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«Einen Plattenvertrag bitte!» - Hip-Hop-Künstler lernen die Spielregeln des Musikgeschäfts - Workshops in Hagen
Hagen (ddp-nrw). «Einen Plattenvertrag bitte!» So einfach funktioniert es nicht, wie die meisten Jungmusiker wissen. Stattdessen müssen sie vor allem lernen, Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen. Genau hier setzt das dritte «HipHopWatch»-Projekt der Jugendbildungsstätte Berchum in Hagen an. Bei dem vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten Festival soll jungen Hip-Hop-Künstlern Ende Oktober beigebracht werden, wie das Musikgeschäft «so läuft».Das Projekt will mit Probeaufnahmen, Workshops und einem Abschlusskonzert die Lücke zwischen Proberaum und Musikindustrie schließen. «Der Plattenvertrag ist schon das große Ziel der meisten», erläutert Omid Yousefi, Mitveranstalter und selbst DJ. «Aber wir wollen nicht die Frage beantworten \'Wie bekomme ich einen Vertrag?\', sondern vor allem wollen wir die Musiker vernetzen. Außerdem sollen sie lernen, wie man professionell arbeitet.»
Hierzu gibt es vom 29. bis zum 31. Oktober Workshops zu Themen wie «Musikbusiness und bandeigenes Management» oder «Musikproduktionen und Sounddesign». Dozenten sind größtenteils Teilnehmer aus vergangenen Jahren, die es inzwischen geschafft haben, Fuß zu fassen, und ein Album aufgenommen haben.
Völlige Anfänger wollen die Veranstalter nur ungern. Musiker, die sich bewerben, sollten ein «ernsthaftes Interesse» mitbringen - das heißt, schon kleinere Auftritte hinter sich haben und Demokassetten vorlegen können. Besonders wichtig beim Hip Hop sind eigene Texte. Wo Rockbands auch schon mal ein Coverstück spielen dürfen, ist beim Rappen Originalität Pflicht.
Doch trotz hoher Ansprüche «müssen wir stark filtern, wen wir nehmen. Es haben sich bisher schon 60 Hip-Hop-Bands, sogenannte \'Crews\', beworben. Wir können aber nur sieben bis zehn nehmen», ärgert sich Yousefi. «Kapazitäten und Fördermittel sind leider sehr begrenzt.»
«Am ersten Tag des Projektwochenendes wird nicht lange gefackelt, es geht sofort auf die Bühne», kündigen die Organisatoren im Internet an. Denn die Musik soll nicht zu kurz kommen. Unter professioneller Anleitung der «HipHopWatcher», Experten aus der Musikbranche, können die Crews, Rapper, DJs und Produzenten aus NRW an ihrem Sound feilen. Denn der Auftritt wird aufgezeichnet und am nächsten Tag einer Manöverkritik unterzogen.
Mit dem neu erworbenen Wissen geht es dann am Samstag auf eine «richtig große Bühne», nämlich die der Bochumer Discothek «Matrix». Bei einem Eintrittspreis von drei Euro rechnet Yousefi mit 700 Zuschauern - mehr passen nicht hinein. So sollen die Crews «natürlich wachsen», also vom Jugendcafé über kleinere Discos bis zum großen Ziel: Plattenvertrag, Chartplatzierung und Konzerte in ausverkauften Hallen.
Anmeldungen - mit Demo und Bandinfo - werden bis zum 7.Oktober angenommen. Wer es dieses Jahr nicht schafft, zu den Auserwählten zu gehören, hat noch ein Jahr Zeit, um sich auf den vierten «HipHopWatch» in 2005 vorzubereiten.
Leif Heussen
http://www.hip-hop-watch.com