Prag - Es gilt als kleine Sensation im 70. Jubiläumsjahr des Klassikfestivals «Prager Frühling»: Erstmals eröffnet am Dienstag ein deutsches Orchester den tschechischen Konzertreigen mit der patriotischen Tondichtung «Mein Vaterland». Thomas Hengelbrock führt Bedrich Smetanas Meisterwerk mit dem NDR-Sinfonieorchester auf.
«Das ist für mich eine ganz große Freude und große Ehre», sagte der Dirigent der Deutschen Presse-Agentur. «Musiker haben immer die Aufgabe gehabt, Brücken zu bauen», meint der 56-Jährige.
Der Zyklus mit der weltberühmten «Moldau» wird in Tschechien wie ein kleines Nationalheiligtum verehrt. In der Geschichte des Festivals brachten es zum alljährlichen Auftakt bedeutende Dirigenten wie Vaclav Talich, Rafael Kubelik oder Colin Davis auf die Bühne des Prager Jugendstil-Bürgerhauses. Hengelbrock sprach von einer «beeindruckenden und fantastischen Tradition».
Der Chefdirigent glaubt, dass gerade der volle und warme Klang des NDR-Sinfonieorchesters bei Smetana sehr gut zum Tragen kommen könne. Mit Sinn und Gehalt des Stücks habe er sich sehr intensiv vertraut gemacht. Deutsche und Tschechen seien wie «Brüder im Herzen Europas», die viel Leid erlitten hätten. Ein Zuhörer habe ihm nach einem Smetana-Konzert in Hamburg gesagt: «Die Musik geht mir ganz besonders nahe, weil mein Vater Tscheche war.»