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Begeisterndes Rosenmontagskonzert des DeutschenSymphonie-Orchesters

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Dieter Hildebrandt und das Deutschen Symphonie-Orchester (DSO) gestalteten in der Berliner Philharmonie ein Rosenmontagskonzert der besonderen Art.

Berlin (ddp-bln). Karneval - das ist nicht nur Helau und Bütt. Musiker haben da ihre eigene Art, mal außer Rand und Band zu sein. Beispiel: Werner Thomas-Mifune. Der ist nicht nur Cellist und hat in den vergangenen zehn Jahren mehr als 40 CD mit Cellokonzerten und -sonaten aufgenommen und weltweit konzertiert - von den USA und Südamerika bis Japan. Er komponiert und betätigt sich auch musikwissenschaftlich. Und er ist Musikkabarettist. Mit Wort- und Darstellungskabarettist Dieter Hildebrandt und dem Deutschen Symphonie-Orchester (DSO) gestaltete er in der Berliner Philharmonie ein Rosenmontagskonzert der besonderen Art.

Die Zuschauer waren begeistert angesichts der groben wie feinsinnigen Scherze. Mit einem jungen Cellisten-Kollegen spielte Thomas-Mifune Johann Strauß\' Frühlingsstimmenwalzer - beide auf einem Stuhl (der junge Mann saß hinter ihm) und auf einem Cello. Und zwischendurch sprang der für die Begleitung Verantwortliche auf und blätterte die Noten um.

Bei der "Boulevard-Zeitungsoper", betitelt "Frau liebt Mäuse mehr als ihren Mann", blies der Initiator schaurig falsche Akkorde auf der Mundharmonika zu hehren Tschaikowski-Klängen, mogelte in eine Kurzfassung von Beethovens Fünfter Noten zum Beispiel von Rossini bei seinen Cello-Soloeinwürfen ein. Wie es denn überhaupt für erfahrene Ohren ein Gaudi war, all die Vermischungen von Kompositionen quer durch die Zeiten und Stile mit zu vollziehen. In der Schauer-Story um die Frau mit der Menagerie, im Grundmuster bewusst an Prokofjews "Peter und der Wolf" (mit Hildebrandt als Erzähler) angelehnt, kam der Waldvogel aus Wagners "Ring" ebenso vor wie "Carmen"- und "Tristan"-Klänge und gar aufs Stichwort "Tee for two".

In Haydn-Klänge mischte sich vielgestaltig der südamerikanische Tango. Nur Mozart blieb verschont und musste einzig fürs Wortspiel zur Erzielung eines Abend-Mottos her halten: "Eine kleine Schlachtmusik". Von Wahl-Schlachten berichtete Hildebrandt und brachte auch manch neues Wort aufs Tapet: nach den bekannten Begriffen U- und E-Musik nun "Ü-Musik" für überflüssige Musik, wofür er viele Beispiele wusste.

Thomas-Mifune hatte Manches für diesen Abend komponiert und arrangiert, zum Beispiel Chopins "Regentropfen-Prélude" - wirklich tröpfelnd mit Streicher-Zupfen und aufgespannten Regenschirmen. Weiteres instrumentierte Wilhelm Kaiser-Lindemann, so eine Drei-Minuten-Fassung des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker.

Aber es gab auch Heiteres im Original zur Eröffnung des Abends: "Die beiden Mistfinken" aus Paul Hindemiths "Minimax"-Streichquartett mit juchzend trillernden Geigen. Das hatte der Komponist, namhafter Geiger und Bratscher, auch zum Eigengebrauch geschrieben. Musiker liebten schon immer den klingenden Jux. Wenn sie denn mal dürfen.

Die des DSO dürfen - schon seit Jahren zum Rosenmontag. Überdies gibt es noch ein Salonorchester aus ihrer Mitte, das auch Schlager der 20er, 30er, 40er Jahre spielt und dazu Vokalisten begleitet. Es wird zu mancher Faschingsveranstaltung geladen. Und so fehlt auch nicht die Fähigkeit, ausgesprochene Unterhaltungsmusik zu spielen, so dieses Mal als Zugabe des ganzen Orchesters unter Gastdirigent Mathias Husmann Roy Andersons temporeiche "Überraschungsgeschenk". Ein Titel, der für den ganzen Abend gelten konnte.

Klaus Klingbeil
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