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Skandal-Regisseur Schlingensief inszeniert in Bayreuth +++ Hengelbrock eröffnet Karajan-Pfingsfestspiele in Baden-Baden +++ Häußler würdigt europäische Dimension der Händel-Festspiele +++ Festival Mitte Europa mit 65 Veranstaltungen +++ «Pinocchio» als Musical in Cuxhaven +++ Tournee der Mozartband abgesagt - Konzert in Stuttgart fällt aus
Skandal-Regisseur Schlingensief inszeniert in Bayreuth
Bayreuth (ddp-bay). Skandal-Regisseur Christoph Schlingensief wird im nächsten Jahr auf den Bayreuther Festspielen den «Parsifal» neu inszenieren. Dies werde seine erste Arbeit für das Musiktheater sein, teilten die Festspiele am Donnerstag mit. Die weiteren Verantwortlichen für Bühnenbild und Kostüm sollen in Kürze veröffentlicht werden.
Das Festspielbüro bezeichnete den 42-Jährigen als einen der «profiliertesten deutschen Regisseure». Der aus Oberhausen stammende und in Berlin lebende Künstler machte wiederholt durch provokante Aktionen Schlagzeilen. Vor der Bundestagswahl 2002 startete er eine eigene Wahlkampftour mit dem Slogan «Tötet Möllemann» und rechtfertigte dies als Kunst. Auf einem Wahlplakat stach er dem umstrittenen Liberalen die Augen aus, streute Hühnerfedern über das Bild und erdolchte symbolisierte Stoffpuppen mit langen Nadeln. Mit einem «Hamlet»-Projekt in Bochum sorgte er vor zwei Jahren für Ärger, weil er Neonazi-Aussteiger mitspielen lassen wollte. Schlingensief arbeitete auch mehrfach mit dem Komiker Helge Schneider zusammen.
Im September 1997 wurde er auf offener Bühne verhaftet, als er ein Schild mit der Aufschrift «Tötet Helmut Kohl» zeigte. 1998 gründete er die Partei der Arbeitslosen, Behinderten oder sonstwie Ausgegrenzten. Die Anhänger der «Chance 2000» versuchten vergeblich, den Wolfgangsee am Urlaubsort von Alt-Kanzler Helmut Kohl (CDU) zum Überlaufen zu bringen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, nachdem er im Mai Ausländer auf der Bühne des Grazer Schauspielhauses «Tötet Schüssel» rufen ließ.
Schon im August 2001 hatte Schlingensief angekündigt, in Bayreuth inszenieren zu wollen. Mit «Penetranz» werde er sein Ziel verfolgen, kündigte er damals an und fügte hinzu: «Die Befreiung Wolfgang Wagners erfolgt durch die Befreiung von Richard Wagner.» Wagners Musik fordere auf, überheblich zu sein «und zugleich am Boden zerstört».
Ein neues «Parsifal»-Team für 2004 war am Grünen Hügel notwendig geworden, nachdem der Vertrag mit Martin Kusej und Martin Zehetgruber aufgelöst wurde.
Hengelbrock eröffnet Karajan-Pfingsfestspiele in Baden-Baden
Baden-Baden (ddp-bwb). In Baden-Baden werden am Freitag die Herbert von Karajan Pfingstfestspiele eröffnet. Zum Auftakt (20.00 Uhr) spielen das Balthasar-Neumann-Orchester und der gleichnamige Chor unter Dirigent Thomas Hengelbrock Beethovens «Missa solemnis». Bis zum 15. Juni stehen zahlreiche weitere Aufführungen auf dem Programm. Einer der Höhepunkte ist die Mozart-Oper «Die Entführung aus dem Serai», die das Festspielhaus zusammen mit dem Festival d\'Aix-en-Provence neu inszeniert hat. Matineen, Klavierkonzerte sowie Symphonie-Konzerte mit den Dirigenten Kent Nagano und Sylvain Cambrelling sind weitere Programmpunkte.
Zum Abschluss der Festspiele soll zudem erstmals der Herbert von Karajan Musikpreis vergeben werden. Die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung geht an die Geigerin und Star-Entdeckung Karajans, Anne-Sophie Mutter. Zur Preisverleihung am 15. Juni wird sie gemeinsam mit dem Münchener Kammerorchester auftreten. Dieses Konzert ist bereits seit Monaten ausverkauft. Für die anderen Veranstaltungen sind dagegen nach Angaben des Festspielhauses noch Karten zu haben.
Die Karajan Pfingstfestspiele werden seit 1998 in Baden-Baden ausgerichtet. Zuvor waren sie in Salzburg beheimatet.
Häußler würdigt europäische Dimension der Händel-Festspiele
Halle (ddp-lsa). Halles Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) verbindet das diesjährige Konzept der Händel-Festspiele mit wachsenden europäischen Dimensionen. «Händels Musik ist an keinen Ort gebunden und hat schon immer Ländergrenzen überschritten», sagte Häußler am Donnerstag zur Eröffnungspressekonferenz der Festspiele in der Saalestadt. Zu Frankreich, dem diesjährigen Schwerpunkt der Veranstaltung, habe Halle schon über Generationen hinweg feste Verbindungen gepflegt.
