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+++Russland sieht neue Qualität in Verhandlungen um Beutekunst+++Junges Design aus Litauen in Weimar+++Liste über Kunstsammlung von Gustav Rau vorgelegt+++Gäserner Lkw tourt durch Berlin - Ladung ist Kunst+++Computergenerierte Bilder von Manfred Mohr im Wilhelm-Hack-Museum+++

Weimar (ddp). Deutschland und Russland haben in den Verhandlungen über die Rückgabe von Beutekunst aus dem Zweiten Weltkrieg nach Ansicht des russischen Kulturministers Michail Schwydkoj eine neue Qualität erreicht. In der schwierigen Frage sei auf beiden Seiten neues Vertrauen entstanden, sagte der Minister am Mittwoch beim deutsch-russischen Regierungsgipfel in Weimar. Was auf gesetzlicher Grundlage aus heute russischem Besitz zurückgegeben werden könne, solle wieder nach Deutschland überführt werden. Die russischen Gesetze ließen dies derzeit für den ehemaligen Besitz von Kirchen, Glaubensgemeinschaften und von rehabilitierten Deutschen zu.
Im Gegenzug soll laut Schwydkoj in Deutschland die Rückgabe von geraubten Kulturgütern aus vormals russischem Besitz geprüft werden. Während in Russland der Aufbewahrungsort sämtlicher Beutekunst-Gegenstände bekannt sei, gestalte sich die Nachforschung in Deutschland komplizierter. Er werde sich am Donnerstag in einem Berliner Museum einige Stücke anschauen, die möglicherweise aus Russland stammen.
Schwydkoj betonte, Russland wolle seine verlorenen Kunstschätze zurückerhalten, weil sie für das russische Volk oft von größerem ideellen Rang seien als die nach dem Krieg aus Deutschland abtransportierten Kunstwerke. Ohnehin könne die in Russland einbehaltene Beutekunst unmöglich den Verlust der zerstörten russischen Kulturgüter ersetzen.
Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) erklärte, die Frage der Beutekunst werde inzwischen in einem größeren Kontext der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen beiden Ländern betrachtet. Es sei ein Fehler gewesen, dieses Problem bislang stets losgelöst zu behandeln. Man verfolge jetzt eine «Strategie der Einbettung». Dies zeige unter anderem auch der deutsche Vorschlag, Altschulden der ehemaligen Sowjetunion nicht in den Bundeshaushalt zurückfließen zu lassen, sondern die Gelder für humanitäre Projekte in Russland zu verwenden.
Weiter sagte Nida-Rümelin: «Wo immer es noch einzelne Kunstwerke aus russischem Besitz gibt, wird Deutschland alles für eine Rückgabe tun.» Die Bundesrepublik habe bei den Gesprächen in Weimar zugleich deutlich gemacht, dass sie insbesondere an der Rückführung einzelner Sammlungen nach Deutschland interessiert sei. Dazu gehöre neben Restbeständen der Gothaer Bibliothek auch das Rathenau-Archiv. Weiter habe man den Wunsch nach einer Rückgabe des Nachlasses von Ferdinand Lassalle und Inkunabeln aus der Sammlung Victor von Klemperer vorgetragen. In den Verhandlungen über Werke des Bremer Kunstvereins sei man übereingekommen, eine rasche und unbürokratische Lösung zu finden.
Das russische Oberhaus hatte laut Schwydkoj am Mittwochmorgen der Rückgabe mittelalterlicher Fenster aus der Marienkirche in Frankfurt/Oder zugestimmt. Nach der endgültigen Zustimmung des Präsidenten und einer Ausstellung in der St. Petersburger Eremitage würden die aus dem 14. Jahrhundert stammenden Kunstwerke voraussichtlich im Juni wieder zurückkehren. ddp/hov/kfr

Weimar (ddp). Junges Design aus Litauen präsentiert das Design Zentrum Thüringen seit Mittwoch in einer Ausstellung in Weimar. Gezeigt werden mehr als 200 Arbeiten von Studenten der Kunstakademie Vilnius. Sie entstanden in den zurückliegenden Semestern vorwiegend im Grundstudium und sollen das kreative Potenzial Litauens in einem repräsentativen Querschnitt dokumentieren, sagte die Mitarbeiterin des Design Zentrums, Dana Fürnberg, in Weimar.
Die Schau vereint Skizzen und Entwürfe sowie Arbeitsmodelle aus Holz, Kunststoff und Plexiglas. Auch erste praktische Umsetzungen der Ideen sind zu besichtigen, darunter Lampen und Gebrauchsgeschirr. Daneben geben die Studenten anhand von Briefmarken und Corporate Design auch einen Einblick in ihr gebrauchsgrafisches Schaffen und dokumentieren so die enge Verbindung von Alltagskultur und Design, von Ausbildung und Praxis.
Die Weimarer Ausstellung «Junges Design aus Litauen» ist bis zum 12. Mai mittwochs bis sonntags von 12.00 bis 18.00 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung zu besichtigen.
(www.landtag.thueringen.de)

