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Das Rock- und Pop-Jahr 2005

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Comeback ist in - Das Musikjahr 2005 verheißt ein Wiedersehen mit etlichen Alt-Rockern - Queen und Westernhagen auf Tour

Berlin (ddp). Axl Rose hat einen guten Vorsatz für das Jahr 2005 gefasst. Hoch und heilig verspricht er, das seit Jahren geplante Guns-N\'-Roses-Album «Chinese Democracy» zu veröffentlichen. Fans wissen allerdings, dass solche Ankündigungen einen ähnlich zuverlässigen Einblick in die Zukunft geben wie das Bleigießen zum Jahreswechsel.

Genauso steht noch in den Sternen, ob Courtney Love tatsächlich ihre Drohung wahr machen und ihren verstorbenen Mann Kurt Cobain bei einem möglichen Nirvana-Comeback ersetzen wird. Sicher ist für dieses Jahr hingegen, dass Queen vor einer Live-Reunion stehen: Anlässlich einer Aids-Benefiz-Gala wird die Band im März im südafrikanischen Johannesburg auf die Bühne treten. Den Freddy Mercury gibt dann Paul Rodgers, Altrockern bekannt als Sänger von Free und Bad Company. Queen-Gitarrist Brian May freut sich schon auf die anschließende Tour: «Das wird aufregend!»

Aids ist auch für Erasure, in den 80ern als Synthie-Popper nicht wenig erfolgreich, ein Thema. Im Zuge der Promotion für das im Januar anstehende Album «Nightbird» ließ Sänger Andy Bell durchblicken, er habe sich 1998 mit dem HIV-Virus infiziert. Erasure blicken nichtsdestotrotz optimistisch in die Zukunft: Um den Fans ein Comeback zu ersparen, werde man sich «nie auflösen. Sorry, Leute!».

Die Trash-Metal-Band Kreator, die Hamburger-Schule-Abiturienten von Tocotronic und die Münchener Freiheit indes halten ein Comeback durchaus für zumutbar. Auch das Elektro-Duo Chemical Brothers möchte es noch einmal wissen und veröffentlicht im Januar ihr neues Studioalbum unter dem programmatischen Titel «Push the Button». Wolfgang Niedecken hält bekanntermaßen nicht viel von Musik auf Knopfdruck und hat deshalb die Bigband des WDR angeheuert, damit diese das Material seiner Solo-Eskapade «Niedecken Köln» live zur Aufführung bringt.

Nicht nur Niedecken weiß: Mit Konzerten lässt sich weiterhin gutes Geld verdienen. Während die Tonträgerindustrie nach einem erklecklichen Weihnachtsgeschäft mit 40 Millionen verkauften Silberscheiben auf bessere Zeiten hofft, läuft das Geschäft mit Konzerttickets blendend. Zum Jahreswechsel bezeichnete Konzertmogul Marek Lieberberg die Live-Branche in einem Interview mit dem Branchenblatt «Musikmarkt» als eine «Insel der Glückseligen».

Der Ticketing-Konzern CTS will die Gewinnmarge bis 2006 von 16 auf 25 Prozent erhöhen. Helfen sollen dabei in diesem Jahr Gigs der Fantastischen Vier, die im April zwölf Konzerte spielen werden. Rod Stewart bereist die Republik von Mai bis Juni, wenn Wishbone Ash, das Rock-Urgestein Mitch Ryder und der Ex-Kraftwerk-Drummer Karl Bartos sich vom Tourstress bereits wieder erholen.

Auch Westernhagen will sechs Jahre nach seinem vorläufigen Bühnen-Aus urplötzlich wieder zurück auf die Straße. 16 Termine zwischen Kiel und Frankfurt hat er sich bis zum Dezember vorgenommen. Nur Joe Cocker kann mehr: Mitte April macht er sich auf zu 22 Gastspielen in Deutschland.

Auch Jennifer Lopez, deren Album «Rebirth» Ende Februar erscheint, trägt sich mit Tourplänen. Und fürchtet sich bereits vor den Strapazen: «Hoffentlich halte ich das durch!» Eine Ankündigung, die also mit ähnlicher Vorsicht zu genießen ist wie die angebliche Wiedergeburt von Guns N\' Roses: Es wäre schließlich das erste Mal.

Boris Fust
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