert davon, sich in einem neuen Metier zu bewegen, dass sie gar nicht bemerken, wie stockkonservativ und langweilig ihre Inszenierungen oft sind», sagte Wagner der Berliner Zeitung «B.Z.» (Montagausgabe). Viele scheiterten an der Musik. Oper sei ein eigenes Metier. «Es hat keinen Sinn, sich immer nur von Dilettanten ´Neues´ zu erhoffen», sagte die 59-Jährige. Bernd Eichingers «Parsifal» in Berlin habe sie sich nicht angeschaut: «Darauf hatte ich gar keine Lust!»
Die Kritikerin des Festspielbetriebs in Bayreuth sagte der Zeitung weiter, als Nachfolger für Wolfgang Wagner wünsche sie sich jemanden, «der sich endlich mal wieder Gedanken über den Sinn von Bayreuth macht». Mit Blick auf Wagners Tochter Katharina als mögliche Festspielleiterin sagte sie: «Um ehrlich zu sein: Wenn jemand so auf Wagnerchefin dressiert wird und sich überhaupt nicht freimacht, ist das gefährlich.» Zugleich betonte die derzeitige Intendantin des Kunstfestes Weimar: «Ich habe meine Bewerbung nie zurückgezogen.»
Berlin: Rene Kollo geht mit Tochter auf Deutschland-Tournee
Berlin (ddp). Wagners Tristan war seine große Paraderolle, doch diese Zeit hat der gefeierte Heldentenor Rene Kollo hinter sich gelassen. «Den Tristan werde ich auf der Bühne nie mehr singen, das ist in meinem Alter eine zu große Strapaze», sagte der 67-Jährige am Montag in Berlin. Doch direkt von der Opernbühne weg, wo er in dieser Spielzeit mit Leos Janaceks «Aus einem Totenhaus» in der Regie von Volker Schlöndorff auf der Bühne stand, geht es jetzt auf Stippvisite in die leichte Muse. Gemeinsam mit seiner Tochter Nathalie Kollo geht er auf Tournee quer durch Deutschland und wird vor allem Berliner Lieder und Operettenmelodien von Vater Willi Kollo präsentieren. «Ich brauche die Abwechslung, sonst wird es mir zu langweilig», sagte er.
Sein Vater Willi Kollo war in den 30er Jahren der König der Schellackplatten. Viele seiner Schlager sang er auch selber: «Einmal wirst du wieder bei mir sein», «Nachts ging das Telefon», «Sag mir schnell Gutnacht«. Diese Aufnahmen sind bis heute bei Sammlern von Schellackplatten sehr gefragt. «Im Fernsehen findet diese Musik leider nicht statt, darum präsentieren wir sie jetzt live», sagte Rene Kollo. Auf dem Programm stehen Schlager wie «Das ist der Frühling von Berlin», Operettenmelodien wie «Max, du hast das Schieben raus», «Die Männer sind alle Verbrecher» und «Warte, warte nur ein Weilchen».
Auf der Tour werden beide mit großem Chor und dem Orchester Thomas Hoffmann aus Berlin auftreten. »Zwischendurch werde ich auch kleine Geschichten erzählen«, sagte Vater Kollo, der zu Hause nach eigenen Angaben »nie einen einzigen Ton gesungen hat".
Willi Kollo kam vor 100 Jahren in Königsberg als Sohn des berühmten Operettenkomponisten Walter Kollo (1878-1940) zur Welt. Als Willi Kollo drei Jahre alt war, zog die Familie von Ostpreußen nach Berlin. Als Librettist für Operetten wurde er bald Mitarbeiter seines Vaters. Auch als Komponist machte sich Willi Kollo bald einen Namen und trat somit in unmittelbare Konkurrenz zu seinem Vater. Er schrieb Kabarettrevuen, Chansons, Schlager und Tänze, ab 1929 auch Filmmusiken.
Für den 67-jährigen Rene, der einst als bester Wagner-Tenor der Welt galt, und Tochter Nathalie ist die Tournee die erste kontinuierliche gemeinsame Arbeit. «Wir haben vor einem Jahr mal zusammen ein Konzert gegeben. Das war so erfolgreich, dass wir daraus jetzt eine Tour machen», sagte Nathalie. Die 37-Jährige stammt aus der Ehe von Vater Rene mit der dänischen Schlagersängerin Dörthe Kollo. Nathalie wollte zunächst einen anderen Weg als den der Eltern gehen und Schauspielerin werden. Schließlich wählte sie doch den Gesang. Der Jazz und der Blues hatten es ihr angetan. 1989 gründete sie ihre erste Band in Dänemark und absolvierte Konzerte mit dem Kai Rautenberg Trio und Horst Jankowski.
Heute lebt Nathalie Kollo mit ihrem Sohn in Berlin. Und trifft sich so oft wie möglich mit Vater Rene. «Da ich nach der Trennung meiner Eltern in Dänemark aufgewachsen bin, sehe ich meinen Vater heute öfter als in meiner Kindheit», betonte sie. Vater Rene lebt auf Mallorca und ist in zweiter Ehe mit der französischen Balletttänzerin Beatrice Bouquet verheiratet, mit der er drei Kinder hat.
Die Tour der Kollos aus Anlass des 100. Geburtstags von Willi Kollo startet am 9. April in Tuttlingen und führt über Aschaffenburg, Gersthofen, Leonberg, Niedernhausen, Heilbronn, Fürstenfeldbruck und Offenburg nach Berlin, wo am 17. April das Abschlusskonzert stattfinden wird.