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Die Neuinszenierung von Christoph Willibald Glucks spätbarocker Oper «Orphée ed Eurydice» ist am Montagabend im Münchner Nationaltheater begeistert gefeiert worden. Umjubelter Star des Abends war die bulgarische Mezzosopranistin Vesselina Kasarova, die trotz einer Indisposition die Rolle des Orpheus sang.
München (ddp). Großen Beifall zollte das Publikum auch Rosemary Joshua als Eurydike und Deborah York als Amor. «Orphée ed Eurydice» war die erste Premiere der Spielzeit 2003/2004. Die Oper, mit der Gluck (1714-1787) die überlieferte Form der barocken Intrigen- und Arienoper aufzubrechen trachtete, war seit 20 Jahren nicht mehr im Nationaltheater aufgeführt worden. Das Werk wurde in der Fassung von Hector Berlioz in französischer Sprache aufgeführt.Ovationen wurden im ausverkauften Nationaltheater auch dem Bayerischen Staatsorchester und dem Bayerischen Staatsopernchor unter Leitung von Ivor Bolton zuteil. Als das Regieteam in Gestalt von Nigel Lowery und Amir Hosseinpour die Bühne betrat, mischten sich einige Buh-Rufe unter den Beifall.
Die beiden britischen Regisseure, Bühnenbildner und Choreographen hatten die Oper in einem farbenfroh-poppigen Ambiente angesiedelt und mit Humor nicht gespart. So wurde die Unterwelt, aus der Orpheus seine geliebte Gattin Eurydike zu befreien sucht, von einer Art höllischer Küchenbrigade bevölkert, die die Schatten der Verstorbenen auf einem überdimensionalen Kochherd rösten.
Am Schluss der Oper warteten die Regisseure mit einer Überraschung auf. Sie ließen dem vierten und letzten Akt ein Ballett auf Glucks Musik aus der italienischen und französischen Originalfassung folgen, in dem die antike Version des Orpheus-Mythos geboten wurde: Orpheus steigt in den Hades hinab, um seine geliebte Gattin Eurydike, die an einem Schlangenbiss gestorben ist, aus dem Schattenreich zu befreien. Durch seinen Gesang betört er die Herrscher der Unterwelt. Bedingung für die Rückgabe Eurydikes ist, dass er sich bis zur Rückkehr an die Oberwelt nicht nach der Geliebten umsehen darf. Von Sehsucht getrieben, missachtet er jedoch das Gebot, woraufhin Eurydike endgültig dem Tod verfällt. Orpheus, der sich daraufhin von der Welt abwendet, wird von wilden Frauen, den Mänaden, zerrissen.
Bei Gluck wird dem Publikum dagegen ein «happy end» geboten: Orpheus, der sich nach Eurydikes «zweitem» Tod selbst töten will, um ihr in die Unterwelt zu folgen, wird von Amor am Selbstmord gehindert. Amor, der von Orpheus\' Treue und Standhaftigkeit überzeugt ist, erweckt Eurydike wieder zum Leben.
Georg Etscheit