Hauptrubrik
Banner Full-Size

Die Donaueschinger Musiktage 15.-17. Oktober 2004

Publikationsdatum
Body

Ensemble Modern spielt Benedict Mason +++ Der letzte Teil des monumentalen Zyklus "Licht" von Karlheinz Stockhausen +++ Neue interaktive Formen mit dem ensemble recherche und dem Freiburger Experimentalstudio +++ Reality-Musiktheater von Manos Tsangaris +++ Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg +++ Indonesische Musiker auf nativen Instrumenten +++ Installation von Wolfgang Mitterer +++ Interpreten und Komponisten +++ Sonderprojekt für Studenten europäischer Musikhochschulen


Unterschiedliche räumlich akzentuierte Konzeptionen von Musik prägen in diesem Jahr maßgeblich das Programm der Donaueschinger Musiktage. Musik als sichtbares Ereignis im Umgebungsraum wird dabei ebenso eine Rolle spielen wie Konzepte, die die multivalenten Determinanten des Raumes oder die vielfältig differenzierten Interaktionen des sichtbar architektonischen Raumes mit dem Hörraum fokussieren. Bei dem dicht gestaffelten Wochenende sind 20 Uraufführungen von Künstlern aus 8 Nationen zu hören.

Ensemble Modern spielt Benedict Mason
Nähe und Ferne, sind jene Kategorien, die Benedict Masons Werk |ebb|thus|brink|here|array|telling bestimmen. Das Stück wird vom Ensemble Modern in der Baar-Sporthalle zur Uraufführung gebracht. Einbezogen in die Aufführung sind alle nur erdenklichen Räume, die den Aufführungsort umgeben. Mit einer stark reduzierten musikalischen Faktur richtet Mason damit die Aufmerksamkeit des Hörers maßgeblich auf akustische Phänomene. Es ist eine Musik über das Hören und damit im Grunde eine Klanginstallation, die zugleich Aufführungscharakter besitzt. Jeder der Spieler des Ensemble Modern haben mehrere Instrumente zu spielen, die teilweise vom Komponisten selbst gebaut bzw. entworfen wurden.

Der letzte Teil des monumentalen Zyklus "Licht" von Karlheinz Stockhausen
Mit Licht-Bilder präsentieren die Donaueschinger Musiktage in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher ZKM die Schlussszene des monumentalen Lichtzyklus von Karlheinz Stockhausen, den der Komponist Ende 2003 fertig gestellt hat. Das Stück verbindet szenische Bewegungen der Interpreten im Raum mit Bewegungen in vier Zeitschichten der Videoskulptur Licht-Bilder, die von Johannes Conen entworfen wird.

Neue interaktive Formen mit dem ensemble recherche und dem Freiburger Experimentalstudio
Der Umgebungsraum bestimmt ganz wesentlich das Projekt des österreichischen Komponisten Gerhard E. Winkler. Der Entwurf basiert auf der Grundidee, eine Konzertsituation mit dem Installationstypus zu verbinden. Er bietet die Möglichkeit vermittels dreier Räume in den Gewerblichen Schulen Donaueschingen, drei Perspektiven auf ein und dasselbe Stück zu werfen. Im Hauptraum interpretiert das ensemble recherche und das Experimentalstudio der Heinrich Strobel Stiftung des SWR in einer Konzertsituation das Grundmaterial der Komposition, die auf mikrotonalen Strukturen beruht. Die Live-Elektronik hat dabei die Funktion mehrschichtige Zeitdehnungsaspekte, also zeitliche Schichtungen im Raum, wahrnehmbar werden zu lassen. Bereits hier hat das Publikum partiell die Möglichkeit, sich interaktiv in den musikalischen Prozess einzubringen. In einem zweiten Raum werden die im Hauptraum erzeugten Klänge vom Publikum über Joysticks weiterverarbeitet. Man könnte von "gefrorener Zeit" sprechen: ein Zeitpunkt des Stückes wird "festgehalten" und in seine Tiefe hinein neu beleuchtet, durch das Publikum selbst. Der dritte Raum schließlich ist eine Klanginstallation mit dem vokalen Material der Komposition.

Reality-Musiktheater von Manos Tsangaris
Das Drei Räume Theater von Manos Tsangaris trägt die räumliche Akzentuierung bereits im Titel. Es handelt sich dabei im Grunde um ein Stationentheater in der F.F. Hofbibliothek, das die Musiktage als Molekül thematisiert. Man könnte von einem Reality-Musiktheater sprechen. Das Publikum wird sich frei zwischen den Stationen bewegen können. Es gibt Schleusen, Gucklöcher, Panoramen, Mini-Projektionen, bespielte Objekte, Objekt-Präsentationen, verdeckte Orchester (z.B. in einer Schachtel). Die Orchestrierung der Mittel reicht vom "fummeligsten" low-tech bis zur "schärfsten" high-tech- Installation - alles sehr klein, en miniature.

Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Eine schon traditionsreiche Konstante der Donaueschinger Musiktage sind die unterschiedlichen Raumkonzepte bei den beiden Orchesterkonzerten mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, das in diesem Jahr von Hans Zender und Roland Kluttig geleitet wird. Als Beispiel hierfür sei "sich verräumlichend", die Komposition 4 für Orchester des Dresdner Komponisten Jörg Herchet erwähnt. In diesem Stück "klappt" der Autor gewissermaßen den musikalischen Raum auf in eine sichtbare Struktur; Klänge von oben, unten, vorn oder hinten. Im Eröffnungskonzert am Freitag erklingen darüber hinaus neue Werke von Andreas Dohmen und Michel van der Aa, im Abschlusskonzert Werke von Rebecca Saunders, Daniel Smutny und Paul Usher.

Indonesische Musiker auf nativen Instrumenten
Mit besonderem Interesse darf das interkulturelle Projekt mit indonesischen und italienischen Komponisten erwartet werden. Christian Dierstein (Schlagzeug) und indonesische Musiker mit nativen Instrumenten spielen in der Erich Kästner-Halle Werke von Dedy Hernawan, Ayo Sutarma, Dody Satya, Pierluigi Billone und Salvatore Sciarrino.

Installation von Wolfgang Mitterer
Die Raum-Klang-Installation und Performance "Zeit vergeht... III" von Wolfgang Mitterer experimentiert mit der Orgel der Katholischen Stadtkirche St. Johann. Dabei bilden kontrapunktische Bewegungsmuster von Tonband das "akustische Bühnenbild" zum computergesteuerten "Selbstspiel" der Orgel.

Herausragende Interpreten
Die Donaueschinger Musiktage sind auch in diesem Jahr wieder ein Festival herausragender Interpreten: das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter der Leitung von Hans Zender und Roland Kluttig, das SWR Vokalensemble, das Experimentalstudio der Heinrich Strobel Stiftung des SWR, das Ensemble modern, ensemble recherche, Kathinka Pasveer, Flöte, Suzanne Stephens, Klarinette, Hubert Mayer, Gesang, Marco Blaauw, Trompete, Antonie Pérez Abellán Synthesizer, Teodoro Anzellotti, Akkordeon, Nicolas Hodges, Klavier, Christian Dierstein, Schlagzeug u.a.

Die Komponisten des Jahrgangs 2004
Alle neuen Werke sind Auftragswerke des SWR. Es erklingen Kompositionen von Michel van der Aa, Pierluigi Billone, Andreas Dohmen, Dody Satya Ekagustdiman, Jörg Herchet, Dedy Hernawan, Sven Lyder Kahrs, Benedict Mason, Wolfgang Mitterer, Alwynne Pritchard, Rebecca Saunders, Salvatore Sciarrino, Daniel Smutny, Karlheinz Stockhausen, Wolfgang Suppan, Ayo Sutarma, Manos Tsangaris, Paul Usher, Gerhard E. Winkler

Sonderprojekt für Studenten europäischer Musikhochschulen
Aus den Mitteln der Kulturstiftung des Bundes legt der Südwestrundfunk ein Sonderkontingent von 150 Eintrittskarten je Veranstaltung der Donauschinger Musiktage für Studenten europäischer Musikhochschulen auf.
Die Studenten zahlen für den gesamten Kartensatz des Festivals einen symbolischen Gesamtpreis von 5,- Euro. Anmeldungen werden nach Reihenfolge des Posteingangs bearbeitet.
Das Angebot beinhaltet zudem den Besuch der Proben der Projekte des Ensemble Modern, das Benedict Masons |ebb|thus|brink|here|array|telling zur Uraufführung bringt und der Endproben zur Uraufführung des Schlussteils des monumentalen Zyklus Licht von Karlheinz Stockhausen am Donnerstag, 14. 10. und Freitag, 15.10. 2004. Die beiden Komponisten werden anwesend sein und mit den Studenten diskutieren.
Interessenten sind aufgerufen, bis zum 30. Juli 2004 ihre Bestellung mit Angabe von Adresse und einer Kopie des Studentenausweises sowie Angaben dazu, welche der Konzerte besucht werden möchten, per Fax oder Post an das Kulturamt Donaueschingen einzureichen:
Kulturamt Donaueschingen
Karlstraße 58
78166 Donaueschingen
FAX 0771/857263

Das genaue Programm des Festivals erscheint im Juni.


Quelle: http://www.swr.de/swr2/donaueschingen/
Musikgenre