Stuttgart (ddp-bwb). Die weltberühmte Kunstsammlung des im Januar verstorbenen Arztes und Sammlers Gustav Rau ist nach einem Wirtschaftsprüfungsbericht so gut wie vollständig erhalten. Der Vorstand der UNICEF-Stiftung, Dietrich Garlichs, und die Züricher Prüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers legten am Mittwoch in Stuttgart eine seit langem geforderte Inventarliste über das Erbe Raus vor. Demnach umfasst die an UNICEF erfolgte Schenkung und der Nachlass insgesamt 743 Kunstobjekte.
Der aus Stuttgart stammende Rau hatte im vergangenen September einen Großteil seiner Sammlung per Schenkung an UNICEF vermacht, um damit Kindern in Not zu helfen. Weitere Werke sollen dem Hilfswerk per Erbvertrag zugesprochen worden sein. Von früheren Mitarbeitern und Anwälten des Verstorbenen wird die Rechtmäßigkeit der Übereignung an UNICEF allerdings bestritten. Sie zweifeln unter anderem die Geschäftsfähigkeit Raus an. Beim Landgericht Konstanz ist noch ein Verfahren über die Nachlasspflegeschaft anhängig.
Garlichs bezeichnete das Ergebnis der Überprüfung als «sehr befriedigend». Spekulationen über angeblich verschwundene Bilder seien damit ausgeräumt. Die Inventarliste zeige, dass die Bevollmächtigten Raus die Sammlung «ordentlich» geführt hätten. Mit den ersten Verkäufen ist dem Stiftungsvorstand zufolge ab Ende des Jahres zu rechnen.
Die Kunstsammlung enthält bedeutende Gemälde aus mehreren Jahrhunderten, darunter Werke von El Greco, Paul Cezanne, Auguste Renoir und Edvard Munch. Ihr Wert wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Der Arzt und Kunstsammler Gustav Rau verstarb am 3. Januar kurz vor seinem 80. Geburtstag in der Nähe seiner Heimatstadt Stuttgart. Einen großen Teil seines Lebens widmete er sich den Notleidenden in der Dritten Welt. Die Kunst war der einzige Luxus, die sich der ansonsten in Bescheidenheit lebende Rau leistete. Er besuchte Auktionen in der ganzen Welt und trug eine der bedeutendsten Privatsammlungen mit Gemälden und Skulpturen aus mehreren Jahrhunderten zusammen.
Gustav Rau wurde 1922 als Sohn eines Industriellen in Stuttgart geboren. Er studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften und trat in den elterlichen Betrieb ein. Im Alter von 40 Jahren nahm er ein Medizinstudium auf und wurde Kinderarzt. 1972 ging er nach Afrika, wo er in der heutigen Republik Kongo ein Krankenhaus errichtete. Dort betätigte er sich bis 1993 als Arzt.
Seine Sammlung hatte Rau über Jahrzehnte in einem Schweizer Depot gelagert. 1997 soll er sie zunächst einer Stiftung in Liechtenstein versprochen, 2001 schließlich große Teile dem UNO-Kinderhilfswerk UNICEF für humanitäre Zwecke geschenkt haben.

Berlin (ddp-bln). Ein gläserner Lkw tourt am Donnerstag und Freitag durch Berlin - geladen hat er Kunst. Die Passanten können eine Installation von 5000 Puppenköpfen bewundern. Durch die Fahrbewegung entstehen immer neue Ansichten. Stationen in Berlin sind unter anderem die Hackischen Höfe, Alexanderplatz, Potsdamer Platz und Kurfürstendamm.
Künstlerin Claudia Rogge startete ihre ungewöhnliche Fahrt durch Europa mit ihrem Projekt «m o b» bereits am 2. April in Düsseldorf. Das gläserne Gefährt mache den Weg zur Bühne und bringe den Menschen die Kunst im wahrsten Sinne des Wortes näher, sagte ein Sprecher der MMK Markt- & Medien-Kommunikation. Das Projekt wurde bereits mit dem Kurt Eisner Kulturpreis der Stadt München ausgezeichnet. In jedem Quartal wird eine neue Installation auf der gläsernen Bühne aufgebaut. Insgesamt rollt das Kunstauto durch zehn deutsche und sechs europäische Städte.

Ludwigshafen (ddp-swe). Computergenerierten Bildern des Pforzheimer Künstlers Manfred Mohr widmet das Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum vom kommenden Samstag an eine Ausstellung. Insgesamt 15 Werke werden in der Studioausstellung bis zum 23. Juni 2002 zu sehen sein, wie das Museum am Mittwoch mitteilte. Die Malereien und Metallreliefs stammen aus den Jahren 2000 bis 2002.
Für seine Werke arbeitet Mohr mit Computern und selbst erstellten Programmen. Durch mathematische Experimente mit der Form des Würfels entstehen durch Zufall generierte Bildvorlagen. Diese werden auf Originalgröße ausgedruckt und auf die Leinwand übertragen. Mohr arbeitet dann farblich die zum strengen Konstruktivismus zählenden Werke aus.
Der 1965 in Pforzheim geborene Mohr lebt seit 1983 in New York. Das Wilhelm-Hack-Museum widmet ihm nach 1987 bereits zum zweiten Mal eine Ausstellung.
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