Festivaldirektorin Hanna John verwies auf die Chance, durch das Motto «Les gouts reúnis - Der vermischte Geschmack » Beziehungen zu französischen Künstlern und Musikwissenschaftlern zu vertiefen und neue zu knüpfen. Auf dem Festivalprogramm finde sich Musik vieler Zeitgenossen Händels, die nachweislich großen Einfluss auf den Komponisten ausgeübt hätten.
Die Händel-Festspiele 2003 werden von Stadt und Land Sachsen-Anhalt mit rund 1,2 Millionen Euro ausgestattet. Dazu kommen rund 300 000 Euro von Sponsoren und Freunden des barocken Musikfestes. 300 000 Euro aus dem Kartenverkauf fließen in die Stadtkassen zurück. 20 Prozent des Budgets werden für Marketing eingesetzt. Damit hat Halle laut John erstmals die Werte vergleichbarer europäischer Veranstaltungen erreicht.
Am Donnerstagabend wurden die Festspiele mit einem Festakt und der Verleihung des mit 10 000 Euro dotierten Händel-Preises eröffnet. Die Auszeichnung der Stadt Halle ging in diesem Jahr an den französischen Dirigenten Marc Minkowski. Insgesamt werden 1500 Künstler aus dem In- und Ausland erwartet. Von den rund 26 000 Karten sind bislang mehr als 85 Prozent verkauft. Neben den Opernaufführungen, die als Markenzeichen gelten, stehen zahlreiche Konzerte auf dem Programm. Die im vergangenen Jahr sehr gut angenommene Orgelnacht erlebt eine zweite Auflage.
Festival Mitte Europa mit 65 Veranstaltungen
Dresden (ddp-bay). Das 12. Festival Mitte Europa der Nachbarregionen Böhmen, Bayern und Sachsen vom 20. Juli bis 7. September bietet in diesem Jahr rund 65 Veranstaltungen. Auf beiden Seiten der deutsch-tschechischen Grenze finden rund sieben Wochen lang Konzerte, Ausstellungen und Workshops statt, wie der Intendant des Festivals, Thomas Thomaschke, am Donnerstag in Dresden mitteilte.
Auf dem Programm der seit 1991 stattfindenden Veranstaltungsreihe stehen unter anderem Konzerte des Prager Kammerorchesters unter Leitung von Gerd Albrecht, der Berliner Akademie für Alte Musik und der King\'s Singers aus England. Zudem ist eine Ausstellung mit Illustrationen des Schauspielers Armin Mueller-Stahl zu sehen. Darüber hinaus finden zahlreiche Treffen von deutschen und tschechischen Künstlern statt.
Einen internationalen Schwerpunkt bilden nach Thomaschkes Worten in diesem Jahr Arbeiten von Künstlern aus den sechs EU-Beitrittsländern Lettland, Litauen, Estland sowie Polen, Tschechien und Ungarn. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Veranstalter allein bei den Konzerten rund 20 000 Besucher. Insgesamt steht dem Festival ein Budget von rund 800 000 Euro zur Verfügung. Etwa 40 Prozent davon stammen aus öffentlichen Kassen.
http://www.festival-mitte-europa.com
Pinocchio» als Musical in Cuxhaven
Cuxhaven (ddp). Eine zeitgemäße Version des Kinder-Klassikers «Pinocchio» bringen Autor Christian Berg und Komponist Konstantin Wecker diesen Sommer als Kinder-Musical auf die Bühne. Nach dem «Dschungelbuch im vorigen Jahr haben sich die Beiden der Geschichte der Holzpuppe mit der langen Nase angenommen. Berg kündigte die Uraufführung am Donnerstag für 1. August in Cuxhaven an. In der Produktion werde Pinocchio ein Kind von heute sein, sagte der Autor. Das solle nicht, wie in der ursprünglichen Version, lernen, brav zu sein, sondern zu leben.
»Pinocchio« ist bereits die sechste gemeinsame Musical-Produktion von Berg und dem Münchner Liedermacher Wecker. Nach 16 Aufführungen während des Sommertheaters startet die »Pinocchio"-Tournee am 21. November im Berliner Tempodrom. Geplant sind Aufführungen in 90 Städten.
Tournee der Mozartband abgesagt - Konzert in Stuttgart fällt aus
Hamburg (ddp-bwb). Die österreichische Mozartband muss auf ihre Tournee verzichten. Der Ticketverkauf sei überraschend völlig hinter den Erwartungen zurückgeblieben, teilte die Agentur KüsterCom am Donnerstag in Hamburg mit. Der Veranstalter habe deshalb aus wirtschaftlichen Erwägungen kurzfristig beschlossen, die Konzertreise abzusetzen. Die Mozartband wollte am 9. Juni ihre Tour in Regensburg starten und danach in Köln, Frankfurt, Hamburg Berlin, Leipzig, Stuttgart und München auftreten. Bereits gekaufte Karten würden zurückerstattet. Die Hessentage seien von der Absage nicht betroffen.
Die Mitglieder der Mozartband sind Grenzgänger zwischen den Stilen. Zu ihnen gehören klassische Musiker und Künstler aus den Bereichen Rock, Jazz und Ethno. Ihr gemeinsames Ziel ist, Mozart neu zu interpretieren und dabei seine Tonlage und Arrangements zu respektieren.