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Der „Kleine Ring“ als Appetizer

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Appetithappen - Bayreuth-Regisseur Arlaud inszeniert Wagners "Ring des Nibelungen» in Kurzversion - 4 statt 16 Stunden


Bayreuth (ddp). Nur acht Sänger und zwölf Musiker braucht der französische Regisseur Philippe Arlaud, um Richard Wagners Monumentalwerk «Der Ring des Nibelungen» zu präsentieren. Von mehr als 16 auf gut 4 Stunden verkürzte er den «Ring» und feierte damit am Montagabend in Bayreuth, nur zwei Tage vor der Premiere einer Neuinszenierung des «Rings» an vier Tagen auf dem Grünen Hügel, Premiere. Da es nur wenige Musikfreunde gebe, die Wagners kompletten «Ring» je auf der Bühne erlebt hätten, solle die kammermusikalische Fassung ein Appetizer für den großen «Ring» sein, hatte er vor der Premiere betont. David Seaman, Kapellmeister der Welsh National Opera, hat die abendfüllenden Teile der «Ring»-Tetralogie reduziert und arrangiert.

Für Arlaud, dessen Inszenierung der Oper «Tannhäuser» auch 2007 wieder bei den Richard-Wagner-Festspielen auf dem Grünen Hügel zu sehen sein wird, ist der Ringzyklus ein allumfassendes, teils apokalyptisches Drama: «Vom Ursprung der Welt bis ins 21. Jahrhundert. Von Aischylos über Wagner bis \'Star Wars\'. Ein Katastrophenfilm, wie er aus Hollywood käme», sagte der Regisseur. Seamans Fassung greift wesentliche Punkte der Handlung heraus und reiht sie schlaglichtartig aneinander. Die Sänger beschränken sich auf eine prägnante Darstellung der Charaktere.

Der «kleinen \'Ring\'» ist ein Projekt des Deutsch-Französischen Forums Junger Kunst. Zusammen mit Inna Wöllert zeichnete Arlaud auch für das Bühnenbild und das Lichtdesign verantwortlich. Das Team Wöllert/Arlaud feierte zusammen schon Erfolge an der Deutschen Oper Berlin, dem Staatstheater Darmstadt, am New National Theatre in Tokio und zuletzt am Grand Théâtre de Genève.

Aufgeführt wurde der «Ring» im Internationalen Jugendzentrum Bayreuth. Die musikalische Leitung hatte Nicolaus Richter. Das Off-Festival, das sich in Bayreuth in den kommenden Jahren etablieren soll, ist als Alternativ-Werkstatt am Rande des Grünen Hügels gedacht.

Wie die Aufführungen der Neuinszenierung des «Rings» in der Regie von Tankred Dorst auf dem Grünen Hügel, so sind auch die Vorstellungen des «Rings an einem Abend» von Philippe Arlaud restlos ausverkauft. Die Bayreuther Festspiele 2006 werden am Dienstagabend mit dem «Fliegenden Holländer» eröffnet. Am Tag darauf ist der erste Teil des «Rings», «Das Rheingold», zu erleben. Bis Ende August wird der vierteilige Opern-Zyklus insgesamt drei Mal gespielt. Zum Festivalprogramm gehören neben dem «Holländer» noch die bereits in den Vorjahren gezeigten Inszenierungen des «Parsifal» in der Regie von Christoph Schlingensief und «Tristan und Isolde» von Christoph Marthaler.

Angelika Rausch
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