Nürnberg - Der Pariser Opernstreit um den oberpfälzischen Komponisten Christoph Willibald Gluck ist legendär - und wirkt bis heute nach: Die sechsten Gluck-Opern-Festspiele in Nürnberg stehen von Samstag an unter dem Motto «Zeitkultur/Streitkultur». Eröffnet werden die zweiwöchigen Festspiele mit dem lettischen Opernstar Elina Garanca und Werken von Georges Bizet, Jules Massenet und Camille Saint-Saëns.
Bis zum 30. Juli folgen 16 Veranstaltungen in der Region. Drei der Opern, ein Ballett und ein kurzes Chor-Werk stammen aus der Feder des südlich von Nürnberg geborenen Gluck (1714-1787).
«Im 18. Jahrhundert hat man sich permanent gestritten», sagt Christian Baier, künstlerischer Leiter der Festspiele. Einer dieser Konflikte war der Opernstreit, der von Anhängern der Komponisten Christoph Willibald Gluck und Niccolò Piccinni ausgetragen wurde: Wer schreibt die schöneren Opern? Dieser Streit sei Ausgangspunkt für das Thema des diesjährigen Festivals gewesen, sagt Baier. Denn: «Konstruktiv streiten heißt einen Schritt weiter gehen.»
Gleich dreimal wird diesmal die «Iphigenie» aufgeführt - von Gluck, Piccinni und Luigi Cherubini. Glucks «Iphigenie en Tauride» von 1779 gibt es am 22. Juli in Fürth erstmals seit 116 Jahren in der Fassung des damals jungen Richard Strauss zu sehen. Die «Iphigenie» von Glucks Gegenspieler Piccinni (18. Juli, Nürnberg) ist eine deutsche Erstaufführung. Und Cherubinis «Iphigenie» (23. Juli, Würzburg) galt schon als verschollen. «Ein Festival ist dazu da, weiße Flecken zu füllen», sagt Baier. Zum Pariser Opernstreit und seinen Folgen gibt es am 19. Juli in Nürnberg auch ein Symposion.
Eine weitere deutsche Erstaufführung ist Glucks Be- und Umarbeitung seiner Erfolgsoper «Orpheus und Eurydike». 247 Jahre nach der Uraufführung wird sie mit dem Countertenor Valer Sabadus am 26. Juli in Erlangen gespielt. Die französische Compagnie de danse L'Éventail und das Musiktheater im Revier aus Gelsenkirchen zeigen Gluck als Erneurer des Tanzes.