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Stuttgart (dpa) - Der bereits mehrfach zum «Regisseur des Jahres» gekürte Peter Konwitschny hat in Stuttgart mit einer blutrünstigen, Beil schwingenden «Elektra» die erste Premiere der neuen Staatsoper-Saison geliefert.
Die mit einem Massenmassaker endende Version traf den Nerv der Zuschauer, die Sänger und - mit Abstrichen - auch die Inszenierung am Samstag mit stürmischem Beifall bedachten. Die Koproduktion mit Det Kongelige Teater Kopenhagen leitete auch die letzte Spielzeit unter Intendant Klaus Zehelein ein.
Tiefenpsychologisch - in der Mannier Sigmund Freuds - nähert sich Konwitschny dem Kindheitstrauma Elektras von familiärer Gewalt nach der alten Tragödie von Sophokles. Elektra und ihren beiden Geschwister Chrysothemis und Orest, spielen mit Agamemnon, ihrem Vater, im Bad. Da stürzt zum Beginn der einunddreiviertelstündigen Aufführung Mutter Klytämnestra ins Bad und tötet den Vater vor den Augen der Kinder mit der Axt.
Dass Gewalt immer wieder Gewalt erzeugt, ist die simple Botschaft Konwitschnys, der sich auf eine Szene mit großer Spiegelwand und einer großen Digitaluhr, bei der die Zeit abläuft, beschränkt. Auf einer Couch ficht Elektra, die Susan Bullock in Jeans und mit hautengem schwarzen T-Shirt nicht immer mit vollem Atem gibt, ihre Albträume und Aggressionen aus. Hier trifft sie auf ihre Schwester, die Eva-Maria Westbroek mit einem besänftigenden Sopran sehr zum Genuss der Publikums gab, und auf ihre Mutter, die Renée Morlock überzeugend darstellte.
Immer präsent auf der Bühne: die Badewanne mit dem geschlachteten Vater. Die Erinnerung an die Gewalt und ihren Ursprung in der Familie ist damit immer gegenwärtig. Bei Konwitschny vergehen von dieser Familientragödie zu einem Krieg nur wenige Augenblicke. Am Ende lässt er Kugeln hageln zu den mit bester Kraft gespielten Noten von Richard Strauss unter Generalmusikdirektor Peter Zagrosek - vor dem Hintergrund eines Feuerwerks.
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