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Schulfrei für chinesische Blasmusik - Würzburg erwartet am Wochenende bis zu 200 000 Besucher zum Deutschen Musikfest
Würzburg (ddp-bay). Für sein Hobby, die Musik, nimmt Roni Mattli einiges auf sich: Um bei einem Wettbewerb während des Deutschen Musikfestes in Würzburg einen gerade einmal halbstündigen Auftritt zu absolvieren, legte er mit seinen Kollegen von der Brass Band Uri aus dem schweizerischen Altdorf mehr als 500 Kilometer zurück. Für den Bandchef ist das nichts Außergewöhnliches: «Wir waren auch schon in England, Holland und Ungarn.» Da nimmt sich Würzbug wie ein Kurztrip aus.
Mattli hat den Weg wie fast 16 000 Kollegen aus dem gesamten Bundesgebiet auf sich genommen, um bei der vierten Auflage des Deutschen Musikfestes dabei zu sein. Schon das ist ein Rekord, bei der vorigen Veranstaltung 2001 in Friedrichshafen wurden etwa 30 Prozent weniger Teilnehmer registriert. Der Veranstalter, die Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände (BDMV), erwartet bis zu 200 000 Besucher.
Wer sich kurzfristig für ein Wochenende in Würzburg entscheidet, hat Pech: Alle Hotels sind ausgebucht. «Das Angebot von rund 4500 Hotelbetten ist auf solche Veranstaltungen nicht ausgelegt», sagt der Geschäftsleiter der Congress-Tourismus-Wirtschaft, Peter Oettinger.
Dabei wurden knapp zwei Drittel der Teilnehmer in Gemeinschaftsunterkünften oder privat untergebracht. Was einen riesigen logistischen Aufwand erfordert: Bis zu 5000 Essen gehen jeden Tag alleine in den ehemaligen Posthallen neben dem Hauptbahnhof über den Tresen. Von 6.00 bis 23.00 Uhr werden die hungrigen und durstigen Musiker dort versorgt. 500 freiwillige Helfer kümmern sich von früh bis spät um die Gäste.
Was sie können, zeigen die Musiker auf zwei Bühnen in der Innenstadt, bei unzähligen Platzkonzerten zwischen Bahnhofsvorplatz und Hofgarten, auf den Ausflugsschiffen auf dem Main, in der «Konzertarena» im Bürgerspital sowie in den alten Posthallen am Bahnhof. Neben vielen Laienorchestern spielen auch das Rundfunk-Blasorchester Leipzig, Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten sowie die Big-Band der Bundeswehr.
Dabei belegt die Bandbreite der Teilnehmer - von der Jugendkapelle bis hin zur Rentnerband - und die breite Palette der Musikstile, - von Klassik bis hin zu Rock - wie vielfältig Blasmusik sein kann. Beim Auftritt der «Symphonic Wind Band» von der Shanghai Jiaotong University, die eigens zu dem Musikfest nach Würzburg gereist ist, bekamen die Zuhörer sogar eine Kostprobe davon, wie Blasmusik in China klingt.
Welchen Stellenwert die Veranstaltung hat, zeigt, dass alle Würzburger Realschulen sowie viele Grund- und Hauptschulen am Freitag den Unterricht ausfallen ließen. Das Kultusministerium hatte das den Schulleitern freigestellt - vorausgesetzt, der Unterricht wird nachgeholt.
Zum Abschluss der Veranstaltung wird am Sonntagvormittag noch einmal die ganze Stadt zur Konzertbühne. Um 13.00 Uhr beginnt die eigentliche Abschlussveranstaltung auf dem Residenzplatz. Festredner sind unter anderen Bundespräsident Horst Köhler als Schirmherr und der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU). Zudem soll ein Gemeinschaftsorchester mit rund 6000 Musikern aufspielen. Mit einem Festzug durch die Stadt endet das Musikfest.
Nach Ansicht des BDMV-Vorsitzenden, des früheren Bundespostministers Wolfgang Bötsch, wird durch die Großveranstaltung der Beweis angetreten, dass Blasmusik nicht zwangsläufig «was mit Rumtata im Bierzelt» zu tun hat. «Blasmusik in der rechten Weise dargeboten ist Kunst», sagte Bötsch bei der Eröffnung am Donnerstagabend in der Würzburger Residenz.
Ralph Bauer
http://www.deutsches-musikfest.de