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Grönemeyers «Mensch»-Tour knackt Millionenmarke in Rekordzeit

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Sehnsucht kann man nicht verlernen. Nach fast vier Jahren Pause kehrt Herbert Grönemeyer am Freitag auf die Tour-Bühne zurück - und bei seinen Fans brechen schon vorher alle Dämme.

Berlin (ddp). Das neue Album «Mensch» knackte im September nicht einmal drei Wochen nach seiner Veröffentlichung die Millionenmarke, wurde das schnellstverkaufte Millionenalbum der deutschen Musikgeschichte und wird bald die zweite Million überschreiten. Die Konzert-Tour «Das Beste von Gestern bis Mensch» 2002/2003 wird ebenfalls ein Millionenpublikum haben.

Doch nicht nur seine deutschen Fans will der im Kulturschmelztiegel Ruhrgebiet groß gewordene Grönemeyer zufrieden stellen. Mit seinem Album «Mensch» aus Balladen, Mainstream-Rock, Brit-Pop und Trip-Hop verfolgt er auch das Ziel, sich als deutschsprachiger Künstler im Ausland vorzustellen. «Es ist mein Traum, irgendwann deutsch singend überall zu spielen», verriet er kürzlich in der Zeitschrift «Musikexpress». Wegen Deutschlands Nazi-Vergangenheit sei dies jedoch immer noch schwierig: «Die deutsche Sprache stößt - ganz anders als die französische, italienische oder spanische - zunächst mal auf Vorbehalte im Ausland.»

Mit Auftritten wie in Paris oder Amsterdam wagt Grönemeyer bewusst den Sprung dorthin, wo deutsche Massenbegeisterung immer noch auf Skepsis stößt. Er weiß dabei um seinen guten Ruf. 1994 war er als deutsch singender Star der erste Künstler vom europäischen Festland, der bei MTV ein «unplugged»-Konzert gab. Wie sehr ihm die deutsche Popmusik am Herzen liegt, dokumentierte er vor zwei Jahren, als er auf seinem Label Grönland eine aufwändige, achtteilige CD-Zusammenstellung «Pop 2000 - 50 Jahre deutsche Popmusik und Jugendkultur» herausbrachte.

Die Themen seiner Lieder sind nicht zuletzt der Grund, warum es Grönemeyer gelingt, Grenzen zu überwinden - in Deutschland und darüber hinaus. Sein innerstes Seelenleben hat er in Titeln wie «Flugzeuge im Bauch», «Marie» oder «Halt mich» öffentlich gemacht oder mit ironischen Selbstbespiegelungen wie «Männer» und «Alkohol» für Aha-Erlebnisse gesorgt. Auch mit seiner offenen Kritik an Parteien («Mit Gott»), Lifestyle («Luxus»), Rassismus («Die Härte») oder dem aktuellen Stück «Neuland» über das wiedervereinte Deutschland der Nachwendezeit sucht er immer wieder die Debatte.

Seine Tour «Das Beste von Gestern bis Mensch» wird für Grönemeyer aber auch persönlich eine wichtige Station werden. Denn nach dem Tod seiner Frau Anna und seines Bruders Wilhelm im November 1998 und der noch kurz danach durchgezogenen Frühjahrstour 1999 zum letzten Album «Bleibt alles anders» hatte er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. «Eine Spannung zwischen nach wie vor starker Verzweiflung und Melancholie und Zuversicht» beherrsche ihn, beschrieb er kurz vor dem Albumstart vom «Mensch» seine Verfassung.

Peter Leveringhaus
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