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Die Bautzener Orgelbaufirma Hermann Eule hat das aufwändigste Projekt ihrer 130-jährigen Firmengeschichte in Angriff genommen. Das traditionsreiche Unternehmen wird in den kommenden zwei Jahren die große Orgel für die Leipziger Nikolaikirche komplett erneuern.
Der Auftrag habe ein Volumen von 2,3 Millionen Euro, sagte Geschäftsführer Armin Zuckerriedel. Erweitert auf 102 Register und fünf Manuale, soll die größte Orgel Sachsens im Oktober 2004 wieder eingeweiht werden.Die Leipziger Nikolaikirche besitzt Sachsens größte Orgel. Doch derzeit ist in dem Gotteshaus nicht viel von dem gewaltigen Instrument zu sehen. Vorübergehend verschwand es aus dem sakralen Raum, der 1989 durch die Montagsgebete in der Wendezeit bundesweit zu einem Begriff wurde. In Einzelteile zerlegt, lagert die Orgel jetzt in Bautzen. Die traditionsreiche Firma Hermann Eule wird das auf Friedrich Ladegast zurückgehende Werk in den nächsten zwei Jahren komplett erneuern. 2,3 Millionen Euro kostet das Vorhaben. Das Geld dafür kommt zu 80 Prozent von einem großzügigen Stifter aus Stuttgart. Der Rest soll durch weitere Spenden und Fördermittel aufgebracht werden. Im April dieses Jahres wurde der Orgelbauvertrag für das Projekt unterschrieben. Das aufwändigste, das die Firma Eule in ihrer 130-jährigen Geschichte je in Angriff genommen hat, hebt Geschäftsführer Armin Zuckerriedel hervor. Immerhin 102 Register, fünf Manuale und Pedal wird das Instrument für Leipzig haben, wenn es fertig ist. Die größte Orgel, die bisher die Bautzener Werkstatt verlassen hat, schmückt den Zwickauer Mariendom. Das Instrument mit 78 Registern und vier Manualen entstand zwischen 1966 und 1969.
Der Weißenfelser Orgelbaumeister Friedrich Ladegast hatte die Orgel für die Nikolaikirche 1862 gebaut. Über 84 Register verfügte sie damals. Als Wilhelm Sauer aus Frankfurt/Oder das Instrument 1903 erweiterte, kamen zehn Register hinzu. Weitere Veränderungen und Umbauten hinterließen ihre Spuren: zuletzt befand sich die Orgel in einem musikalisch und technisch verbrauchten Zustand, berichtet Zuckerriedel. Sachverständige aus Ost- und Westdeutschland wurden zu Rate gezogen, um eine bessere Lösung zu finden. Verschiedene Möglichkeiten waren im Gespräch, sowohl die vollständige Restaurierung der Ladegast- als auch der Sauer-Orgel. Die Kirchgemeinde entschied sich letztlich für die Erneuerung des Instruments, bei dem die für 1862 geradezu revolutionäre Klanggestalt wieder zum Tragen kommt, macht Zuckerriedel deutlich.
Das Konzept umfasst daher die Wiederherstellung der Originaldisposition von Friedrich Ladegast mit 84 Registern, von denen mehr als die Hälfte noch erhalten sind. Diese sollen restauriert und fehlende Stimmen rekonstruiert werden. Weitere Register kommen neu hinzu. Das Gehäuse bleibt vor Ort und wird von Farbrestauratoren behandelt. Unter der grauen Front von jetzt verbergen sich nämlich originale Vergoldungen und der einstige weiße Anstrich.
Die Firma Eule hatte nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für den Leipziger Großauftrag erhalten. Wohl nicht zuletzt wegen ihrer Erfahrungen bei der Restaurierung großer romantischer Orgeln wie in Annaberg, Wittenberg oder gerade in Merseburg, fügt der Geschäftsführer hinzu. Die Zeit bis zu Fertigstellung des erneuerten Ladegast-Werkes für St. Nikolai soll eine im altitalienischen Stil gebaute Chor- und Interimsorgel überbrücken. Das fahrbare Instrument mit zwei Manualen und 15 Registern kommt ebenfalls aus der Bautzener Werkstatt. Der volle Klang der großen Orgel soll im Oktober 2004 erstmals wieder die Nikolaikirche erfüllen.
http://www.euleorgelbau.de
http://www.nikolaikirche.de