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Eine Schatzsuche macht noch kein Event - Stuttgarter Festtage Alter Musik müssen

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Dirigenten haben es in der Landeshauptstadt derzeit nicht leicht. Gerade warf Jörg-Peter Weigle, Chef der Stuttgarter Philharmoniker, nach monatelangen Rangeleien um zwei Musikerstellen das Handtuch. Auch Frieder Bernius, Gründer des renommierten Barockorchesters und geistiger Vater der Internationalen Festtage Alter Musik, sieht für seine Stuttgarter Arbeit keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr.

Das 1987 ins Leben gerufene Festival, das am Donnerstag beginnt, wird das letzte in der bisherigen Form
sein.

Den Titel «Festtage» werde es im nächsten Jahr nicht mehr geben, kündigte Bernius an. Ein reines Musikfestival habe offenbar seine Anziehungskraft verloren. Im kommenden Jahr soll es deshalb in Kooperation mit Schloss Solitude nur noch drei Veranstaltungen geben, die stärker auf «Event» getrimmt sind als die vielfältigen Konzertprogramme der bisherigen Festtage. Diese Tendenz zur «Ereignisqualität» sieht Elisabeth Schedensack, die die vom Musikpodium Stuttgart veranstalteten Festtage bisher organisiert, mit gemischten Gefühlen.

Der Anspruch von Bernius und Schedensack, nicht nur eine einfache Konzertreihe, sondern ein konzeptionell bestimmtes Programm anzubieten, dürfte mit den drei Events kaum noch einzulösen sein. Das diesjährige Programm wurde mehrere Jahre im Voraus auf das Landesjubiläum abgestimmt und in eine Reihe «Musik an deutschen Residenzen» eingebunden. Namhafte Ensembles wie Bell\'Arte Salzburg, The Sixteen und das Concerto Köln erklärten sich bereit, auf die Stuttgarter Wünsche einzugehen und selten gespielte Werke eigens für die Festtage einzustudieren. In Zeiten austauschbarer Programme und mächtiger Künstleragenturen sei dies alles andere als selbstverständlich, unterstreicht Schedensack.

Hinter dem in diesem Jahr präsentierten «Musikschatz Baden-Württemberg» verbirgt sich auch viel Forschungsarbeit. Einige Schätze mussten erst in Bibliotheken gehoben und aus alten Partituren die Orchesterstimmen herausgeschrieben werden. Die acht Konzerte von Donnerstag bis Sonntag «schöpfen aus dem reichen Fundus von Renaissance bis Frühromantik», erläutert Elisabeth Schedensack. Im 17. und 18. Jahrhundert habe Stuttgart viele große Namen angelockt, darunter Niccolò Jommelli. Er sollte ursprünglich mit einer Opernproduktion gewürdigt werden. Aber dafür reichte dann das Geld schon nicht mehr.

(Programm im Internet: www.musikpodium.com; Karten sind noch für alle Konzerte verfügbar. Telefonische Bestellungen unter 0711/23 91
39-4)
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