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Chorakademie in Schleswig-Holstein

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Rolf Beck, Direktor des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) ist auch Leiter der ersten Festival-Chorakademie.

Rendsburg (ddp-nrd). Hinter dem Busch raschelt es. Dann intoniert eine helle Sopranstimme ein paar Tonfolgen. Wenige Meter weiter hat sich eine Gruppe junger Menschen um eine Gartenbank gruppiert. Vor der Kantine atmet ein Mann tief durch und lässt mit lupenreinem Bass eine Melodie erschallen. Rolf Beck, Direktor des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) und Leiter der ersten Festival-Chorakademie schmunzelt zufrieden. 55 Sängerinnen und Sänger aus ganz Deutschland haben sich um ihn herum versammelt und erarbeiten derzeit im Nordkolleg in Rendsburg ihr Konzertprogramm, unter anderem das Requiem d-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart.

Beck ist in seinem Element. Gut gelaunt begrüßt er alte Bekannte. Einige Teilnehmer der Akademie gehören zum Chor der Bamberger Symphoniker, den Beck 1983 gegründet hat. Ein langer Probennachmittag liegt vor ihm und dem Chor. «Für die Sänger ist das harte Arbeit, manchmal acht Stunden ohne nennenswerte Pause», erzählt er. Auch diesmal drängt die Zeit, der Festival-Chef muss abends noch nach Hamburg düsen. Der Terminplan ist voll während der Musikwochen. Dem Chor bleibt nicht viel Zeit, sich auf die großen Konzerte in Meldorf und Rendsburg vorzubereiten. Beck sieht es gelassen: «Diese Arbeit macht so viel Freude, dass es eigentlich keine Arbeit ist.» Das Mozart-Requiem haben alle Teilnehmer der Chorakademie bereits gesungen. Für Beck gilt es jetzt, dem Chor Klangfarbe zu verleihen.

Die meisten Sänger kommen aus deutschen Musikhochschulen und haben sich durch ein Vorsingen für die erste Chorakademie qualifiziert. Die übrigen Teilnehmer kennt Beck durch seine Chorarbeit in Bamberg persönlich. «Es war einfach überfällig, dass wir das Festival um dieses studienergänzende Angebot erweitern», meint Beck. Schließlich solle das Festival den Besuchern nicht nur bekannte Künstler präsentieren, sondern auch den Nachwuchs mit all seinen Fähigkeiten.

Im kommenden Jahr will Beck seine Talentsuche auf Tschechien und Polen ausweiten. Erstmals sollen dann Chor- und Orchesterakademie auch zusammen auftreten. Der Themenschwerpunkt England biete sich dazu mit einigen großen englischen Oratorien an, sagt der Chorleiter. Im Jahr 2004 wird es beim Festivalschwerpunkt Osteuropa mit Komponisten wie Dvorak und Smetana wieder ein reiches Betätigungsfeld für die Sänger geben. Bis dahin soll die Chorakademie fest etabliert sein.

Sorgen macht sich Beck um das Budget für das Schleswig-Holstein Musik Festival. Die Sparmaßnahmen im Finanzhaushalt des Landes drohen auch das größte Musikfest des Landes zu erfassen. «Noch wissen wir nicht, wie stark unsere Mittel für 2003 gekürzt werden», räumt Beck ein. Es wäre aber sehr bedauerlich, wenn das Angebot aus Kostengründen verkleinert werden müsse, zumal immer mehr Besucher zum Festival strömten. Finanzverhandlungen - ein wichtiger Punkt im Aufgabenheft des Festival-Chefs. Der lächelt freundlich zwei jungen Sängern zu, schaut auf die Uhr und geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Der Chorprobe.

Die Ergebnisse sind am Donnerstag um 20.00 Uhr im Meldorfer Dom und am Freitag zur gleichen Zeit in der Christkirche in Rendsburg zu erleben. Auf dem Konzertprogramm der ersten Chorakademie steht neben dem Requiem von Mozart auch der Psalm 420 op. 42 von Mendelssohn.
Elke Höver
(Internet: www.shmf.de)
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