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Zeitgenössisches in Salzburg: Ruzicka über "Austria Today" +++ Oratorien in Salzburg: "Mozart-Requiem" und Schönbergs "Jakobsleiter" +++ Urfassung in Leipzig: Puccinis "Madama Butterfly"

Zeitgenössisches in Salzburg: Ruzicka über "Austria Today"
orf - Zwar müsse man das Lachenmann-Projekt noch abwarten, bis man die zeitgenössische Musik der Festspiele 2002 beurteilen könne. Aber in der Serie "Austria Today" sei sicher nicht alles optimal gelaufen. Das sagte der Intendant der Salzburger Festspiele, Peter Ruzicka, im Gespräch mit der APA.
Dennoch verkündete Ruzicka schon, dass es bei den Festspielen 2003 sowohl quantitativ als auch in Bezug auf die Finanzen rund drei Mal so viel zeitgenössische Musik geben werde.
"Die Serie \'Austria Today\' war wichtig und richtig. Zugegeben, die Spielstätte Mozarteum und die zeitliche Disposition waren nicht ideal", so Ruzicka. "Im kommenden Jahr werde ich die zeitgenössische Musik unter dem Titel \'Salzburg-Passagen\' in den Festspielbezirk, genauer ins Republic (umgebautes Stadtkino, Anm.) holen", So Ruzicka.
"Zudem sind heuer viele Konzerte von \'Austria Today\' zeitgleich mit anderen, \'klassischen\' Konzerten gelaufen. Da bleibt die zeitgenössische Musik auf der Strecke. Doch daraus habe ich meine Lehre gezogen und werde daher diese Musik auch an Nachmittagen, etwa um 16.00 Uhr, präsentieren. Davon erwarte ich mir mehr Zuschauer", sagte Ruzicka auf die Frage nach eventuellen Fehlern bei der Vermittlung dieser Musik. Kein einziges der fünf Konzerte dieser Serie zeitgenössischer Musik war ausverkauft, manche sogar äußerst schütter besucht.
Zudem werde es Konzerte geben, die vollständig durchmoderiert oder mit Erläuterungen und Klangbeispielen vor den eigentlichen Konzerten ergänzt sein sollen, kündigte der Intendant an. Weiters soll ein deutlicheres Motto - es soll "Grenzüberschreiter und Außenseiter" lauten - mehr Verbindung der Konzerte untereinander schaffen. "Österreichische Komponisten werden dabei eine wichtige Rolle erhalten, aber natürlich werde ich vergleichsweise mehr Komponisten aus ganz Europa einladen", sagte Ruzicka, der selbst Komponist ist.
Ruzicka beurteilte die musikalische Qualität der "Austria-Today-Kompositionen" sehr unterschiedlich. "Die Komposition \'in vain\' von Georg Friedrich Haas etwa ist eine hervorragende, ganz wichtige Arbeit. Natürlich ist mir klar, dass bei \'Austria Today\' auch weniger gelungene Musik zu hören war von jungen, handwerklich noch nicht ausgereiften Komponisten. Aber ich wollte auch diesen Leuten eine Chance geben, sich bei den Festspielen zu präsentieren", sagte Ruzicka.
"Besonders die Idee der Kollektivkomposition hat mich interessiert. Das war trotz der gemeinsamen Tendenz zur Flächigkeit sehr aufschlussreich. Ich habe viele Partituren von \'Austria Today\' vorher gelesen. Aber es ginge nicht an, wenn ich ausschließlich meinen eigenen musikalischen Geschmack als Kriterium für Engagements anderer Komponisten heranziehen würde", so der neue Intendant der Salzburger Festspiele abschließend.

