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Der 1996 verstorbene Komponist Gottfried von Einem wird posthum von der Israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem mit dem Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern" ausgezeichnet.
orf - Die Auszeichnung wird laut einer Aussendung des Kunst-Staatssekretariats am Freitag im Rahmen einer Gedenkstunde in Berlin von der israelischen Botschaft in Deutschland überreicht.Kunststaatssekretär Franz Morak würdigte Einems musikalisches Wirken, seine Verdienste um die Entwicklung der zeitgenössischen Musik und sein friedenspolitisches Engagement als "beispielgebend".
Mit dem Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern" möchte die Gedenk- und Forschungsstätte Yad Vashem jener gedenken, die sich mit persönlichem Einsatz für die Rettung von Juden eingesetzt haben. Die Auszeichnung umfasst eine Medaille und eine Urkunde sowie die Verewigung des Namens auf der Memorial-Wall im "Garten der Gerechten" in Yad Vashem. Dieser Ehrentitel ist die höchste Auszeichnung, die Israel an Nicht-Juden vergibt.
Morak erinnerte daran, dass vor allem die 13 monatige Gestapohaft von Einems Mutter sowie dessen eigenen Erfahrungen während seiner Inhaftierung durch die Nationalsozialisten "einschneidender Impuls und bestimmender Auftrag seiner Tonkunst" gewesen seien.
Gottfried von Einem wurde 1918 in Bern (Schweiz) geboren. Gegen Kriegsende übersiedelte er nach Österreich. Seine 1947 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführte Oper "Dantons Tod" brachte ihm schlagartig internationale Berühmtheit ein - ein Welterfolg, der sich 1971 mit dem "Besuch der alten Dame" wiederholen sollte.
Ab 1953 lebte Einem in Wien, wo er von 1963 bis 1972 eine Professur für Komposition an der Musikhochschule innehatte. 1966 heiratete er die Schriftstellerin Lotte Ingrisch. Seiner ersten Ehe mit der 1962 verstorbenen Liane von Bismarck entstammt der ehemalige Wissenschaftsminister Caspar Einem (S). Gottfried von Einem starb am 12. Juli 1996 in seinem Haus in Oberdürnbach (Bezirk Hollabrunn).