Oratorien in Salzburg: "Mozart-Requiem" und Schönbergs "Jakobsleiter"
orf - Große orchestrale Werke und Oratorien werden bei den Salzburger Festspielen gerne in der stimmungsvollen Felsenreitschule aufgeführt. Am Freitag ist es wieder so weit: Kent Nagano und sein Deutsches Symphonieorchester Berlin werden zwei Schlüssel-Werke spielen:
Mozarts "Requiem" in der Fragment-Fassung und Arnold Schönbergs Oratorium "Die Jakobsleiter" mit Solisten wie Torsten Kerl, Laura Aikin oder Kurt Azesberger stehen auf dem Konzert-Programm, wie Gernot Zimmermann aus Salzburg berichtet.
Die Uraufführung von Schönbergs "Jakobsleiter fand erst 1958, sieben Jahre nach Schönbergs Tod, in Fragmenten statt. As Oratorium, für das Schönberg bereits vor dem Ersten Weltkrieg Ideen hatte und an dem er immer wieder bis zu seinem Tod im Juni 1951 arbeitete, blieb ein Torso. Die Grundkonzeption des Werkes - ein moderner Mensch ringt mit seinem Gott - blieb, wenn auch viele Einflüsse von jüdischen, christlichen bis zu theosophischen Lehren und solcher der Reinkarnation spürbar werden.
Der Dirigent Kent Nagano ist auf zeitgenössische Musik spezialisiert und seit der Ära Mortier prominent in Salzburg tätig. Messiaens "Saint Francois" unter seiner Leitung war unbestritten einer der Höhepunkt dieser Ära. Unter dem neuen Intendanten Peter Ruzicka ist Nagano nun ebenso prominent nach Salzburg zurückgekehrt Nagano bewundert Mortier, den er schon lange kennt, auch in seiner Tätigkeit als Leiter des Ruhrfestivals. "Ich kenne Gerard Mortier sehr gut und bewundere, was er in Salzburg getan hat und was er nun tut. Dies tut aber meiner Wertschätzung für den Komponisten und Manager Peter Ruzicka keinen Abbruch", so Kent Nagano. Neben Mozart und Schönberg am Freitag hat Kent Nagano heuer in Salzburg auch Zemlinskys Oper "Der König Kandaules" mit seinem Deutschen Symphonieorchester Berlin, mit dem er jüngst seinen Vertrag als Chefdirigent verlängerte, dirigiert. Dienstag fand die letzte Aufführung statt. Nagano meint, dass die Zeit, die nun auf Mortier folgt, trotz mancher Unkenrufe besonders interessant sein wird und dass die Ideen des neuen Intendanten Peter Ruzicka besonders stark sind.

Urfassung in Leipzig: Puccinis "Madama Butterfly"
Mit einer Puccini-Premiere eröffnet Intendant Henri Maier seine zweite Spielzeit und holt erstmals eine Inszenierung Robert Carsens nach Leipzig: Am 7. September beginnt die neue Saison mit der "Madama-Butterfly"-Urfassung von 1904, in einer flämisch-deutschen Koproduktion mit der Oper Antwerpen. Die Regiearbeit des kanadischen Starregiseurs ist die erste von insgesamt zwölf geplanten Neuinszenierungen, mit denen das Repertoire auch 2002/2003 wieder deutlich erweitert wird.
Carsen gilt heute als einer der weltweit gefragtesten Opernregisseure. Der Kanadier hat an fast allen großen Häusern inszeniert, unter anderem an der Metropolitan Opera, der Mailänder Scala, in Paris und Wien; in Köln erarbeitet er zur Zeit einen "neuen" Ring.
Die Urfassung der Japanischen Liebestragödie zwischen der jungen Cio-Cio-San und dem amerikanischen Marineoffizier Pinkerton brachte Carsen ursprünglich in Antwerpen heraus. Sein Puccini-Zyklus an der Flämischen Oper gilt als herausragendes Ereignis der jüngsten Inszenierungsgeschichte der Werke dieses Komponisten.
Nach 15 Jahren kehrt damit die "Ur-Butterfly" nach Leipzig zurück. Zu sehen sein wird sie in dem Bühnenbild und mit Kostümen Paul Steinbergs. Dirigentin Keri-Lynn Wilson übernimmt die musikalische Leitung und gibt damit am Pult des Gewandhausorchesters ihr Deutschland-Debüt. Die junge Kanadiern hat sich bisher vor allem in Italien einen Namen gemacht, wo sie "Aida? an der Römischen Oper, den "Barbier" in Florenz und "Lucia di Lammermoor" in der Arena von Verona dirigierte.
Die Hauptpartien sind - teilweise doppelt mit Solisten aus dem Ensemble des Hauses sowie internationalen Gästen besetzt: Als Cio-Cio-San und wiederholt in Leipzig zu hören, ist Svetlana Katchour. Die von der Krim stammende Sopranistin hat die Urfassung der "Butterfly" bereits auf CD eingespielt. Als Pinkerton konnte der finnische Tenor Jyrki Anttila gewonnen werden, der die Partie mit großen Erfolg auch schon an der Nationaloper Helsinki sang.
Premiere am 7. September 2002 um 19 Uhr; weitere Aufführungen am 11., 13., 15., 20. September und 3. Oktober sowie 15., 20., 11., 22. November und 27. Dezember 2002
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